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Reise Um Die Erde in 80 Tagen

Reise Um Die Erde in 80 Tagen

Titel: Reise Um Die Erde in 80 Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Naturkräfte, Shiwa; und Brahma, dem obersten Herrn der Priester und Gesetzgeber. Aber mit welchem Auge sollten Brahma, Shiwa und Wishnu dieses nunmehr »britannisirte« Indien anschauen, wenn rauschend ein Dampfboot vorüber fuhr und die heiligen Gewässer des Ganges trübte, die Meerschwalben verscheuchend, welche über dem Spiegel des Stromes hinflogen, die an seinem Uferrand wimmelnden Schildkröten, und die längs seiner Gestade lagernden frommen Gläubigen!
    Dieses ganze Panorama flog blitzschnell vorüber, und oft hinderten weiße Dampfwolken seine Details zu sehen. Die Reisenden vermochten kaum flüchtig in Augenschein zu nehmen das Fort Chunar, zwanzig Meilen südöstlich von Benares, vormals Festung der Rajahs von Behar, Ghazepur mit seinen bedeutenden Rosenwasserfabriken, das am linken Gangesufer errichtete Grabmal des Lord Cornwallis, die feste Stadt Buxar, die große Gewerbe- und Handelsstadt Patna, wo der Hauptmarkt des indischen Opiums sich befindet, Monghir, eine Stadt so englisch wie Manchester und Birmingham, berühmt durch seine Eisengießereien, Zeugschmiede- und Gewehrfabriken, deren Rauchfänge Brahmas Himmel mit schwarzem Rauch beschmutzten.
    Hierauf trat Nacht ein, und der Zug flog mitten durch das Geheul der Tiger, Bären und Löwen, die vor der Locomotive flüchteten, mit größter Eile dahin, so daß man nicht mehr die Wunder Bengalens sehen konnte, Golgouda, Gour in Ruinen, die vormalige Hauptstadt Murshedabad, Burdwan, Hougly, Chandernagor, der einzige Punkt auf indischem Gebiete, welcher den Franzosen gehört, wo Passepartout gern mit Stolz das Banner seiner Heimat hätte wehen gesehen.
    Endlich, um sieben Uhr früh, kam man zu Calcutta an. Das nach Hongkong fahrende Packetboot ging erst um zwölf Uhr ab, so daß Phileas Fogg noch fünf Stunden Zeit vor sich hatte.
    Seinem Büchlein zufolge mußte der Gentleman dreiundzwanzig Tage nach der Abfahrt von London, am 25. October, in der Hauptstadt Indiens eintreffen, und er langte am bestimmten Tage an. Leider waren die zwischen London und Bombay gewonnenen zwei Tage bei der Fahrt durch die indische Halbinsel wieder verloren worden, wir wissen wie, – aber man darf annehmen, daß Phileas Fogg es nicht zu bedauern hatte.
[91]

Fünfzehntes Capitel.
Der Banknoten-Sack wird abermals um einige tausend Pfund leichter.
    Der Zug hielt im Bahnhofe an. Passepartout verließ zuerst den Wagen, dann folgte Herr Fogg, welcher seiner jungen Gefährtin aussteigen half. Phileas Fogg hatte vor, sich direct zum Packetboot nach Hongkong zu begeben, um Mrs. Aouda darin bequem einzurichten; denn er wollte, so lange sie in dem für sie so gefährlichen Lande weilte, ihr nicht von der Seite gehen.
    Im Moment, als Herr Fogg aus dem Bahnhofe zu gehen im Begriff war, trat ein Polizeimann zu ihm und sprach:
    »Herr Phileas Fogg?
    – Der bin ich.
    – Dieser Mensch ist Ihr Diener? fügte der Polizeimann bei, auf Passepartout deutend.
    – Ja.
    – Belieben Sie beide, mich zu begleiten.«
    Herr Fogg ließ in keiner Bewegung irgend eine Ueberraschung merken. Dieser Agent war ein Repräsentant des Gesetzes, und jedem Engländer ist das Gesetz heilig. Passepartout mit seinen französischen Gewohnheiten wollte räsonniren, aber der Polizeimann berührte ihn mit seinem Stabe, und Phileas Fogg bedeutete ihn, zu gehorchen.
    »Kann diese junge Dame uns begleiten? fragte Herr Fogg.
    – Ja«, erwiderte der Polizist.
    Der Polizeimann führte die drei Personen zu einem Palkighari, einer Art vierräderigen, zweispännigen Wagen zu vier Plätzen, und man fuhr ab. Während der etwa zwanzig Minuten dauernden Fahrt sprach Niemand ein Wort.
    Der Wagen fuhr zuerst durch die »schwarze Stadt«, mit engen Straßen und Hütten, worin schmutziges, zerlumptes Volk aus allen Nationen wimmelte, nachher durch die europäische Stadt, die freundlich ist, mit Häusern von Ziegelstein, von Kokosbäumen beschattet, voll Masten und Stangen, worin bereits am frühen Morgen elegante Cavaliere mit prächtigem Gespann fuhren.
    [92] Der Palkighari hielt vor einem Hause von einfachem Aeußern, das aber zu Privatgebrauch nicht verwendet werden durfte. Der Polizeimann ließ seine Verhafteten aussteigen, führte sie in ein Zimmer mit vergitterten Fenstern und sprach:
    »Um halb neun haben Sie vor dem Richter Obadiah zu erscheinen.«
    Darauf zog er sich zurück und verschloß die Thüre.
    »Nun! Da sind wir im Kerker!« rief Passepartout, indem er auf einen Stuhl sank.
    Mrs. Aouda wandte sich sogleich an Herrn

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