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Reise durch die Sonnenwelt

Reise durch die Sonnenwelt

Titel: Reise durch die Sonnenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Ebene aus, denn der Wind schwieg vollständig, als ob die Luftgase durch die Kälte der höheren Schichten erstarrt wären. Ein kleiner, leicht durch den Nebel der Ferne schimmernder Punkt bezeichnete die Stelle der Insel Gourbi. Nach Osten und Westen zu erstreckte sich die wie immer leere, schweigsame Wasserfläche.
    Gegen Süden endlich verlor sich Warm-Land hinter den Grenzen des Horizontes. Dieser Ausläufer des Continentes schien ein großes Dreieck zu bilden, dessen eine Spitze der Vulkan einnahm, während die gegenüberliegende Basis unsichtbar blieb. Von dieser, alle kleinen Unebenheiten ausgleichenden Höhe aus zeigte es sich recht deutlich, daß dieses unbekannte Hinterland so gut wie ganz unwegsam war. Die Millionen schroff aufstrebender hexagonaler Lamellen hätten das Vorwärtskommen selbst eines einzelnen Fußgängers gewiß unmöglich gemacht.
    »Einen Ballon oder Flügel! rief Kapitän Servadac, eines oder das andere brauchen wir, um dieses Territorium näher in Augenschein zu nehmen. Zum Kuckuck! Wir wandeln hier wahrhaftig auf einem nicht minder merkwürdigen chemischen Producte, als die, welche man in Museen unter Glasglocken aufzubewahren pflegt.
    – Bemerken Sie auch, sagte Graf Timascheff, wie die Convexität der Gallia hier weit augenfälliger erscheint und wie kurz in Folge dessen die Entfernung zwischen uns und dem Horizonte ist?
    – Gewiß, Graf Timascheff, antwortete Hector Servadac. Es ist dieselbe Erscheinung, nur in verstärktem Maße, welche mir schon von den höheren Uferfelsen aus auffiel. Für einen Beobachter, dessen Standpunkt sich etwa tausend Meter über der alten Erdoberfläche befände, würde sich der Horizont erst in weit größerer Ferne abschließen.
    – Unsere Gallia ist doch im Vergleich mit dem Erdsphäroïd ein recht winziges Kügelchen, bemerkte Graf Timascheff.
    – Ganz sicher, und dennoch reicht sie für ihre thatsächliche Bevölkerung vollkommen aus, trotzdem, daß der fruchtbare Theil derselben sich auf die dreihundertfünfzig Hectaren cultivirten Landes auf der Insel Gourbi beschränkt.
    – Ja wohl, Kapitän, fruchtbar während zwei oder drei Sommermonaten und unfruchtbar während einer mehrtausendjährigen Winterzeit!
    – Was klagen Sie? fragte Hector Servadac lächelnd. Es hat uns Keiner vor unserer Einschiffung auf der Gallia um Rath gefragt und wir werden wohl am besten thun, als Philosophen die Verhältnisse zu nehmen wie sie sind.
    – Nicht allein als Philosophen, Kapitän, sondern auch als Dankverpflichtete gegen Den, dessen Hand die Lava dieses Vulkanes entzündete.
    Ohne diesen Feuerausbruch würden wir auf der Gallia gewiß sehr bald dem Tode des Erfrierens verfallen.
    – Und ich hege die feste Hoffnung, Graf Timascheff, daß diese Feuer nicht verlöschen werden vor dem Ende …
    – Welchem Ende, Kapitän?
    – Vor dem, das Gott gefällt! Er, nur Er allein kennt es ja!«
    Kapitän Servadac und Graf Timascheff schickten sich nach einem letzten Blicke über das Land und das Meer zur Rückkehr an. Vorher schenkten sie nur dem Krater des Vulkanes noch ihre besondere Aufmerksamkeit. Sie überzeugten sich dabei zunächst, daß die ganze Eruption in wahrhaft merkwürdiger Ruhe vor sich ging. Es begleitete sie kein regelloses Krachen, kein betäubender Donner, der sonst gewöhnlich den Auswurf vulkanischer Massen kennzeichnet. Diese relative Ruhe mußte ihnen nothwendiger Weise auffallen. Die Lava schien nicht einmal im Sieden zu sein. Diese feurig-flüssigen Massen stiegen im Krater in gleichmäßiger Bewegung in die Höhe und flossen ganz ruhig ab wie ein friedlicher See, der seinen Wasserüberfluß durch eine Schleuse abgiebt. Der Krater glich – man verzeihe diesen Vergleich – nicht einem über hellem Feuer stehenden Kessel, dessen Wasser in wirbelnder Bewegung ist, sondern weit eher einer bis zum Rande gefüllten Cuvette, die sich ohne Gewalt und Geräusch entleert. Außer dieser Lava beobachtete man auch keinerlei andere Eruptionsmassen, kein Emporschleudern glühender Steine durch die Rauchwolkenkrone über dem Gipfel des Berges, keine Aschenbestandtheile unter jener, wodurch sich auch das gänzliche Fehlen von Bimssteinen, Obsidianen und anderen plutonischen Erzeugnissen, welche sonst die Umgebung der Vulkane zu bedecken pflegen, hinlänglich erklärte. Ebenso sah man auch nirgends einen sogenannten erratischen Block, da es auf dem Berge bis jetzt noch zu einer Gletscherbildung nicht gekommen war.
    Diese Eigenthümlichkeit erschien Kapitän

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