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Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Titel: Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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ergriff schon die Schiffswände und der Südwind trug das Geprassel bis in Hatteras’ Ohr.
    Fünfhundert Schritte weit von ihnen stand ein einzelner Mensch, der verzweiflungsvoll die Hände rang; er stand still da, ohnmächtig gegenüber der Gluth, die den Forward verzehrte.
    Er war allein, und dieser Einzige war der alte treue Johnson.
    Hatteras rannte auf ihn zu.
    »Mein Schiff! Mein Schiff! fragte er mit erregter Stimme.
    – Sie sind es! Kapitän! erwiderte Johnson, halt, halt! Keinen Schritt weiter!
    – Nun?! fragte Hatteras mit drohender Stimme.
    – Die Schurken alle, sagte Johnson, haben vor achtundvierzig Stunden das Schiff verlassen und es vorher in Brand gesteckt!
    – Verflucht!« rief Hatteras.
    Dann donnerte eine furchtbare Explosion; die Erde zitterte, die Eisberge sanken nieder auf die Fläche und eine Rauchsäule schoß in die Wolken. Der Forward, dessen Pulverkammer in Brand gerathen war, verschwand in einem Flammenmeer.
    In diesem Augenblicke erreichten der Doctor und Bell den Kapitän. Dieser, erst in Verzweiflung versunken, richtete sich plötzlich auf.
    »Meine Freunde, sagte er, die Feiglinge haben die Flucht ergriffen! Die Starken werden siegen! Sie, Bell und Johnson haben den Muth! Doctor, Ihnen gehört das Wissen, und ich, ich habe den Glauben und das Vertrauen! Da unten ist der Nordpol! An’s Werk also! An’s Werk!«
    Die Genossen Hatteras’ erstarkten wieder bei diesen männlichen Worten.
    Und doch, die Lage dieser vier Menschen und des Halbtodten war furchtbar – verlassen ohne Hilfsmittel, verloren, allein unter dem 84. Grade nördlicher Breite, tief, tief drinnen in dem Reiche des ewigen Eises!
     

    Das Ende der Brigg Forward. (S. 251.)
     

Zweite Abtheilung.
Die Eiswüste.
Erstes Capitel.
Die Inventur des Doctors.
    Ein verwegenes Unternehmen war es von Seiten des Kapitän Hatteras, daß er nach dem hohen Norden drang, nur um seinem Vaterlande England die Ehre der Entdeckung des Nordpols zu sichern. Was Menschenkraft nur zu leisten vermochte, dieser kühne Seemann hatte es vollbracht. Und jetzt, – nachdem er neun volle Monate gegen Strömungen und Stürme gekämpft, Eisberge durchbrochen und Eisdecken zertrümmert hatte, – jetzt, wo er einen Winterfrost, der auch in jenen hohen Breiten fast ohne Gleichen war, überstanden und auf seiner Reise die Arbeiten aller Vorgänger zusammenfassend, die Geschichte der arktischen Entdeckungen gewissermaßen controlirt und vervollständigt hatte; wo er mit seiner Brigg, dem Forward, schon außerhalb bekannter Meere weilte und sein Unternehmen schon halb gelungen schien – jetzt war Alles mit einem Schlage vernichtet. Der Verrath, oder sagen wir lieber die Entmuthigung der vielleicht zu hart geprüften Mannschaft, und die verbrecherische Thorheit einiger Rädelsführer hatten ihn in eine entsetzliche Lage gebracht. Von achtzehn auf der Brigg eingeschifften Männern waren nun noch vier übrig, die entblößt von allen Hilfsmitteln und ohne Fahrzeug mehr als zweitausendfünfhundert Meilen von ihrer Heimat entfernt waren.
     

    Bei den Ueberresten der Katastrophe. (S. 253.)
     
    Die Explosion des Forward, welche soeben vor ihren Augen stattfand, beraubte sie auch noch der letzten Subsistenzmittel.
    Trotzdem war diese furchtbare Katastrophe nicht im Stande, Hatteras’ Muth zu brechen. Die Männer, welche ihm noch blieben, waren die besten der ganzen Gesellschaft und ihr Heldenmuth bewährt. Er appellirte an die Energie und den Wissensdrang des Doctor Clawbonny, an die Ergebenheit Johnson’s und Bell’s, er betonte sein eigenes Vertrauen zu dem Unternehmen; jetzt, in der verzweifeltsten Lage, sprach er voller Hoffnung und fand Gehör bei seinen beherzten Kameraden, von welchen die vergangene Zeit auch für die Zukunft das Beste erwarten ließ.
    Nach den kräftigen Worten des Kapitäns wollte der Doctor sich genau über ihre jetzige Lage unterrichten und verließ die Anderen, die etwa fünfhundert Schritte von dem Wrack standen, um sich nach dem Schauplatz des Unglücks zu begeben.
    Von dem Forward selbst, der mit so großer, berechnender Sorgfalt gebauten und ohne Rücksichten auf die Kosten ausgestatteten Brigg, war so gut wie nichts übrig; zerrissene Eisstücke, formlose, geschwärzte, halb geschmolzene Trümmer, verbogene Eisentheile, Taustücke, welche noch wie Lunten fortglimmten, und in der Ferne einige Rauchwolken, die da und dorthin auf dem Eisfeld emporwirbelten, zeugten von der Heftigkeit der Explosion. Die Kanone vom

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