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Reise Um Die Erde in 80 Tagen

Reise Um Die Erde in 80 Tagen

Titel: Reise Um Die Erde in 80 Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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durch den noch dunkeln Wald. Eine Stunde, nachdem er die Pagode von Pillaji verlassen hatte, rannte er über eine ungeheure Ebene. Um sieben Uhr machte man Halt. Die junge Frau lag fortwährend in vollständiger Erschöpfung. Der Führer flößte ihr einige Schluck Wasser mit Branntwein ein; aber der betäubende Einfluß, der sie überwältigte, sollte noch einige Zeit dauern.
    Sir Francis Cromarty, dem die durch Einhauchen von Hanfdünsten hervorgebrachte Berauschung in ihren Folgen bekannt war, zeigte ihrethalben keine Unruhe.
    Aber flößte auch die Wiederherstellung der jungen Indierin dem Brigadegeneral keine Besorgniß ein, so war er doch in Betreff ihrer Zukunft nicht eben so beruhigt. Er sagte zu Phileas Fogg unumwunden, daß Mrs. Aouda, wenn sie in Indien bliebe, unvermeidlich ihren Henkern wieder in die Hände fallen werde. Diese Besessenen, welche auf der ganzen Halbinsel verbreitet seien, würden trotz der englischen Polizei ihr Opfer sicherlich wieder in ihre Hände zu bringen wissen, sei es zu Madras, Bombay oder Calcutta. Und Sir Francis Cromarty führte eine Thatsache gleicher Art, die kürzlich vorgekommen, [85] zum Belege seiner Behauptung an. Seiner Ansicht nach könne die junge Frau nur dann wirklich sicher sein, wenn sie Indien ganz verlasse.
    Phileas Fogg sagte, er wolle sich dies merken und Vorsorge treffen.
    Gegen zehn Uhr meldete der Führer die Station Allahabad, wo die unterbrochene Eisenbahn wieder anfing. Von hier aus gelangte man in weniger als einem Tag und einer Nacht nach Calcutta.
    Phileas Fogg mußte also noch zeitig für das Packetboot ankommen, welches nur am folgenden Tage, den 25. October, um zwölf Uhr, nach Hongkong abfuhr.
    Die junge Frau wurde in einem Zimmer des Bahnhofs niedergelegt. Passepartout erhielt Auftrag, einige Toilettengegenstände, Kleid, Shawl, Pelzwerk etc., was er vorräthig fände, für sie zu kaufen, und bekam dafür unbegrenzten Credit.
    Derselbe ging augenblicklich aus und eilte durch die Straßen der Stadt. Allahabad, d.h. die Stadt Gottes, ist eine der am meisten verehrten Orte Indiens, weil sie am Zusammenfluß der beiden heiligen Flüsse, des Ganges und des Dschumna, liegt, zu deren Wasser man aus der ganzen Halbinsel her wallfahrtet. Es ist übrigens bekannt, daß den Legenden des Ramayana zufolge der Ganges aus dem Himmel entspringt, woher er durch Brahma's Gnade auf die Erde herabsteigt.
    Passepartout besah sich, während er die Einkäufe besorgte, die Stadt, welche vormals durch ein prachtvolles Fort geschützt war, das nun Staatsgefängniß geworden ist. In der ehemals gewerbereichen Handelsstadt giebt's keinen Handel und kein Gewerbe mehr. Passepartout suchte vergebens eine Modewaarenhandlung, und fand die nothwendigen Gegenstände nur bei einem Trödler, einem alten Juden, mit dem schwer zu handeln war. So mußte er denn für ein Kleid von schottischem Stoff, einen weiten Mantel und einen prächtigen Otterpelz seine fünfundsiebenzig Pfund zahlen. Er zahlte sie gerne und kehrte triumphirend zum Bahnhofe zurück.
    Mrs. Aouda kam allmälig wieder zu sich. Nach und nach schwand die von den Priestern zu Pillaji über sie verhängte Nacht, und ihre schönen Augen gewannen wieder all' ihre indische Sanftmuth. Die Witwe des Rajah von Bundelkund war eine reizende Frau im vollen europäischen Sinne des Wortes. Sie sprach mit großer Reinheit englisch, und es war keine Uebertreibung, [86] was der Führer versichert hatte, daß nämlich die junge Parsin durch die Erziehung umgewandelt worden sei.
    Indessen war der Zug im Begriff abzufahren, und Herr Fogg bezahlte dem harrenden Parsen seinen Lohn, und keinen Pfennig weiter. Darüber stutzte Passepartout ein wenig, denn er wußte, was sein Herr der Hingebung des Führers verdankte. Wirklich hatte der Parse ja zu Pillaji sein Leben freiwillig auf's Spiel gesetzt; und wenn die Hindu noch später seiner habhaft wurden, würde er schwerlich ihrer Rache entgehen.
    Nun handelte sich's noch um Kiuni? Was war mit einem so theuren Thiere anzufangen?
    Aber Phileas Fogg hatte schon seinen Entschluß gefaßt.
    »Parse, sprach er zu dem Führer, Du bist mir zu Diensten und ergeben gewesen. Deine Dienstleistung hab' ich bezahlt, nicht aber Deine Hingebung. Willst Du den Elephanten, so soll er Dir gehören.«
    Wie glänzten des Führers Augen!
    »Ew. Gnaden schenken mir ein Vermögen! rief er aus.
    – Nimm's nur, wackerer Führer, versetzte Herr Fogg, und ich bleibe doch noch Dein Schuldner.
    – Das laß ich mir

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