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Reise nach dem Mittelpunkt der Erde

Reise nach dem Mittelpunkt der Erde

Titel: Reise nach dem Mittelpunkt der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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August waren wir allmälig bis zu einer Tiefe von dreißig Lieues gelangt, das heißt über unserem Kopf waren dreißig Lieues an Felsen, Ocean, Festland und Städten. Wir mußten damals zweihundert Lieues von Island entfernt sein.
    Diesen Tag zeigte sich im Tunnel sehr wenig Fall.
    Ich ging voran. Mein Oheim trug einen der beiden Ruhmkorff’schen Apparate, ich den andern. Ich betrachtete die Granitschichten.
    Auf einmal, als ich mich umsah, fand ich mich allein.
    »Gut, dachte ich, ich bin zu rasch gegangen, oder Hans und mein Oheim sind stehen geblieben. So muß ich sie aufsuchen. Zum Glück geht der Weg nicht merklich aufwärts.«
    Ich ging also meinen Weg zurück, eine Viertelstunde lang. Ich sah um mich. Kein Mensch. Ich rief. Keine Antwort. Meine Stimme verhallte unter einer Menge Echo’s, welche sie plötzlich wach rief.
    Jetzt ward ich unruhig; es überlief mich ein Schauder am ganzen Körper.
    »Nur ruhig, sagte ich laut. Sicherlich werde ich meine Gefährten wieder finden. Es giebt ja nur einen Weg! Da ich voran war, muß ich wieder rückwärts.«
    Eine halbe Stunde lang ging ich in dieser Richtung. Ich horchte, ob man mir nicht zuriefe, und in dieser dichten Atmosphäre konnte ich schon von weitem her es hören. Todesstille herrschte in dem unermeßlichen Gang.
    Ich blieb stehen. Ich konnte nicht glauben, daß ich mich ganz allein befand. Verirrt wollte ich wohl sein, nicht verloren. Verirrt, da findet man sich wieder.
    Ich sagte mir wiederholt: »Da es nur einen Weg giebt und da sie diesen gehen, so muß ich wieder zu ihnen kommen. Ich brauche nur ferner rückwärts zu gehen, es sei denn, daß sie, als sie mich nicht sahen und nicht daran dachten, daß ich vorausging, auf den Gedanken kamen, zurück zu gehen. Nun, selbst in diesem Fall, wenn ich eile, werd’ ich sie wieder finden. Das ist klar!«
    Ich wiederholte mir diese letzten Worte, wie ein Mensch, der nicht überzeugt ist. Uebrigens brauchte ich lange Zeit, um diese so einfachen Gedanken zu verbinden und in Form eines Urtheils zu bringen.
    Nun kam mir ein Zweifel. War ich wirklich voran? Gewiß, Hans folgte mir nach hinter meinem Oheim her. Er war sogar einige Augenblicke stehen geblieben, um sein Gepäck auf seiner Schulter wieder zu befestigen. An alles dies erinnerte ich mich. Ich hätte in dem Augenblick weiter gehen müssen.
    »Uebrigens, dacht’ ich, hab’ ich ja ein sicheres Mittel, mich nicht zu verirren, meinen treuen Bach, der mich in dem Labyrinth leiten kann. Ich brauche nur an ihm aufwärts zurück zu gehen, so muß ich nothwendig meinen Gefährten auf die Spur kommen.«
    Diese Gedanken gaben mir wieder Muth, und ich beschloß, ohne einen Augenblick Zeitverlust mich auf den Weg zu machen.
    Wie pries ich da meines Oheims Vorsicht, als er den Jäger hinderte, das für die Quelle in die Wand gehauene Loch wieder zuzumachen. Also sollte die heilsame Quelle, nachdem sie uns unterwegs erquickt, mich durch die Irrgänge der Erdrinde hindurch führen.
    Bevor ich mich aufmachte, wollte ich mich etwas abwaschen.
    Ich bückte mich, um im Hansbach mein Angesicht zu netzen.
    Man denke sich meine Bestürzung! Ich griff nur auf dürren und rauhen Granit! Der Bach floß nicht mehr zu meinen Füßen.
Siebenundzwanzigstes Capitel.
Im dunkeln Labyrinth.
    Meine Verzweiflung war unbeschreiblich. Kein Wort der menschlichen Sprache könnte meine Gefühle ausdrücken. Ich war lebendig begraben; unter den Qualen des Hungers und Durstes hinzusterben war mein Loos.
    Unwillkürlich berührte ich mit meinen brennenden Händen den Boden. Wie trocken schien dieser Fels!
    Aber wie hab’ ich den Lauf des Baches verfehlt? Denn kurz, er war nicht mehr da! Nun begriff ich den Grund der auffallenden Stille, als ich zum letzten Mal horchte, ob nicht ein Ruf meiner Gefährten zu meinem Ohr dringe. Also hatte ich, als ich den ersten unvorsichtigen Schritt auf diesem Wege ging, die Abwesenheit des Baches nicht bemerkt. Offenbar hatte sich der Weg vor mir gabelförmig getheilt, und ich schlug die eine Richtung ein, während der Hansbach, den Launen einer andern folgend, mit meinen Genossen unbekannten Tiefen zueilte!
    Wie konnte ich zurückkommen? Spuren gab’s keine. Auf diesem Granit drückte sich der Fuß nicht ein. Ich zerbrach mir den Kopf, die Lösung des unlöslichen Problems zu finden. Meine Lage war in dem einzigen Wort begriffen: verloren!
    Ja! Verloren in einer Tiefe, die unermeßlich schien!
    Diese dreißig Lieues dicke Erdrinde lastete mit fürchterlichem

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