Reisefieber (Beachrats: Teil 3) (German Edition)
einfach nicht.
Als ich dreizehn Jahre alt war, wurde mir zum ersten Mal bewusst, dass ich schwul war. Ich brauchte dann aber noch eine ganze Zeit lang, um es mir selbst einzugestehen, aber tief in meinem Herzen wusste ich immer, dass es stimmte. Darüber gesprochen hatte ich aber noch nie.
Ich meine, mit wem hätte ich darüber auch reden sollen? Meinen Eltern? Nie im Leben! Mit meiner nervigen, kleinen Schwester? Auf keinen Fall. Meinem besten Freund? Ich müsste mir erst einmal einen suchen, um ihm davon zu erzählen, aber vermutlich würde er mich danach sowieso gleich wieder abservieren.
Ich war schon immer ein schüchterner Junge, aber die Tatsache, dass ich schwul war, machte mich sozusagen fast schon zum Einsiedler. In der Schule kapselte ich mich ab und nutzte die Mittagspause und sonstige freie Zeiten, um zu lesen, anstatt Kontakte zu knüpfen. Ich unterhielt mich nicht einmal in den kleinen Pausen zwischen den Unterrichtsstunden mit den Leuten, die um mich herum saßen.
Als ob mein nichtexistentes Sozialleben nicht schon schlimm genug gewesen wäre, war ich auch noch hässlich. Ich war schrecklich dünn für meine Größe. Außerdem hatte ich eine riesige Nase, ein schmales Kinn und meine Ohren standen viel zu weit ab. In der Middle School wurde ich mehr als nur ein paar Mal Dumbo genannt, was meinem Selbstwertgefühl auch nicht besonders gut tat. Glücklicherweise blieb dieser Spitzname nicht bis in die High School hinein an mir kleben.
Ich wurde an der Schule nicht schikaniert, ich wurde einfach ignoriert. Meine Noten waren okay, aber auch nicht gut genug, um mir damit irgendeine Art Status zu erarbeiten. Ich nahm nicht an außerschulischen Aktivitäten teil und ich verabscheute Sport. Also kam das ebenfalls nicht in Frage.
Die einzigen Freunde, die ich hatte, waren ein ziemlich tuntiger Junge, den jeder für schwul hielt, und zwei korpulente Mädchen. Wir saßen beim Mittagessen zusammen, bevor ich mich in die Bibliothek verdrückte, aber wir verbrachten nach der Schule oder an den Wochenenden keine Zeit miteinander.
Die große Ironie meines Lebens war, dass ich mich sexuell zu Jungs hingezogen fühlte, aber auch gleichzeitig Schiss vor ihnen hatte. Ich hatte praktisch so gut wie gar nichts mit ihnen gemeinsam. Ich meine, ich hatte nichts gegen grobe Witze oder eine anstößige Sprache, aber ich konnte mich nie selbst dazu bringen, solche Witze zu reißen oder zu fluchen.
Ich kannte mich einigermaßen mit Computern aus, aber wer in meinem Alter kannte sich nicht damit aus? Gelegentlich konnte ich mal ein oder zwei Sätze in eine Unterhaltung einbringen, die mit Computern zu tun hatte, aber das kam nur selten vor.
Und so geschah es, dass ich die Zeit fürchtete, die ich mit diesen Jungs aus Florida würde verbringen müssen. Ich sah sie, als sie die Straße entlang gingen und auf uns zu kamen. Alle von ihnen waren so groß wie ich, abgesehen von einem - Brian, wie ich später erfahren sollte. Sie alle waren unglaublich attraktiv und gut gebaut. Sie kamen die Straße entlang, als würde sie ihnen gehören. Sie lachten und scherzten miteinander und waren alle so selbstsicher in ihrem Auftreten. Einer von ihnen hatte eine Kamera um den Hals hängen und sie alle trugen Basecaps mit dem Logo der Rennbahn von New Orleans.
Mit jedem einzelnen von ihnen zu sprechen wäre schon eine Qual, aber in der Gruppe wird das die pure Hölle , dachte ich.
Noch bevor ich so richtig wusste, was geschah, stand der Junge, der seine Kamera um den Hals trug, auch schon vor mir.
»Hi, mein Name ist Alex Goodwin«, sagte er und streckte mir die Hand entgegen.
Er trug Cowboy-Stiefel, Jeans, ein weißes Polo-Shirt und eine Jeansjacke. Sein Lächeln wirkte aufrichtig und seine Augen schienen zu funkeln. Ich war sofort bezaubert, aber mir war klar, dass es nur eine Frage von Sekunden war, bevor er mich wieder ignorieren würde, um sich mit seinen Freunden zu unterhalten. Ich schüttelte seine Hand und gab mir große Mühe, nicht zu schwächlich zu wirken. Dann stellte Alex mir die anderen vor und ich gab auch ihnen die Hand.
Sie alle waren so freundlich, aber ich war einfach nur unglaublich nervös. Jeder von ihnen war die Selbstsicherheit in Person. Weil ich nicht wusste, was ich sonst sagen sollte, machte ich Alex ein Kompliment für seine Kamera. Noch bevor die Worte meinen Mund verließen, dachte ich, wie dämlich sie klangen. Aber anstatt sich über mich lustig zu machen, bestand Alex darauf, ein Foto von mir und
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