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Reise durch die Sonnenwelt

Reise durch die Sonnenwelt

Titel: Reise durch die Sonnenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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das Auge des Beobachters etwa vom Algol, einem Sterne in dem Bilde des Perseus, auszugehen und entbrannten, in Folge ihrer ungeheuren Geschwindigkeit und der dadurch bedingten Reibung an der Atmosphäre der Gallia, in ganz außergewöhnlichem Glanze. Ein Bouquet von einer Million Raketen, das Meisterwerk eines Ruggieri, hätte mit der Pracht dieser Meteore noch immer keinen Vergleich ausgehalten. Die Küstenfelsen, deren metallische Oberfläche jene leuchtenden Körperchen wiederspiegelte, erschienen wie gebadet in Lichtglanz, und das Meer blendete die Augen, als fielen feurige Schlossen in dasselbe.
    Das Wunderschauspiel währte freilich nur vierundzwanzig Stunden, da sich die Gallia von der Sonne gar so schnell entfernte.
    Am 26. Februar wurde die Dobryna in ihrem Wege nach Osten durch eine vorliegende Küste aufgehalten, welche sie etwa bis zur Südspitze des früheren Corsica von ihrem Course abzufallen nöthigte. Von Corsica selbst fand sich ebenfalls keine Spur. An der Stelle Bonifacios dehnte sich nur ein ödes Meer aus. Am 27. aber wurde im Osten, einige Meilen unter dem Winde der Goëlette, ein Inselchen signalisirt, das man, wenn es seine Entstehung nicht einem ganz neuerlichen Processe verdankte, seiner Lage nach für die Nordspitze Sardiniens halten konnte.
     

    Ein wahrhafter Hagel von Sternschnuppen. (S. 151.)
     
    Die Dobryna dampfte auf das felsige Eiland zu. Ein Boot wurde herabgelassen. Bald schifften sich Graf Timascheff und Kapitän Servadac an einer kleinen, grünen, etwa ein Hectar umfassenden Fläche aus. Da und dort erhoben sich einige Myrthen-und Mastixbäume, über welche noch einzelne alte Olivenbäume hinausragten. Uebrigens schien sie kein lebendes Wesen zu bergen.
    Schon wollten die beiden Männer das Eiland verlassen, als die Stimme eines Thieres an ihr Ohr schlug und sie eine zwischen den Steinen umherkletternde Ziege bemerkten.
    Es war das einzige Exemplar jener Hausziegen, welche mit Recht »des Armen Kühe« genannt werden; ein junges Thier, mit kleinen, regelmäßig gebogenen Hörnern, das, weit entfernt vor den Besuchern zu entfliehen, ihnen im Gegentheil entgegenlief, und durch seine Sprünge und sein Meckern dieselben einzuladen schien, ihm zu folgen.
    »Diese Ziege lebt auf dem Eilande nicht allein! rief Hector Servadac. Wir wollen ihr nachgehen!«
    Es geschah. Wenige hundert Schritte weiterhin gelangten Kapitän Servadac und Graf Timascheff zu einer Art Höhle, welche einige Mastixbäume fast ganz verdeckten.
    Dort guckte ein Kind von sieben bis acht Jahren mit großen schwarzen Augen, das Haupt umschattet von reichem, nußbraunem Haar und reizend wie die lieblichen Gestalten von Murillo’s Pinsel auf den Himmelfahrtsbildern, ohne zu große Scheu zu zeigen, durch die Zweige.
    Nachdem es die beiden Wanderer wenige Augenblicke betrachtet hatte, wobei deren Erscheinung ihm mehr Erstaunen als Schrecken einzuflößen schien, erhob sich das kleine Mädchen und lief mit vorgestreckten Händen freundlich auf sie zu.
    »Ihr seid nicht bös? sagte sie mit weicher, ebenso wohllautender Stimme, wie die italienische Mundart, welche sie sprach. Ihr werdet mir nichts thun? Ich brauche mich nicht zu fürchten?
    – Nein, mein Kind, erwiderte der Graf auf italienisch, wir sind und wollen Dir nur Freunde sein!«
    Er musterte einige Augenblicke das nette Mädchen.
    »Wie heißt Du, Schätzchen? fragte er.
    – Nina.
    – Kannst Du uns sagen, wo wir sind, Nina?
    – Auf Madalena, antwortete die Kleine. Hier befand ich mich, als sich Alles wie mit einem Schlage veränderte.«
    Madalena war eine Insel in der Nähe von Caprera, im Norden Sardiniens, das bei der grenzenlosen Zerstörung untergegangen war.
    Einige Fragen, auf welche Nina sehr verständig antwortete, belehrten den Grafen Timascheff, daß jene auf der Insel allein sei, keine Eltern habe, und daß sie eben für einen Grundbesitzer hier eine Heerde Ziegen weidete, als im Augenblick der Katastrophe Alles um sie her verschwand, bis auf das kleine Fleckchen Erde, auf dem sie und Marzy, ihr Liebling, gerettet zurückblieben; daß sie sich zuerst gewaltig gefürchtet, dann aber beruhigt und Gott gedankt habe, daß sich die Erde nicht mehr bewegte. Darauf hatte sie sich, so gut es anging, mit ihrer Marzy einzurichten gesucht. Glücklicher Weise besaß sie einige Lebensmittel, welche bis jetzt ausgereicht hatten, während sie Tag für Tag darauf hoffte, daß ein Schiff kommen würde, sie abzuholen. Jetzt wünschte sie also nur, freilich nicht

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