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Reise durch die Sonnenwelt

Reise durch die Sonnenwelt

Titel: Reise durch die Sonnenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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nichts als eine bewegliche, am Fuße des Fahrenden befestigte Schiene.«
    Inzwischen fiel die Temperatur allmälig weiter und erreichte im Mittel fünfzehn bis sechzehn Grad unter Null. Gleichzeitig mit der Wärme verminderte sich auch das Licht, so als ob die Sonnenscheibe stets von dem Monde, wie bei einer partiellen Finsterniß, bedeckt wäre. Ueber alle Gegenstände war nur eine Art Zwielicht gegossen, was einen recht betrübenden Anblick gewährte und moralisch so niederschlagend wirkte, daß man alle Ursache hatte, dagegen anzukämpfen.
    Wie sollten auch die von der Erdkugel Verbannten nicht an ihre Verlassenheit denken, da sie früher mitten im Strome des Menschenlebens existirt hatten? Wie hätten sie vergessen können, daß die schon so viele Millionen Meilen von der Gallia wandelnde Erde sich weiter und weiter von ihnen entfernte? Durften sie annehmen, jene überhaupt einmal wieder zu sehen, da dieser von ihr losgesprengte Block immer tiefer und tiefer in den interplanetarischen Weltraum eindrang? Jetzt sicherte sie sogar noch nichts davor, daß sie einst aus der Sphäre der Sonnenattraction heraustreten und sich nach dem Centrum der Anziehung einer anderen Sonne zu bewegen könnten.
    Graf Timascheff, Lieutenant Prokop und Kapitän Servadac waren übrigens die einzigen Mitglieder der Gallia-Kolonie, welche sich eine solche Eventualität vorstellen konnten. Ihre Begleiter dagegen durchschauten die Geheimnisse und Gefahren der Zukunft nicht so weit und standen, fast ohne jede klare Vorstellung davon, nur unter dem Einflusse einer in den Annalen des Sonnensystems bis jetzt unerhörten Lage. Man mußte sich also entweder durch Arbeiten oder Vergnügungen zu zerstreuen suchen, und so bot jene Uebung im Schlittschuhlaufen eine sehr glückliche Abwechslung gegen die Eintönigkeit der übrigen täglichen Arbeiten.
    Wenn wir sagten, daß alle Bewohner von Warm-Land mehr oder weniger an jener gesundheitsfördernden Leibesübung theilnahmen, so erleidet das doch eine Ausnahme bezüglich Isaak Hakhabut’s.
    Trotz aller Rauheit der Temperatur war der Jude seit der Hierherfahrt von der Insel Gourbi noch nicht wieder zum Vorschein gekommen. Entsprechend Kapitän Servadac’s Verbote, sich jedes Umganges mit ihm streng zu enthalten, hatte ihn auch Niemand auf der Hansa aufgesucht. Eine dünne Rauchsäule nur, welche aus dem Ofenrohre seiner Cabine aufstieg, verrieth noch seine Anwesenheit an Bord. Es kostete ihm das freilich seinen eigenen Vorrath an Heizmaterial, so gering dieser auch war, während ihm doch im Nina-Bau die vulkanische Wärme umsonst zur Verfügung stand. Er scheute aber sogar diese erhöhten Kosten nicht, um nur auf der Hansa bleiben zu können, statt das gemeinschaftliche Leben außerhalb der Tartane zu theilen. Wer hätte während seiner Abwesenheit denn die kostbare Ladung überwacht?
    Uebrigens lagen die Tartane und die Goëlette so vorzüglich, daß sie auch der Unbill eines überlangen Winters widerstehen konnten. Lieutenant Prokop hatte auf die Sicherung der Schiffe die größte Sorgfalt verwendet. Fest vertäut in der geschützten Bucht und jetzt von dem starren Eispanzer umklammert, waren sie beide völlig unbeweglich. Man hatte auch die Vorsicht gebraucht, das Eis neben und unter ihrem Rumpfe schräg abzuhacken, so daß dieses nur am Kiel in directer Verbindung stand, ein Verfahren, welches die Ueberwinternden in arktischen Meeren stets einzuhalten pflegen. So sicherte man die Fahrzeuge vor der Pressung des Eises, die sie sonst leicht eindrückt. Hob sich das ganze Eisfeld, so mußten Goëlette und Tartane mit emporsteigen, bei etwa eintretendem Thauwetter aber ebenso in ihre Schwimmlinie langsam zurücksinken.
    Das Gallia-Meer war jetzt also in seiner ganzen Ausdehnung zugefroren und hatte sich Lieutenant Prokop gelegentlich seines letzten Besuches der Insel Gourbi auch überzeugen können, daß auch nach Norden, Osten und Westen keine Grenzen des Eisfeldes zu sehen waren.
    Eine einzige Stelle dieses ungeheuren Bassins blieb allein von dieser Erstarrung frei: jener Teich, wenn man so sagen darf, am Fuße der Hauptaushöhlung, in den sich ununterbrochen der glühende Lavastrom ergoß. Hier blieb das Wasser in seinem Felsenrahmen stets vollkommen offen, und begannen sich da und dort unter dem Einflusse der strengen Kälte ja einige Eisnadeln zu bilden, so verzehrte sie das Feuer doch im nächsten Augenblicke wieder. Das Wasser zischte und verflüchtigte sich in Berührung mit der Lava und eine

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