Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Reise ohne Ende

Reise ohne Ende

Titel: Reise ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
schnaubte Giban hörbar, gab aber seine Zustimmung und brachte dabei deutlich zum Ausdruck, daß er hier einem machthungrigen Diktator nachgab. Als sie am Abend Gilharrad dem Raum übergaben, trug ihm Gilban mit müder Geduld die Resultate vor.
    „Die direkte Todesursache war zweifellos eine Gehirnblutung.“
    „Genau wie Gilhart?“
    „Nein“, sagte der hochgewachsene Mann gereizt, „nicht genau wie Gilhart. Gilhart war ein kerngesunder Mann in den besten Jahren, und obwohl ihn wie jeden von uns ein zufälliger Hirnschlag treffen konnte, war es offensichtlich eine plötzliche Belastung oder ein Anfall. Das gleiche könnte morgen dir oder mir passieren. Die indirekte, aber eigentliche Todesursache war bei Gilharrad einfach extrem hohes Alter. Er war nach Schiffszeit fünfhundertundsieben Jahre alt. Nach Planetenzeit… das weiß Gott allein… Jahrhunderte…
    Jahrtausende – mindestens einige tausend Jahre. Er hätte aus dem gleichen Grund auch schon vor dreißig oder vierzig Jahren sterben können; die Zellwände in seinem Gehirn müssen so dünn wie Spinnweben gewesen sein, und eine davon hat einfach nachgegeben. Du oder ich sollten erst einmal so lange leben!“
    Gildoran wußte, daß dies vernünftig war, konnte aber eine weitere Frage nicht zurückhalten.

    „Dann glaubst du also nicht, daß es ein merkwürdiger Zufall ist, wenn wir innerhalb von wenigen Tagen zwei Todesfälle durch zufällige Unglücksfälle mit den gleichen Ursachen haben?“
    Gilban sah ihn hochmütig an. „Ich habe dir doch gesagt, daß es eigentlich nicht die gleichen Ursachen waren“, sagte er. „Du oder ich oder eines von den Kindern aus der Kinderstation könnten morgen an einer Gehirnblutung sterben. Jeder könnte das. Versuche hier nicht, aus nichts ein großes, finsteres und tragisches Geheimnis zu machen, Gildoran, nur um deine eigenen Befürchtungen über den Planeten zu begründen.
    Außerdem schicke ich morgen die Kinder hinunter. Gilmerrit hat mir gesagt, daß bis dahin die subsonischen Froschinsekten weg sind.“
    Gildoran sagte: „Was meinen die Puhbären dazu?“
    „Die habe ich nicht gefragt.“ Gilbans Stimme war eiskalt. „Ich möchte dich daran nicht erinnern, nachdem du erst ein paar Tage das Kommando hast, Gildoran, aber ich bin autorisiert, bei einem rein medizinischen Problem auch einen Befehl des Kapitäns zu übergehen. Ich möchte die Kinder in der Schwerkraft und in der Sonne haben, Puhbären hin, Puhbären her – wenn sie den Krach nicht aushalten, kannst du ja jemand anders für den Dienst in der Kinderstation einteilen. Die Babys hören die Frösche nicht, selbst wenn sich einmal der eine oder andere in das Lager verirren sollte. Ich spiele mich hier nur ungern so auf, um meinen Willen durchzusetzen, Gildoran, aber so wie die Dinge sind, hast du mir keine andere Wahl gelassen.“
    Da auch Gildoran keine andere Wahl blieb, gab er so großzügig wie er konnte nach. In dieser Nacht machte er in seiner Kabine seinen Gefühlen Luft.
    „Was konnte ich denn sagen, Merrit? Ich behaupte nicht von mir, daß ich das zweite Gesicht habe. Ich finde aber einfach, es ist zuviel verlangt, wenn man glauben soll, daß beide zufällig mit der gleichen Todesursache, fast an der gleichen Stelle, mit nur ein paar Tagen Zwischenraum, gestorben sind, aber was kann ich beweisen? Soll ich vielleicht warten, bis noch jemand stirbt, damit er überzeugt ist? Hast du die Tassenpflanzen analysiert?“
    „Nur oberflächlich“, sagte sie. „Sie scheinen einige merkwürdige innere Organe zu haben, mit denen ich nicht zu Rande komme – ich habe den Verdacht, daß sie der Fortpflanzung dienen. Den Grund dafür, daß die Tassen diesen Glanz haben, kann ich dir sagen. Das kommt daher, daß sie wie die Frosch-Insekten mit Kohlekristallen bedeckt sind – winzige Diamantsplitter. In ihrem Innern haben sie noch mehr Kristalle, ich habe den Verdacht, sie fangen lebende Insekten und verdauen sie im Innern der Tassen. Ich habe in einem der inneren Organe einen halb verdauten Schmetterling gefunden.
    Das würde heißen, daß die Tassen eine ähnliche Funktion wie die Blüten der Venus-Fliegenfalle haben. Ein chemisches Gift ist aber nicht dabei beteiligt – wahrscheinlich bekäme jemand, der eine von den Tassen essen würde, ganz scheußliches Bauchweh. Aber kein Gift, kein Gas – das habe ich als erstes überprüft.“ Sie zögerte und sagte noch: „Wie auch immer, die Tassenpflanzen in der Nähe des Lagers haben wir auf jeden Fall

Weitere Kostenlose Bücher