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Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Titel: Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Leichnam.
    »Hatteras! Hatteras!« schrie der Doctor, und stürzte sich über den Körper seines Freundes.
    Aber sogleich stieß er einen Schrei aus, der sich nicht schildern läßt.
    Der blutige, dem Anschein nach entseelte Körper zuckte, als seine Hand ihn anrührte.
    »Noch bei Leben! Bei Leben! rief er aus.
    – Ja! sagte eine schwache Stimme, noch lebend auf dem Land des Pols, wohin mich der Sturm geworfen hat! Lebend auf der Insel der König in!
    – Hurrah für England! riefen die fünf Männer einstimmig.
    – Und für Amerika!« fuhr der Doctor fort und reichte Hatteras die eine Hand, die andere dem Amerikaner.
    Duk rief ebenfalls sein Hurrah in seiner eigenen Weise, die ebensoviel galt, wie eine andere.
    In den ersten Augenblicken gaben sich diese wackeren Leute ganz dem Gefühl des Glücks hin, ihren Kapitän wieder zu haben; ihre Augen füllten sich mit Thränen.
    Der Doctor vergewisserte sich über Hatteras’ Zustand. Dieser war nicht schwer verwundet. Der Wind hatte ihn bis zur Küste getrieben, wo die Landung sehr gefährlich war; dem kühnen Seemann gelang es, nachdem er mehrmals zurückgeworfen worden war, endlich durch seine Energie sich an ein Felsstück anzuklammern und über die Wogen empor zu schwingen.
    Hier verlor er, nachdem er sich in seine Flagge gehüllt, das Bewußtsein, und es kam ihm erst bei Duk’s Liebkosungen, und als er dessen Bellen vernahm, wieder.
    Die erste Pflege wirkte so gut, daß Hatteras wieder aufstehen und am Arm des Doctors nach der Schaluppe zurückgehen konnte.
    »Der Pol! Der Nordpol! sprach er unterwegs.
    – Nun sind Sie glücklich! sagte der Doctor zu ihm.
    – Ja! Glücklich! Und Sie mein Freund, haben Sie keine Empfindung für dieses Glück, diese Freude, daß wir uns hier befinden? Dieses Land, auf welchem wir jetzt wandeln, ist das Land des Pols! Dieses Meer, welches wir durchschifft haben, ist das Meer des Pols! Diese Luft, welche wir einathmen, ist die Luft des Pols! O! Der Nordpol! Der Nordpol!«
    Indem Hatteras dieses sprach, war er von heftiger Aufregung fortgerissen. Es war eine Art Fieber, und der Doctor versuchte vergeblich, ihn zu beruhigen. Seine Augen strahlten von einem außergewöhnlichen Glanz und seine Gedanken sprudelten im Gehirn. Clawbonny schrieb diesen Zustand der Ueberreizung dem Umstande zu, daß der Kapitän eben die fürchterlichsten Gefahren bestanden hatte.
    Hatteras bedurfte offenbar der Erholung und man war bemüht, ihm eine Lagerstelle zu suchen.
    Altamont fand bald eine natürliche Felsengrotte; Johnson und Bell brachten die Lebensmittel dahin und ließen die grönländer Hunde frei.
    Gegen elf Uhr war Alles für eine Mahlzeit fertig; das Segel diente als Tischtuch; das Frühstück, bestehend aus Pemmican, gesalzenem Fleisch, Thee und Kaffee, wurde auf dem Boden aufgetischt; man brauchte nur zuzulangen und zu verzehren.
    Zuvor aber begehrte Hatteras, daß die Lage der Insel aufgenommen werde; er wollte genau wissen, wie er damit daran war.
     

    Festmahl am Ziele der Reise. (S. 485.)
     
    Der Doctor und Altamont nahmen darauf ihre Instrumente, und nach angestellter Beobachtung erhielten sie für die Lage der Grotte 89°59‘15” Breite. Die Länge war bei dieser Höhe der Breite nicht mehr von Belang, denn einige hundert Fuß weiter oben liefen alle Meridiane zusammen.
    Demnach lag die Insel wirklich unter’m Nordpol und der neunzigste Breitegrad war nur noch fünfundvierzig Secunden von da entfernt, gerade dreiviertel Meile, d.h. beim Gipfel des Vulkans.
    Als Hatteras das Ergebniß erfuhr, begehrte er, daß darüber ein Protokoll in zwei Exemplaren ausgefertigt und an der Küste in einem Cairn niedergelegt werde.
    Der Doctor ergriff also augenblicklich die Feder und redigirte das folgende Document, wovon gegenwärtig ein Exemplar sich im Archiv der königlichen Geographischen Gesellschaft zu London befindet:
     
    »Am 11. Juli 1861 ward unter 89°59‘15” nördlicher Breite die › Insel der Königin ‹ beim Nordpol entdeckt vom Kapitän Hatteras, Commandanten der Brigg Forward aus Liverpool, welcher sammt seinen Genossen hier unterzeichnet hat.
    Wer dieses Document auffinden wird, ist gebeten, es der Admiralität zu Handen zu stellen.
    Unterzeichnet: John Hatteras, Commandant des Forward; Doctor Clawbonny, Arzt; Altamont, Commandant des Porpoise; Johnson, Rüstmeister; Bell, Zimmermann.«
    – »Und jetzt, Freunde, zu Tische!« sagte fröhlich der Doctor.
Vierundzwanzigstes Capitel.
Eine Lection in der polaren

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