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Reise ohne Wiederkehr

Reise ohne Wiederkehr

Titel: Reise ohne Wiederkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna R. Unger
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stießen damit jedoch trotz der politischen und finanziellen Unterstützung durch die Besatzungsmacht auf Widerstand an den westdeutschen Hochschulen. Viele Vertreter der deutschen Staatswissenschaft, die während der NS-Zeit in Deutschland geblieben waren, sperrten sich gegen die „neumodischen“ Methoden, deren Seriosität und Nutzen sie infrage stellten, weil sie Sorge um den Bestand der tradierten |124| Ansätze und ihr Prestige hatten. Auch aus diesem Grund kritisierten sie die amerikanischen Konzepte, die konkrete gesellschaftliche Probleme ansprachen und Lösungsvorschläge erarbeiteten, als intellektuell fragwürdig. Hier verbanden sich antiamerikanische Vorurteile mit Vorbehalten gegenüber den Remigranten.
    Zentrum des Faches wurde das Institut für Politische Wissenschaft an der Freien Universität Berlin, dessen Gründung wesentlich auf Franz Neumann, den Autor der Studie
Behemoth
, zurückging und das viele Studierende anlockte. Die sozialwissenschaftlichen Methoden und das kritische Potenzial der Politikwissenschaft begeisterten viele Mitglieder der Nachkriegsgeneration. Viele von ihnen nahmen in den Sechzigerjahren an den Protestbewegungen teil, die eine grundlegende Demokratisierung und Liberalisierung der westdeutschen Gesellschaft forderten, die sie weiterhin als autoritär und restriktiv wahrnahmen. 15
     
    Hollywood als Demokratisierungsinstanz
     
    Auch außerhalb der Hochschulen engagierten sich einige Exilanten, um den Deutschen die Demokratie nahezubringen. Eines der prominentesten und zugleich unterhaltsamsten Beispiele dafür ist Billy Wilders Film
A Foreign Affair
(1948), der in den Ruinen von Berlin spielt und sowohl die US-Besatzer als auch die NS-belasteten Deutschen karikiert. Wilder war im August 1945 im Auftrag der Information Control Division der US-Armee im Rang eines Oberst nach Berlin gekommen. Zum einen sollte er die Amerikaner über den Zustand der deutschen Filmindustrie informieren, zum anderen einen Film konzipieren, der die Deutschen für die amerikanischen Werte gewinnen und ihre Sympathien für die US-Besatzer wecken würde. Im Sinne des Mottos „Propaganda durch Unterhaltung“ wollte Wilder dem deutschen Publikum zeigen, dass die Amerikaner das Land nicht besetzt hatten, um die Deutschen zu demütigen. Gleichzeitig wollte er sie davon abhalten, neuerlich Krieg zu führen, und ihnen dazu neue Hoffnung und Zuversicht geben. Dies war auch die Botschaft eines Liedes, das Friedrich Hollaender (geboren 1896 in London, gestorben 1976 in München), der ebenfalls ins amerikanische Exil gegangen war, für den Film komponiert hatte. Darin sang Marlene Dietrich: „A brand new spring is to begin / Out of the ruins of Berlin.“ 16
    |125| Friedrich Hollaender
    Friedrich Hollaender wurde als Sohn eines bekannten deutschen Komponisten in London geboren und wuchs in einer musikalischen Familie in Berlin auf. Er studierte Komposition bei Engelbert Humperdinck und begann nach dem Ersten Weltkrieg Bühnenmusik für das Theater von Max Reinhardt sowie für Berliner Kabarette zu schreiben. Außerdem vertonte er die Gedichte Kurt Tucholskys, Walter Mehrings u. a. und schrieb Lieder. 1929 entstand die Filmmusik zu Joseph von Sternbergs Film Der blaue Engel mit Marlene Dietrich in der Hauptrolle. 1931 eröffnete Hollaender in Berlin sein eigenes Kabarett, „Tingel Tangel“. Mit seinen politischen Revuen gab er sich als klarer Gegner der Nationalsozialisten zu erkennen und musste 1933 das Land verlassen. In den USA war sein Name bereits weithin bekannt, sodass er seine Karriere als Komponist von Filmmusik erfolgreich fortsetzen konnte.
    Für
A Foreign Affair
machte Wilder während seines Aufenthalts Fotos von Berlin, sammelte Straßenschilder, Plakate und Türklingeln, die er mit nach Hollywood nahm, und sprach mit Berlinern, um etwas über die Atmosphäre der zerstörten Stadt und die ähnlich lädierte deutsche Gesellschaft zu erfahren. Der Film handelt von einer Delegation des amerikanischen Kongresses, die nach Berlin kommt, um sich ein Bild von der Arbeit der GIs zu machen. Als einzige Frau ist eine Abgeordnete aus Iowa dabei (gespielt von Jean Arthur), die – anders als ihre männlichen Kollegen – ihre Aufgabe überaus ernst nimmt. Zu ihrem Entsetzen muss sie feststellen, dass die amerikanischen Besatzer mit den deutschen „Fräuleins“ anbandeln, Schwarzhandel treiben und sich in einem Nachtclub vergnügen, in dem die Geliebte eines untergetauchten hohen Nazis, Erika von

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