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Reise durch die Sonnenwelt

Reise durch die Sonnenwelt

Titel: Reise durch die Sonnenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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führt, und im Süden die Ufer von dem Golf von Gabes ab bis zu der nämlichen Stelle. Im Süden sind wir zwar längs der alten afrikanischen Küste hin gesegelt, kennen aber die neue Grenze noch nicht. Wer weiß, ob uns nach Süden jeder Zugang abgeschlossen und ob nicht eine der fruchtbaren Oasen der Sahara der Vernichtung entgangen ist? Vielleicht haben Italien, Sicilien, der Archipel der Balearen oder die großen Inseln des Mittelmeeres der Katastrophe widerstanden, und es scheint mir gerathen, uns darüber zunächst Aufklärung zu verschaffen.
    – Deine Bemerkungen sind zutreffend, Prokop, sagte Graf Timascheff, es scheint auch mir unumgänglich nöthig, die hydrographische Aufnahme des neuen Meeresbassins zu vervollständigen.
    – Ich füge mich gern, setzte Kapitän Servadac hinzu. Vor Allem müssen wir freilich wissen, ob es nothwendig ist, unsere Auskundschaftung vollkommen zu Ende zu führen, bevor wir nach der Insel Gourbi zurückkehren.
    – Ich bin der Ansicht, bemerkte Lieutenant Prokop, wir benutzen die Dobryna noch so lange, als sie uns Dienste leisten kann.
    – Was willst Du damit sagen? fragte Graf Timascheff.
    – Nun, daß die Temperatur allmälig abnimmt, daß die Gallia eine Bahn einhält, die sie von der Sonne mehr und mehr entfernt, und daß sie bald einer ganz ungewöhnlichen Kälte ausgesetzt sein wird. Dann muß das Meer zufrieren und jede Beschiffung desselben unmöglich werden. Ihnen sind ja die Schwierigkeiten einer Reise über das Eis hinlänglich bekannt. Empfiehlt es sich also nicht, unsere Entdeckungsfahrt so lange fortzusetzen, als wir noch freies Wasser finden?
    – Du hast recht, Prokop, bestätigte Graf Timascheff. Sehen wir zu, was von dem alten Continente übrig ist, und wurde irgend ein Stückchen von Europa verschont, schmachten irgendwo noch einige unglückliche Ueberlebende, denen wir Hilfe zu bringen vermöchten, so muß uns darüber Klarheit werden, bevor wir nach dem Ueberwinterungshafen zurückkehren.«
    Gewiß war es ein Gefühl von Edelmuth, das Graf Timascheff unter diesen Verhältnissen leitete, vorzüglich an seines Gleichen zu denken. Doch wer weiß? dachte der nicht auch an sich selbst, der sich jetzt Anderer erinnerte? Zwischen den Personen, welche die Gallia durch den unendlichen Weltraum führte, konnte ja eine Verschiedenheit der Race oder der Nationalität nicht mehr Geltung haben. Sie bildeten ja die Repräsentanten ein und desselben Volkes, ja eigentlich derselben Familie, denn es mochten ihrer nur wenige Ueberlebende von der alten Erde noch vorhanden sein. Doch, wenn es deren noch gab, so mußten Alle zusammentreten, ihre Kräfte dem gemeinsamen Wohle widmen und, sollte jede Hoffnung schwinden, einmal wieder nach der Erdkugel zu gelangen, auf dem neuen Gestirne eine neue Menschheit zu bilden und zu gründen suchen.
    Am 25. Februar verließ die Goëlette den kleinen Schlupfhafen, in dem sie eine Zeit lang Zuflucht gesucht hatte. Längs des nördlichen Ufers dampfte sie mit voller Kraft nach Osten. Eine scharfe Brise machte die Kälte recht empfindlich. Das Thermometer hielt sich im Mittel auf zwei Grad unter Null. Glücklicher Weise erstarrt das Meer erst bei einer niedrigeren Temperatur als Süßwasser und bot also der Fahrt der Dobryna keinerlei Hindernisse. Immerhin mußte man jetzt eilen.
    Die Nächte waren sehr schön. Wolken schienen sich in der nach und nach abgekühlten Atmosphäre nur schwerer bilden zu können. Am Himmel leuchteten die Sternbilder in unvergleichlicher Klarheit. Wie es Lieutenant Prokop als Seemann nur mit Bedauern sehen konnte, daß der Mond auf immer verschwunden war, so hätte sich dagegen ein Astronom, der die Räthsel der Sternenwelt zu lösen sucht, gewiß ob dieser ungetrübten Reinheit der GalliaNächte beglückwünscht.
    Entbehrten nun die Insassen der Dobryna auch des Mondes, so wurde ihnen dafür gleichsam in Scheidemünze Ersatz. Zu jener Zeit fiel ein wahrhafter Hagel von Sternschnuppen – eine unendlich größere Anzahl, als die irdischen Beobachter während der August-und November-Perioden zu Gesicht bekommen. Wenn nach Olmsted’s Berichten im Jahre 1833 am Horizonte von Boston 34,000 solcher Asteroïden auftauchten, so durfte man diese Zahl hier mindestens verzehnfachen.
     

    Es war ein Stück gelblicher Marmor. (S. 148.)
     
    Die Gallia durchschnitt offenbar den mit der Erdbahn nahezu concentrischen, aber außerhalb derselben gelegenen Ring dieser kleinen Weltkörper. Die leuchtenden Meteore schienen für

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