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Reispudding mit Zimt (German Edition)

Reispudding mit Zimt (German Edition)

Titel: Reispudding mit Zimt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Ellen
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Karneol, den ich Chris aus purer Sturheit abgerungen habe. Ich drehe ihn in meinen Fingern und sehe ihn nachdenklich an. Mein erster Impuls ist, ihn von mir wegzuschleudern. Dann stecke ich ihn wieder ein.
    Gladys ist in der Küche, als ich aufschließe.
    „Len, bist du es?“ ruft sie.
    „Nein“, sage ich mit heiserer Stimme, „ich bin es. Anna“
    Gladys kommt mit erschrockenem Gesicht in das Wohnzimmer.
    „Um Himmels Willen, Anna“, sagt sie, „und Gregory. Was ist los?“
    Gregory lässt seinen Kopf hängen. „Man hat uns entlassen.“
    Gladys sagt: „Was? Das darf doch nicht wahr sein! Moment. Ich mache euch beiden erst eine schöne Tasse Tee. Ihr seht beide so aus, als könntet ihr sie dringend gebrauchen. Dann erzählt ihr mir alles genau.“
    Nicht lange, da sitzen wir mit unseren Bechern in den Händen und erzählen ihr, was vorgefallen ist.
    Gladys schlägt die Hand vor den Mund. „Wie furchtbar“, ruft sie, „Adrian schwebt in Todesgefahr! Wie konnte er nur so etwas Törichtes, Dummes tun?“
    Wir starren in unsere Becher und sagen nichts. Uns ist einfach nur Hundeelend.
    „Das sieht ihm ähnlich“, sagt Gladys nun ärgerlich, „So ein dummer, stolzer Kerl. Kein bisschen flexibel. Kein bisschen lernbereit. Hättet ihr ihn doch einfach in Ruhe gelassen! Hättet ihr ihn doch einfach nur seinen Dampfer vor die Wand fahren lassen! Es wäre ihm Recht geschehen. Ihr armen Kinder könnt nichts dafür. Ihr konntet ja nicht ahnen, wie verbohrt und bockig der Mann in Wirklichkeit ist.“
    Ich denke heimlich: „Doch. Eigentlich habe ich es schon gewusst. Mich trifft die Schuld.“
    Ich spüre, wie meine Augen aus Reue feucht werden.
    „Entschuldigt mich bitte“, sage ich, „Ich gehe mal nach oben.“
    Dann renne ich hinauf, werfe mich auf mein Bett und weine so bitterlich, wie noch nie in meinem Leben.
    Ich weine über die zerbrochenen Träume dieses seltsamen, wirren Sommers. Ich weine darüber, dass das Glück, das mir zum Greifen nahe gekommen war, entflogen ist, und dass alle, alle meine Hoffnungen und Sehnsüchte mit einem Mal verloren sind.
    Und ich weine, weil ich weiß, dass es zwischen mir und Chris wohl aus ist. Für immer aus. Denn das, was geschehen ist, wird er mir mit Sicherheit nicht verzeihen können. Es wird immer wie eine große schwarze Wand zwischen uns stehen. Durch meine unüberlegte Hauruck-Rettungsaktion habe ich seinen Vater ins Unglück gestürzt. Meine verdammte Sturheit ist zum Auslöser für großes Leid geworden.
    Ich verlasse mein Zimmer den ganzen Tag nicht mehr. Irgendwann schlafe ich ein. Als ich wieder wach werde, merke ich, dass ich die ganze Nacht geschlafen habe. Es ist sehr früh. Draußen ist es noch dunkel, aber eine einsame Amsel singt vor meinem Fenster ihr heiteres, frohes Lied. Ich stehe schlaftrunken auf, schiebe das Fenster wütend mit einem Rumms zu, so dass die Amsel erschrocken auffliegt und davon schwirrt, und schlafe noch eine Runde.
    Ich werde wieder wach, weil Gladys mit einer Tasse Tee an meinem Bett steht.
    „Guten Morgen“, sagt sie, „Wie geht es dir?“
    Ich seufze nur lang und zitternd. Dann frage ich: „Was ist mit Gregory?“
    „Er schläft unten auf dem Sofa. Er ist sehr spät erst eingeschlafen, der arme Kerl.“
    „Oh Gladys“, sage ich, „was sollen wir nur tun?“
    „Erst einmal gar nichts“, sagt Gladys, „Jetzt wird Tee getrunken und abgewartet. Ich habe den Frühstückstisch unten schon gedeckt. Wenn ihr dann so weit seid, können wir uns beim Frühstück unterhalten.“
    Ich ziehe mich an. Dann bürste ich meine Haare. Dabei fällt mein Blick auf die Karten für „Peter Grimes“, die mir Chris neulich mitgebracht hat. Ich habe sie hinter den Rahmen vom Spiegel gesteckt. Die kann ich jetzt wegwerfen, denke ich bitter.
    Wie habe ich mich darauf gefreut, Chris dort beim Tuba-Spielen zu sehen und hören!
    Jetzt tut es nur weh, daran zu denken, wie eine eventuelle Begegnung bei dem Event aussehen würde; linkisch, peinlich, traurig. Mich herzlich in die Arme schließen würde er mit Sicherheit nicht.
    Das sage ich dann auch Gregory, als wir später gemeinsam frühstücken.
    „Warum sollen wir nicht hin?“, fragt er verständnislos, „Wir müssen doch überhaupt nicht zu ihm hin gehen und 'hallo' sagen. Ich habe mich schon total darauf gefreut. Ich bin noch nie in einer Oper gewesen, und so wie Chris das erzählt hat, muss das super toll sein.“
    „Tja, dann gebe ich dir eben die Karten, und du kannst mit jemand

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