Reise ohne Ende
warten.“ Sie gab dem Kind einen Löffel in die Hand und ermahnte es: „Iß nicht mit den Fingern, Kleine.“
„Warum nicht? Esse gern mit den Fingern.“
„Wenn du mit den Fingern ißt“, sagte der Puhbär geduldig,
„dann werden deine Finger fettig, und dann werden deine Kleider und dein Haar und deine Haut auch ganz fettig.“
„Gern fettig“, sagte das Kind bestimmt und aß weiter mit den Fingern.
„Dann“, sagte der Puhbär, „mußt du noch mal baden.“
„Gern noch mal baden“, sagte das Mädchen und schmierte sich fröhlich ihr Essen in ihr bereits butterbedecktes Gesicht. Der Puhbär verbarg wieder ein Lächeln und gab nach. „Gut, nach dem Essen wird noch mal gebadet. Giljodek, halte deinen Löffel anders herum, dann fällt dir auch das Essen nicht dauernd herunter, wenn du es in den Mund stecken willst.“
„Erzähl mir beim Essen die Geschichte von dem Kapitän und dem richtigen Planeten weiter“, machte der kleine Junge, der gerade seine Stifte weggeräumt hatte, einen weiteren Vorstoß.
Der Puhbär bei ihm sagte: „Bei Tisch erzählen wir keine Geschichten. Entweder erzähle ich die Geschichte später weiter, und du ißt jetzt, oder ich erzähle die Geschichte jetzt zu Ende, und du ißt später.“
„Dann wird aber mein Essen kalt“, meinte der Junge, und der Puhbär sagte: „Das ist einfach die Entscheidung, die du treffen mußt. Wartest du auf das Essen, oder wartest du auf die Geschichte, Gilvarth?“
Das kleine Gesicht verzog sich in angestrengter Überlegung.
Schließlich wurde die Entscheidung getroffen. „Die Geschichte wird nicht kalt, aber mein Essen“, beschloß er und kletterte hastig auf seinen Stuhl. Nun, da sie alle am Tisch saßen, ließen sich Gildoran und die Puhbären auf ihren größeren Stühlen nieder, und Gildoran schaute gelangweilt auf sein fades Essen herunter. Naja, das würde ja jetzt nicht mehr lange dauern.
Den faden Brocken folgten eingekochte Früchte, und dann begann die Arbeit. Die Kinder wurden gebadet, in ihre Schlafanzüge gesteckt und in die Hängematten verfrachtet. Die älteren Kinder, die Vierjährigen, hörten am hinteren Ende der Kinderstation Musik. Gildoran ging zu ihnen hin und suchte ihnen eine Reihe von Liedern aus, die sie hören konnten. Die anderen Kinder gingen ohne Zögern zu ihren Hängematten und rollten sich schläfrig ein. Gildorans spezieller Liebling kroch in ihrem blauen Schlafanzug weg, setzte sich hin, hörte fasziniert der Musik zu und schwenkte ihre kleinen Fäuste im Takt.
„Die ist musikalisch“, kommentierte Puhbär. „Gilrae hat gesagt, daß sie anfangen will, ihr das Harfespielen beizubringen, sobald ihre Hände groß genug sind.“ Das Kind hatte das gehört und rief laut: „Rae Harfe spielen!“ verlangte sie.
„Heute abend nicht, Kleine“, sagte Gildoran. „Rae mußte hoch auf die Brücke. Sie kann heute abend nicht für dich spielen. Ich lege dir ein Band mit Harfenmusik auf.“ Er fing an, nach einem Band mit Harfenmusik zu suchen, aber das Baby kam zu ihm und hatte es in der Hand, bevor er es zwischen den anderen hatte finden können. Sie hatte das Muster auf der Seite erkannt.
Sie war so schlau, so intelligent, dachte er, als er sie wieder zu ihrer Hängematte zurücktrug. Er schob das Band in den Wandschlitz daneben, wo sie leise Musik hören konnte, ohne die anderen zu stören.
Einer der Puhbären ging hinter ihm her und sagte leise: „Na, glaubst du immer noch, daß es hier unten langweilig ist?“
„Eigentlich nicht“, sagte Gildoran, „aber dann und wann möchte ich mich auch mit Erwachsenen unterhalten.“
„Gut“, sagte der Puhbär freundlich. „Hier kommt gerade Gilnosta, mit der kannst du dich unterhalten.“ Die junge Frau kam in die Kinderstation. „Ich wollte mich nur von meinen Babys verabschieden. Ich arbeite jetzt direkt mit Gilban zusammen“, sagte sie. Sie machte einen begeisterten Eindruck. Für eine Juniorentechnikerin war es eine Auszeichnung, direkt bei dem obersten Arzt in eine Lehre zu gehen. „Aber meine Babys werden mir fehlen“, fügte sie noch hinzu und ging von Hängematte zu Hängematte, um die Kinder darin zu umarmen und zu streicheln. „Ach, ich komme wieder mal herunter. Ich werde sie wirklich vermissen.“ Gildoran sah ihr zu und dachte, daß auch ihm die Kinder fehlen würden. Für Gilnosta aber war es auch noch eine berufliche Frage. Sie waren ihr erster beruflicher Auftrag auf medizinischem Gebiet, und er wußte, daß Gilnosta seit
Weitere Kostenlose Bücher