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Reise ohne Ende

Reise ohne Ende

Titel: Reise ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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schaffen es. Ich bemühe mich, nie eine Bindung an einen Planeten aufkommen zu lassen, Gildoran, oder etwas für ihn zu empfinden. Planeten sind zum Weggehen da.“

    Ich bin jetzt Kapitän, kein Grünschnabel mehr. Sie kann mich ruhigernst nehmen…

    Er wußte jedoch, daß sie Emotionen noch aus dem Weg ging.
    Die Zeit, die seit Gilharts Tod vergangen war, war noch zu kurz. Er konnte sie lieben, sie trösten, aber etwas Ernsteres –
    nein, das war ausgeschlossen. Vielleicht noch für Jahre, für Jahre…
    Trotzdem klammerte er sich an diesen Augenblick der Nähe und wollte ihn verlängern. Er fragte sie: „Fällt es dir noch immer schwer, keine Bindung an einen Planeten zu entwickeln, Rae? Nach dem, was du an jenem Tag zu Gilharrad sagtest…“ Sie versuchte offensichtlich, Gedanken auszudrücken, die sich für sie nur schwer in Worte fassen ließen, und sagte langsam:
    „Vielleicht ist das für den Homo sapiens eine natürliche Sache
    – sich nach einem speziellen Horizont zu sehnen, nach einem eigenen Himmel, einem eigenen Meer. Selbst die Späher sind bei Schwerkraft geboren worden. Wir gehören als Art auf eine Welt und sind nicht als Homo cosmos geboren. Wir haben uns unsere eigenen Tabus aufgebaut, aber das sind Gebräuche, keine Instinkte. Du weißt, daß ich Musikerin bin; so sind meine Gedanken. Es gibt ein uraltes Volkslied, von dem einige von uns glauben, daß es noch aus der Zeit vor der Raumfahrt, vor den Spähern, stammt. Du hast es sicher in der Kinderstation gesungen. Ich kann mich auf jeden Fall noch daran erinnern, und erst kürzlich habe ich gehört, wie Ramie es Gilrita und Gilmarina vorgesungen hat.“ Sie summte die Melodie in ihrer sanften rauchigen Stimme…
    Sie brach sofort wieder ab. „Man sagt, es gibt für jeden eine spezielle Insel. Eine Welt, der man nicht widerstehen kann, einen Planeten, der deinen Namen trägt und nach dir ruft… das ist auch der Grund, warum ich Giltallen nie hassen konnte, als er seinen gefunden hat und von uns weggegangen ist…“
    „Einmal habe ich auch schon gedacht, ich hätte meine Welt gefunden“, sagte Gildoran langsam. Seine Kehle war plötzlich von einem merkwürdigen Schmerz eingeschnürt, der fast wie Heimweh war, aber Heimweh nach etwas, das er noch nie gesehen hatte. „Ich habe gedacht, das sei meine Welt, aber es war nur eine Frau, und es war die falsche Frau. Aber du, Rae, hast du deine Welt nie gefunden?“
    Ihre Lippen verzogen sich zu einem leichten Lächeln. „Oh, Gildoran, das ist eine Frage, die du nie stellen solltest. Nur soviel kann ich dir sagen: Diese hier gehört nicht zu denen, die mich in Versuchung führen könnten. Da fehlt noch sehr viel.“ Sie beugte sich kurz wieder über ihr Elektroskop, und Gildoran schreckte auf und sagte: „Ich sollte meinen Rundgang zu Ende bringen, statt hier mit dir zu reden. Rae, wenn ich mich mit dir unterhalte, schwindet die Zeit einfach dahin.“ Sie hob eine schlanke Hand, um ihm mit einer fast liebevollen Geste die Wange zu berühren. Er bemerkte zum erstenmal in seinem Leben, daß ihre schönen Hände voller Runzeln und Falten waren. Sie sagte sanft: „Ein Dienstgrad ist auch immer mit Privilegien verbunden, Doran. Entspann dich. Du kannst hier stehen und dich ein paar Minuten unterhalten, ohne daß jemand das Recht hat, dich deshalb zu kritisieren.“ Ihr Lächeln wurde schelmisch. „Aber Gilmerrit kratzt mir die Augen aus, wenn du mit mir zu lange und tiefe Gespräche führst, und deshalb gehst du besser weiter, Kapitän.“ Gildoran lachte leicht peinlich berührt, hob eine Hand zum Abschied und ging weiter.

    Das ist nicht die Welt, die mich in Versuchung führen könnte.
    Mich auch nicht, Rae. Ich weiß nicht, woher das kommt, aber mich auch nicht.
    Verdammt, hier muß ein Froschkäfer in der Nähe sein, ich habe ein äußerst ungutes Gefühl.

    Als er auf das Hauptquartier der Mediziner zukam, wurde ihm klar, daß er für ein ungutes Gefühl keinen Froschkäfer brauchte. Gilban machte aus seinen Empfindungen kein Geheimnis, und so hielt Gildoran seinen Besuch so kurz wie möglich.
    „Alles in Ordnung?“
    Gilban fragte kurz: „Warum nicht?“, und Gildoran beharrte nicht auf seiner Frage.

    „Ich mache hier nur meine Runde, Gilban. Laß es mich wissen, wenn du etwas brauchst oder etwas zu melden hast. Also, bis dann.“ Damit machte er sich wieder auf den Weg.

    Danach brauche ich etwas, um meine Stimmung zu heben. Wie sehr er mich haßt!

    Es hatte keinen Sinn, den Standort

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