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Reise Um Die Erde in 80 Tagen

Reise Um Die Erde in 80 Tagen

Titel: Reise Um Die Erde in 80 Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Aufgabe mit der ihm eigenen Seelenruhe, und hatte auf alle Entschuldigungen oder Einwände der jungen Witwe, die durch so viele Gefälligkeiten sich beschämt fühlte, nur die einzige Erwiderung:
    »Es ist zum Vortheil meiner Reise, es liegt in meinem Programm.«
    Als die Einkäufe gemacht waren, kehrten Herr Fogg und die junge Frau in das Hôtel zurück, und speisten an der
table d'hôte
die köstlichen Gerichte. Darauf begab sich Mrs. Aouda, die etwas müde war, in ihr Gemach, nachdem sie ihrem gemüthsruhigen Retter »auf englisch« die Hand gedrückt.
    Den ganzen übrigen Theil des Abends war der ehrenwerthe Gentleman in die Lectüre der »Times« und der »Illustrated London-News« vertieft.
    Wäre er im Stande gewesen, über irgend etwas in Staunen zu gerathen, so mußte es der Umstand sein, daß er zur Zeit des Schlafengehens seinen Diener nicht erscheinen sah. Aber da er wußte, daß das Packetboot nach Yokohama nicht vor dem folgenden Morgen von Hongkong abging, machte es ihm weiter keine Gedanken. Als er am folgenden Morgen anläutete, ließ Passepartout sich nicht sehen.
    Was der ehrenwerthe Gentleman dachte, als er erfuhr, daß sein Diene nicht in's Hôtel zurückgekehrt war, hätte Niemand sagen können. Herr Fogg nahm seinen Reisesack, ließ Mrs. Aouda benachrichtigen und schickte nach einem Palankin.
    Es war damals acht Uhr, und die Höhe der Fluth, welche der Carnatic benutzen sollte, um aus dem Seegat herauszukommen, war auf halb zehn angesagt.
    [126] Als der Palankin an dem Thore des Hôtels ankam, stiegen Herr Fogg und Mrs. Aouda in dies bequeme Beförderungsmittel ein, und das Gepäck fuhr auf einem Schubkarren hinterdrein.
    Nach einer halben Stunde stiegen die Reisenden an dem Einschiffungsquai aus, und erfuhren hier, daß der Carnatic bereits am Abend zuvor abgefahren sei.
    Herr Fogg, welcher darauf gerechnet hatte, das Packetboot und seinen Diener miteinander zu finden, mußte nun auf beide verzichten. Aber man sah kein Zeichen von Aergerlichkeit auf seinem Angesicht, und da Mrs. Aouda ihn mit Besorgniß ansah, sagte er nur:
    »Es ist ein Zwischenfall, Madame, nichts weiter.«
    In diesem Augenblicke trat ein Mann, der ihm mit Aufmerksamkeit zugesehen hatte, zu ihm heran. Es war der Polizei-Agent Fix. Derselbe grüßte ihn und sprach:
    »Sind Sie nicht, mein Herr, einer der gestern hier angekommenen Passagiere des Rangoon.
    – Ja, mein Herr, erwiderte Herr Fogg frostig, aber ich habe nicht die Ehre ...
    – Verzeihen Sie, ich glaubte Ihren Diener hier zu treffen.
    – Wissen Sie, wo er ist, mein Herr, fragte hastig die junge Frau.
    – Wie? versetzte Fix, der sich überrascht stellte, ist er nicht bei Ihnen?
    – Nein, erwiderte Mrs. Aouda. Seit gestern ist er nicht wieder nach Hause gekommen. Sollte er ohne uns an Bord des Carnatic abgefahren sein?
    – Ohne Sie, Madame? sagte der Agent. Aber, entschuldigen Sie meine Frage, Sie rechneten also darauf, mit diesem Boote zu reisen?
    – Ja, mein Herr.
    – Ich auch, Madame, und bin nun in großer Verlegenheit. Der Carnatic ist, als seine Reparaturen fertig waren, zwölf Stunden früher von Hongkong abgefahren, ohne Jemand davon Kenntniß zu geben, und jetzt muß man acht volle Tage warten, bis wieder ein Boot abfährt!«
    Bei diesen Worten: »acht Tage«, jubelte Fix in seinem Herzen. Herr Fogg acht Tage in Hongkong aufgehalten!
    Nun wäre Zeit genug für Eintreffen des Verhaftsbefehles. Kurz, es waren gute Aussichten für den Repräsentanten des Gesetzes.
    [127] Wie fühlte er sich da zu Boden geschmettert, als er Phileas Fogg mit gelassener Stimme sagen hörte:
    »Es giebt ja, dünkt mir, noch andere Schiffe, außer dem Carnatic, im Hafen von Hongkong.«
    Und Herr Fogg bot Mrs. Aouda seinen Arm, und begab sich mit ihr zu den Docks, um ein zum Abfahren gerüstetes Schiff zu suchen.
    Fix folgte voll Bestürzung. Er war, schien's, wie mit einem Faden an ihn gebunden.
    Doch schien das Glück seinem Günstling, dem es bisher so dienstbar gewesen, wirklich im Stiche lassen zu wollen.
    Drei Stunden lang lief Phileas Fogg in allen Richtungen den Hafen auf und ab, um nöthigenfalls ein Fahrzeug bis nach Yokohama auf eigene Kosten in Miethe zu nehmen; aber er sah nur im Auf- oder Abladen begriffene Schiffe, die folglich nicht reisefertig sein konnten. Da bekam Fix wieder Hoffnung.
    Doch verlor Herr Fogg seine Fassung nicht, und war im Begriff, bis nach Macao hin weiter zu forschen, als ein Bootsmann zu ihm trat.
    »Ew. Gnaden suchen ein Fahrzeug? fragte

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