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Reise durch die Sonnenwelt

Reise durch die Sonnenwelt

Titel: Reise durch die Sonnenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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ohne ihre Ziege, mitgehen zu können, um so bald als möglich nach der Meierei, zu der sie gehörte, zurückzukehren.
    »Nun, da hätten wir ja einen recht hübschen Bewohner der Gallia mehr!« sagte Kapitän Servadac, der das kleine Mädchen freundlich umarmte.
    Eine halbe Stunde später waren Nina und Marzy an Bord der Goëlette untergebracht, wo Jeder, wie man sich denken kann, für den Empfang sein Bestes that. Man sah das Auffinden dieses Kindes für eine günstige Vorbedeutung an. Die im Allgemeinen sehr frommen und abergläubischen russischen Matrosen betrachteten sie wie eine Art guten Engel, und mehr als Einer gab sich Mühe, zu sehen, ob sie nicht auch Flügel habe. Vom ersten Tage ab nannten sie unter sich das Kind nur »die kleine Madonna«.
    Binnen wenigen Stunden hatte die Dobryna Madalena aus dem Gesichte verloren und traf bei südöstlichem Course wieder auf das neue Ufer, welches etwa fünfzig Lieues (= 30 Meilen) vor der früheren italienischen Küste emporstieg. An Stelle der Halbinsel, von der sich keine Spur mehr fand, war also offenbar ein neuer Continent getreten. Unter dem Breitengrade von Rom schnitt indeß ein tiefer Golf bis jenseit der Stelle ein, welche die ewige Stadt etwa einnahm. Weiterhin berührte die neue Küste das frühere Meer erst in der Höhe von Calabrien wieder und verlief dann bis unter das Ende des früheren Landes. Aber nichts zeigte sich mehr von dem Leuchthurme zu Messina, nichts von Sicilien, nicht einmal mehr der enorme Gipfel des Aetna, der sich früher doch 3350 Meter über das Meer erhob.
    Sechzig Lieues (= 36 Meilen) südlicher fand die Dobryna jene Meerenge wieder, welche ihr damals während des Sturmes zur Rettung wurde und deren östliche Mündung sich nach dem Meere von Gibraltar zu öffnete.
    Von hier aus bis zu dem Engpaß von Gabes hatten die Seefahrer die neue Begrenzung des Mittelmeeres schon aufgenommen. Da Lieutenant Prokop Veranlassung hatte, mit seiner Zeit zu geizen, durchschnitt er das Meer jetzt in gerader Linie bis zu dem Breitengrade, wo er auf die noch nicht besuchten Küsten des neuen Continentes stieß.
    Man schrieb jetzt den 3. März.
    Während das neue Ufer hier ungefähr Tunis begrenzte, verlief es weiterhin etwa in der Höhe von Constantine quer durch die Oase von Ziban. Dann erhob es sich im schroffen Winkel wieder bis zum zweiunddreißigsten Grade und bildete daselbst einen unregelmäßig aus den enormen mineralischen Massen ausgeschnittenen Meerbusen. Noch weiter erstreckte es sich in der Ausdehnung von nahezu dreißig Meilen durch die frühere algierische Sahara und näherte sich dabei im Süden der Insel Gourbi mit einer Spitze, welche für die natürliche Grenze Marokkos anzusehen gewesen wäre; wenn Marokko überhaupt noch vorhanden war.
    Hier mußte man längs dieser Spitze nach Norden hinausfahren, um dieselbe zu doubliren. Auf dem Wege dahin aber wurden die Reisenden Zeugen einer vulkanischen Erscheinung, deren Vorkommen auf der Gallia sie hiermit zum ersten Male constatirten.
    Ein feuerspeiender Berg bezeichnete jene Landspitze und erhob sich auf etwa dreitausend Fuß. Als erloschen war er nicht zu betrachten, denn über seinem Kopfe wälzten sich noch Rauchwolken dahin, wenn auch keine Flammen aufzulodern schienen.
    »Die Gallia besitzt also auch ihr inneres Feuer! rief Kapitän Servadac, als der Vulkan durch die Schiffswache der Dobryna signalisirt wurde.
    – Und warum nicht, Kapitän? antwortete Graf Timascheff, da die Gallia nichts als ein Bruchstück der alten Erdkugel darstellt, warum sollte sie nicht auch einen Theil von deren Centralfeuer mit sich fortgeführt haben, wie sie einen Theil der Atmosphäre, der Meere und Continente derselben entführte?
    – Leider nur einen sehr kleinen Theil, bemerkte Kapitän Servadac, doch hoffentlich einen hinreichend großen für die Bedürfnisse ihrer thatsächlichen Bevölkerung.
    – Da fällt mir ein, fuhr Graf Timascheff fort, daß wir bei unserer Rundfahrt ja auch wieder nach Gibraltar kommen könnten, halten Sie es für rathsam, jene Engländer von dem neuen Zustand der Dinge und von den nothwendigen Folgen desselben zu unterrichten?
    – Wozu? erwiderte Kapitän Servadac. Diese Herren wissen, wo die Insel Gourbi liegt und können dahin kommen, wenn es ihnen beliebt. Sie leiden ja keinen Mangel, sondern haben überreichliche Hilfsmittel, welche sie für lange Zeit sicherstellen. Höchstens zweiundsiebzig Meilen trennen ihr Eiland von unserer Insel, und wenn das Meer erst

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