Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Reise ohne Ende

Reise ohne Ende

Titel: Reise ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
benutzt, weil er einfach zu leer wirkte. Es war ihnen in den Jahren seit Sturm gelungen, das Schiff in Betrieb zu halten. Die Puhbären – das war die einzige gute Folge von Sturm gewesen – hatten die Verantwortung für die jüngsten Kinder wieder übernommen, und die älteren Kinder waren schichtweise als Boten auf der Brücke beschäftigt. So waren sie irgendwie durchgekommen, aber viel länger konnte es so nicht weitergehen. Nun befanden sie sich wieder in bekannten Bereichen. Sie hatten ihren Pfad in jenen Teil der Galaxis zurückverfolgt, aus dem sie gekommen waren.
    „Wir müssen landen, sobald es geht“, sagte Rae. „Wir brauchen Kinder. Wenn es sein muß, können wir das über die Zentrale finanzieren. Wir brauchen Nachschub. Und wir brauchen…“ Sie sah zu Merrit, die mit ihrer alten Geste zusammenzuckte und ihre verkrüppelte Hand verbarg.
    Sie hat recht, dachte Gildoran. Wir sollten landen und Merrit ihre Chance geben. Wenn wir ihr das Jahr nicht gönnen können, das sie im Tank für ihre neue Hand benötigt, dann sollten wir ihr die Chance geben, zum Erdwurm zu werden, wenn sie das will, und sich die Hand auf einem Planeten zu holen.
    Ich möchte sie nicht verlieren, aber ich kann es auch nicht ertragen, sie so zu sehen. Es war sein Fehler auf Höllenwelt gewesen, der sie verkrüppelt hatte, und sein zweiter Fehler, daß er es nicht gewagt hatte, dem Schiff einen geübten Offizier zu entziehen, wenn er selbst als Kapitän so ungeübt war. Nach Sturm konnten sie es sich nicht mehr leisten, auf Merrit zu verzichten, weil sie zu elend knapp an Besatzungsmitgliedern waren.

    Ich hätte darauf bestehen sollen. Sie hätten sie ja auch entbehren müssen, wenn sie am Kalorotrop gestorben wäre –
    und sie hat uns davor gerettet.

    Jetzt würde es jedenfalls nicht mehr lange dauern, bis sie eine wie auch immer geartete Welt gefunden hatten. Sie waren in Bereiche zurückgekehrt, wo Sonnen so häufig wie Elektronen in einem transuranischen Metallatom waren, und sie hatten nur noch Treibstoff für einige Wochen Flug. Die Entscheidung konnte nicht mehr viel länger hinausgeschoben werden.
    Rae sagte: „Wir können uns einfach das Risiko nicht leisten, auf einem weiteren Planeten zu landen, der sich vielleicht nicht für eine Erschließung eignet. Wir brauchen Kinder. Wir brauchen Nachschub und Brennstoff. Wir brauchen Nachrichten aus dem Kosmos und vom Weltennetz…“

    „Warum?“ fragte Gildorric verächtlich. „Was haben sie mit den Spähern zu tun?“
    Gilrae sagte: „Glaubst du, wir existieren unabhängig vom Weltennetz? Meinst du, wir könnten auf Dauer ohne Kontakt mit ihnen auskommen?“
    „Wenn es sein muß“, sagte Gildorric. „Wir sind Späher. Unser Reisen und unsere Suche macht uns zu Spähern – nicht die Welten, die wir finden.“
    „Er hat recht“, sagte Gilnosta. „Wir können doch nicht verkrüppelt bei irgendeiner Welt angekrochen kommen, die uns aufnimmt, und bei der Zentrale um Nachschub und Hilfe betteln, damit wir durchkommen, bis wir eine neue Welt gefunden haben! Wir sind Späher“, wiederholte sie stolz. „Wir kommen als Eroberer oder gar nicht!“
    „Das ist ein attraktiver Mythos“, sagte Gilrae.
    „Unglücklicherweise ist es nur ein Mythos und wie alle solche Mythen weit von der Wahrheit entfernt. Wir brauchen unter anderem dafür Kontakt mit dem Weltennetz und den Verbindungen des Transmitters, um die Zentrale wissen zu lassen, daß wir noch am Leben und auf der Suche sind. Wie viele Späherschiffe sind einfach spurlos verschwunden? Sollen wir auch abgeschrieben werden?“
    Gildoran fühlte sich ein wenig schockiert. Davon sprach man unter Spähern nicht. Plötzlich fragte er sich, ob die anderen Schiffe wohl zerstört worden waren. Oder hatte jene Verschollenen ihr Leben im Kosmos so ausgefüllt und war ihnen eine Unterbrechung ihrer ewigen Reise mit kurzen Landungen so zuwider, daß sie sich in den endlosen Weiten des Weltraums verloren, jeden Sinn ihres Reisens aufgaben, sich für immer von den Planeten und ihren Bewohnern trennten und sich in grenzenloser Hybris nur noch um ihre eigene Achse drehten…

    Gilrae sagte eindringlich: „Nein! Wir brauchen die Planeten ebenso, wie die Planeten uns brauchen! Wir brauchen den Kontakt mit anderen Spähern. Wir brauchen den Kontakt mit Planetenbewohnern, wir brauchen Kinder – das alles brauchen wir, damit wir Menschen bleiben! Das hält uns davon ab, daß wir vergessen, warum wir Späher sind!“ Ihr Gesicht war

Weitere Kostenlose Bücher