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Reise ohne Ende

Reise ohne Ende

Titel: Reise ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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zugehört und gelernt. Wir haben erfahren, daß ihr nicht, wie wir gedacht hatten, gegen Trauer immun seid, sondern daß ihr es in eurer Kurzlebigkeit gelernt habt – und das ist uns nie gelungen –, mit eurem Wissen um Trauer, Tod und Verlust zu leben und eure Liebe damit zu vertiefen. Wir haben zwar noch nicht erfahren, wie ihr das macht, aber wir haben entdeckt, daß auch wir es versuchen müssen. Auf unserem Leben wird für immer ein Schatten durch den Verlust unserer Schwester sein, und wir können nie mehr ihren Namen aussprechen. Vielleicht aber wird es euch gelingen, uns die Fähigkeit beizubringen, mit dem Wissen um den Tod zu leben, wie ihr das in all den Jahren getan habt, als wir euch liebten, davon aber nichts wußten.“ Die Puhbären umgaben ihn in einem engen Kreis und streckten bittend die Arme aus. „Seid ihr bereit, die Liebe wieder anzunehmen, die wir in unserem Kummer nicht mehr zu geben wußten?“ Das war keine Frage. Die Puhbären waren in Sekunden von den Spähern umringt, die sich in ihre Arme warfen und die einzigen Mütter umarmten, die jeder der Späher jemals gekannt hatte.
    Erst später – sehr viel später – fiel Gildoran wieder die Frage ein. „Gilrannock?“ fragte er Gilnosta und bereitete sich bereits innerlich auf die Nachricht von noch mehr Sterben vor. Wie er jedoch erfuhr, war es vorbei. Alle Sicherheitsvorkehrungen waren getroffen worden, und er konnte sicher sein, daß der Kältetod nicht noch einmal aus dem Grab zuschlagen würde.
    „Ach, der ist am Leben“, sagte Gilnosta, „und bei Bewußtsein.
    Das Kalorotrop geht nicht eher auf einen neuen Träger über, bevor der erste nicht ausgesaugt ist. Wir haben also Gilrannocks Körpertemperatur gesenkt – er lag natürlich in elektronischem Schlaf und war bewußtlos –, bis wir annahmen, daß diese Hitzetierchen sich nicht mehr so recht wohlfühlten.
    Dann haben wir ihnen einen schönen, warmen neuen Träger gegeben, auf den sie sich übertragen konnten.“ Gildoran starrte sie schockiert an. „Ein Versuchstier?“
    „O nein“, sagte Gilnosta. „Eine schöne warme Kultur, die in einer soliden, durchlässigen Membrane eingeschlossen war.
    Als die anfing, sich abzukühlen, haben wir angenommen, daß alle Kalorotropen darauf übergegangen waren. Wir haben einen Radiomonitor angeschlossen, und während sie die Wärme des Gels aufgenommen haben, haben sie unaufhörlich Statik von sich gegeben. Das Gel haben wir in Handschuhen hochgebracht… und dem Konverter übergeben. Als wir Gilrannock wieder auftauten, waren wir sehr vorsichtig – weil wir fürchteten, es sei vielleicht noch etwas übrig. Seine Temperatur ist aber normal angestiegen, und es ist noch nicht lange her, daß er eiskalten Fruchtsaft verlangt hat, weil es ihm zu warm war.“ Sie holte erleichtert tief Luft. „Die letzten Kalorotropen sind also im Konverter, und sie sollen zur Hölle fahren. Eigentlich“, sagte sie schließlich, „könnte man sagen, daß ich sie genau dahin geschickt habe. Das Innere eines Nuklearkonverters kommt der Hölle wohl am nächsten.“
    „Na ja, Hitze mögen sie ja“, sagte Gildoran. „Du hast ihnen nur mehr davon gegeben, als sie absorbieren konnten. Sie sind auf jeden Fall glücklich gestorben.“
    Gilnosta schüttelte sich. „Darüber“, sagte sie bestimmt, „habe ich mir keinerlei Gedanken gemacht.“
    Und weiter flog die Samtfalter durch den Kosmos und wandte sich wieder dem bewohnten Zentrum der Galaxis zu.

    Fünfter Teil

    Eine Welt, die deinen Namen trägt

    „Niemand redet von Schuld“, sagte Rae müde. „Es war einfach Pech, das ist alles. Zwei unmögliche Planeten hintereinander.
    Ich rede hier von Tatsachen, Gilban. Es ist eine Tatsache, daß wir gelähmt sind. Es ist eine Tatsache, daß wir keinen voll funktionsfähigen biologischen Offizier haben. Mario ist auf Sturm umgekommen, und Merrit kann nur Anweisungen erteilen. Es ist eine Tatsache, daß unsere Mannschaft zu klein ist, um das Schiff in Betrieb zu halten, selbst wenn Rita und Gilmarina und die anderen Kinder zwei Stunden am Tag Botengänge und anderes erledigen, statt Unterricht zu bekommen.“
    Gildorric lächelte freudlos und sagte: „Ich habe dir einmal gesagt, das könne nicht zweimal in einem Leben passieren.
    Jetzt ist es zweimal in sieben Jahren passiert. Beim nächstenmal sind wir erledigt.“
    Gildoran sah sich in dem kleinen Versammlungsraum um. Sie hatten in gemeinsamer Übereinstimmung seit Sturm den größeren nicht mehr

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