Reispudding mit Zimt (German Edition)
mich zuzubereiten.
„Wie geht es denn so“, fragt er durch die duftenden Schwaden, die aus dem Bratfisch aufstiegen.
„Hm. Nicht gut“, sage ich ganz ehrlich.
„Sag mir nicht warum, ich weiß es längst“, sagt Freddy, „Ganz Aldeburgh redet von nichts Anderem.“
„Von was genau?“, frage ich vorsichtig.
„Von Adrian Grantleys Selbstmordversuch.“
„Woher denn?“, frage ich einigermaßen empört, „Das ist doch eine private Sache. Seine Frau hat sie bestimmt nicht herum erzählt.“
„Ach, süße Anna“, seufzt Freddy, „Du hast wohl immer noch nicht begriffen, dass Aldeburgh ein Dorf ist. So etwas kann man nicht geheim halten. Es sickert so oder so heraus.“
Ich nehme den Fisch entgegen und sage nur:„Danke.“
Zu Adrian will ich lieber keinen Kommentar abgeben. Mir ist das Ganze zu grässlich.
„Und wie geht es jetzt weiter?“, fragt Freddy mitfühlend.
Ich schlucke den ersten köstlichen Bissen herunter und zucke mit den Schultern.
„Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht.“
„Was hält dein Freund von dem Ganzen?“
„Mein Freund? Witzig“, murmle ich düster. „Ich bin Schuld daran, wenn sein Vater stirbt. Schon vergessen?“
„Na ja, ganz so würde ich es nicht ausdrücken“, sagt Freddy, „schließlich hast du ihm die Schlaftabletten nicht eigenhändig eingeflößt.“
„Aber ich habe die Situation herbei geführt, die ihn dazu veranlasst hat.“
„Jedenfalls kannst du aufatmen“, sagt Freddy, „Die Urwaldtrommel von Aldeburgh weiß auch zu berichten, dass es Adrian besser geht und er aus seinem künstlichen Koma aufgewacht ist.“
Ich verschlucke mich fast an meinem Fisch. „Ist das wirklich wahr?“
„So hundertprozentig wie ich hier stehe.“
„Gott sei Dank!“
„Und wenn du deinen Ex vielleicht selber dazu befragen willst,“, sagt Freddy jetzt, „da hinten kommt er gerade.“ Er zeigt mit seinem Kinn die Promenade herunter.
Ich blicke in die Richtung und sofort schlägt mir das Herz bis zum Hals. Chris kommt tatsächlich in unsere Richtung, zusammen mit einigen von seinen Mitmusikern. Die Gruppe bewegt sich schnell auf uns zu. Chris sieht nachdenklich und blass aus und blickt nur auf den Weg vor sich. Er hat anscheinend keine Augen für Sally, die mit wippenden Locken und in einem aufreizenden T-Shirt neben ihm hergeht. Als ich sehe, wie traurig er aussieht, blutet mir das Herz und ich würde am liebsten zu ihm hinrennen, um ihn zu trösten. Aber das geht natürlich nicht.
Mit Sicherheit wollen die Musiker alle etwas bei Freddy bestellen.
Ich schlinge meinen Fisch in Windeseile hinunter.
„Tschüss, Freddy. Ich muss jetzt weiter“, rufe ich hastig. Dann ducke ich mich und renne zurück zu Claras Haus.
Angekommen, knalle ich die Tür hinter mit zu und lehne mich dagegen. Ich bin so schnell gerannt, dass ich außer Atem bin und einen Seitenstich habe.
Da habe ich gerade noch Glück gehabt. Wie furchtbar wäre es gewesen, Chris am Strand zu treffen! Bestimmt hätte er mich geschnitten. Das hätte ich nicht ertragen. Wie gut, dass mir die Peinlichkeit erspart geblieben ist.
Nachdenklicher als vorhin, räume ich weiter in Claras Haus auf. Ich steige in den Keller und finde einige leere Pappkartons, die ich mit Sachen fülle, von denen ich weiß, dass sie mir nichts bedeuten. Vielleicht kann man sie auch nach und nach bei Ebay oder auf einem Flohmarkt verkaufen. Dabei wandern meine Gedanken immer wieder zu Chris. Ihn so zu sehen, so unwiderstehlich wie er ist, hat mir einen gewaltigen Stich ins Herz verpasst. Ich merke, wie sehr ich ihn noch liebe und wie sehr er ich ihn vermisse.
Nie, nie, werde ich jemals wieder jemanden kennenlernen, der mir so viel bedeutet wie er, da bin ich mir sicher.
Soll ich einfach zum ihn hingehen und mit ihm über das Ganze sprechen? Ich könnte ihm klarmachen, dass ich das alles nicht gewollt habe, dass es mir um den Erhalt des Lokals gegangen ist.
Doch das würde nicht ziehen. Sonnenklar ist, dass ich (mit Hilfe vom großen, schonungslosen Meisterkoch Ron) seinen Vater ganz furchtbar vorgeführt und blamiert habe. Alle Welt hat es auf dem Fernseher gesehen. Und ich dumme Kuh bin viel zu unsensibel und stumpf gewesen, um die Konsequenzen meines Tuns schon vorher zu erkennen. Jeder andere an meiner Stelle hätte sofort erkannt, dass die Sache nicht gutgehen konnte.
Gladys.
Ja, Gladys fand die Idee auch gut.
Aber sie kennt Adrian nicht. Sie hat ihn nicht tagaus, tagein erlebt und konnte nicht
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