Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Titel: Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
Vordercastell war mehrere Klafter weit zurückgeschleudert und lag auf einem Eisblock, wie auf einer Laffette. Im Umkreise wohl von hundert Klaftern war der Boden mit Bruchstücken jeder Art bedeckt; der Kiel der Brigg in einen Eishausen eingebohrt, und die Eisberge, welche vorher da und dort geschmolzen waren, hatten schon wieder ihre Granithärte bekommen.
     

    Trauernd gedachte der Doctor seiner verwüsteten Cabine, seiner verlorenen Sammlungen und der kostbaren, nun zertrümmerten Instrumente, seiner zerrissenen oder verbrannten Bücher. Alle diese Schätze waren vernichtet! Feuchten Auges übersah er das ungeheure Unheil, ohne der Zukunft zu gedenken, nur ergriffen von den fast unersetzlichen Verlusten, die ihn vor Allen schmerzlich getroffen.
    Bald gesellte sich Johnson zu ihm; seine Züge trugen die Spuren der Leiden, die er überstanden, und des Kampfes, den er gegen die rebellische Mannschaft aufgenommen hatte, um das ihm anvertraute Fahrzeug zu retten.
    Der Doctor reichte ihm eine Hand entgegen, die der Schiffer kummervoll drückte.
    »Was soll nun aus uns werden? fragte jener.
    – Das weiß Gott allein, erwiderte Johnson.
    – Vor Allem, versetzte der Doctor, gilt es, jetzt nicht zu verzweifeln und den Mannesmuth zu bewahren.
    – Ja, Herr Clawbonny, sagte der alte Seemann, Sie haben Recht, ein großes Unglück verlangt große Entschlüsse. Wohl sind wir in übler Lage, nun heißt es, sich herauszuziehen.
    – Das arme Schiff! seufzte der Doctor, wie fühlte ich mich daran gefesselt und liebte es fast wie den heimischen Heerd, wie das Haus, in dem sich unser ganzes Leben abspielte – und kaum ein Stück ist von jenem noch erkennbar!
    – Ja, wer sollte es glauben, Herr Clawbonny, daß solch’ ein Bauwerk von Balken und Brettern uns so sehr an’s Herz wachsen könnte.
    – Und die Schaluppe? fragte der Doctor sich umsehend, ist auch diese dem Verderben nicht entgangen?
    – Ja wohl, Herr Clawbonny; Shandon und die anderen Entwichenen haben sie aber entführt.
    – Und die Pirogue?
    – Ist in tausend Stücken; da, sehen Sie die noch warmen Blechstücke, das sind Ueberreste derselben.
    – So bleibt uns also nur noch das Halkett-Boot?
    – Ja, das danken wir Ihrem Einfall, es bei Ihrem Abstecher mitzunehmen.
    – Das ist freilich wenig, sagte der Doctor.
    – O, über die elenden, entflohenen Schurken! rief Johnson; strafe sie der Himmel, wie sie es verdient haben.
    – Johnson, mahnte begütigend der Doctor, vergessen wir nicht, daß ihnen eine harte Prüfung auferlegt war. Nur die Besten bleiben auch im Unglück wacker, wo die Schwächeren unterliegen. Beklagen können wir unsere Unglücksgefährten, verdammen dürfen wir sie nicht!«
    Einige Augenblicke verharrte der Doctor schweigend, und sandte unruhige, forschende Blicke rund umher.
    »Was ist denn aus dem Schlitten geworden? fragte Johnson.
    – Der ist nur eine Meile rückwärts geblieben.
    – Unter Simpson’s Aufsicht, nicht wahr?
    – Nein, guter Freund, der arme Simpson ist den Strapazen erlegen.
    – Er ist todt? fragte bestürzt der Schiffer.
    – Todt! erwiderte der Doctor.
    – Der Unglückliche! meinte Johnson, und doch, wer weiß, ob wir nicht bald sein Schicksal zu beneiden haben!
    – Aber für einen Todten, den wir zurücklassen mußten, haben wir einen Sterbenden mitgebracht.
    – Einen Sterbenden?
    – Ja, den Kapitän Altamont.«
    Mit kurzen Worten erzählte der Doctor dem Schiffer das Vorgefallene.
    »Also ein Amerikaner! sagte nachdenklich Johnson.
    – Ja, Alles deutet darauf hin, daß jener ein Bürger der nordamerikanischen Freistaaten ist. Unklar bleibt, was es mit dem Schiffe ›Porpoise‹, das offenbar Schiffbruch erlitten, für ein Bewandtniß hat, und was es in diesen Breiten bezweckte.
    – Es ist eben untergegangen, entgegnete Johnson, es hatte seine Bemannung zur Todesfahrt eingeschifft, wie alle Diejenigen, welche ihre Kühnheit in diese Gegenden trieb. Aber sagen Sie mir zunächst, Herr Clawbonny, hat denn Ihre Excursion das beabsichtigte Ziel erreicht?
    – Das Kohlenlager? fragte der Doctor.
    – Ja, dieses.«
    Schweigend schüttelte der Doctor den Kopf.
    »Also Nichts erreicht? sagte der alte Seemann.
    – Nichts. Uns gingen die Lebensmittel aus, und Erschöpfung überfiel uns unterwegs. Nicht einmal die von Edward Belcher bezeichnete Küste erreichten wir!
    – Also, setzte der ergraute Schiffer hinzu, auch kein Brennmaterial erlangten Sie?
    – Nein!
    – Keine Lebensmittel?
    – Nein!
    – Und kein Schiff

Weitere Kostenlose Bücher