Reise durch die Sonnenwelt
finden suchen, einen Zufluchtsort, welcher von Natur etwas warm blieb, da in demselben wegen Mangels an Heizmaterial an eine Erhöhung der Temperatur nicht zu denken war.
Die Spanier und Russen gingen eifrig an die Arbeit. (S. 184.)
Einen hinreichenden Schutz konnten den Bewohnern der Insel Gourbi nur tiefe unterirdische Gänge gewähren. Wenn sich die Oberfläche der Gallia mit einer dicken Eiskruste bedeckte, so mußte diese als ein schlechter Wärmeleiter die Temperatur in der Tiefe auf einem erträglichen Grad erhalten. Dort würden Kapitän Servadac und seine Gefährten allerdings ein wahrhaftes Troglodytenleben führen, sie hatten aber bezüglich der Wohnung keine andere Wahl.
Zum Glück befanden sie sich nicht in derselben Lage wie die Forschungsreisenden oder Walfischfahrer in den Polarmeeren. Wenn diese zu überwintern gezwungen sind, fehlt ihnen meist der feste Boden unter den Füßen. Sie leben dann auf einem eisbedeckten Meere und sind nicht im Stande, in dessen Tiefe eine Zuflucht vor der Kälte zu suchen. Entweder verkriechen sie sich dann in ihre Schiffe oder errichten Blockhäuser von Holz und Schnee, sind aber in jedem Falle sehr ungenügend gegen die Einwirkung der Kälte geschützt.
Hier auf der Gallia dagegen bot sich ein fester Boden, und wenn sie sich ihre Winterwohnung einige hundert Fuß unter der Oberfläche aushöhlten, konnten die Bewohner der Gallia sicher sein, auch der strengsten Kälte ohne Beschwerde Trotz zu bieten.
Die Arbeiten wurden also sofort begonnen. Axt, Schaufel, Spaten und Werkzeuge der verschiedensten Art fehlten, wie wir wissen, im Gourbi nicht, und unter Leitung Ben-Zouf’s als Werkführer gingen die spanischen Majos und die russischen Matrosen hurtig an’s Werk.
Da sollten aber die Arbeiter und der Ingenieur Servadac eine unerwartete Enttäuschung erfahren.
Der zur Ausschachtung der Wohnung gewählte Ort lag rechts von dem Wachthause, wo der Erdboden in einer leichten Erhebung aufstieg. Am ersten Tage ging die Fortschaffung des Erdreiches ohne Schwierigkeiten vor sich. Als man aber eine Tiefe von etwa acht Fuß erreichte, stießen die Leute auf eine so harte Masse, daß ihre Werkzeuge derselben nicht das Geringste anhaben konnten.
Ben-Zouf machte Hector Servadac und Graf Timascheff hiervon Meldung, und diese erkannten in der betreffenden Substanz sehr bald ganz dasselbe Material, welches ebensowohl die Küsten als auch den Untergrund des Gallia-Meeres bildete. Offenbar bestand aus ihr also auch die eigentliche Masse des ganz neuen Weltkörpers. Auf jeden Fall mangelte es an allen Mitteln, den Boden tief genug auszuhöhlen. Auch das gewöhnliche Schießpulver möchte kaum hingereicht haben, diese metallenen Unterlagen wirksam anzugreifen, welche bei ihrer Granithärte mindestens des Dynamits bedurft hätten, um sie zu sprengen.
»Zum Teufel, was mag das für ein Mineral sein? rief Kapitän Servadac, und wie kann ein Stück unserer alten Erdkugel dieses Material enthalten, das wir nicht einmal zu bezeichnen wissen?
– Wahrhaftig, es ist ganz unerklärlich, antwortete Graf Timascheff, doch wenn es uns nicht gelingt, eine Wohnung im Boden auszuhöhlen, so steht uns der Tod bald vor der Thür!«
In der That, beruhten die Zahlenangaben des aufgefangenen Documentes auf Wahrheit und vergrößerte sich nach den Gesetzen der Himmelsmechanik der Abstand der Gallia von der Sonne immer noch mehr, so mußte das Asteroïd von letzterer jetzt wenigstens hundert Millionen Lieues (= 60 Mill. Meilen) entfernt sein, d.h. fast genau dreimal so weit, als die Erde während ihres Apheliums von dem Centralkörper. Man begreift unschwer, in welchem Grade die Wärme und das Licht der Sonne unter diesen Verhältnissen abnehmen mußten. Freilich entfernte sich in Folge der Achsenstellung der Gallia, welche nahezu neunzig Grad erreichte, die Sonne niemals von ihrem Aequator, und die Insel Gourbi genoß diese Vortheile, weil sie unter der Parallele Null lag. Unter dieser Zone mußte demnach ein ewiger Sommer herrschen, aber trotz alledem konnte die große Entfernung von der Sonne deshalb nicht ausgeglichen werden und die Lufttemperatur nahm denn auch zusehends ab. Schon bildete sich zum großen Leidwesen des kleinen Mädchens Eis auf dem Felsen, und es konnte nicht mehr lange währen, bis das ganze Meer zufror.
Bei der später zu erwartenden Kälte, welche 60 Grad (des hunderttheiligen Thermometers) recht leicht noch übersteigen konnte, drohte aber Allen, wenn eine geeignete
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