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Reiterhof Birkenhain 05 - Strumnacht am Meer

Titel: Reiterhof Birkenhain 05 - Strumnacht am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Berger
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schwankenden Kutter entkommen zu sein.
    »Aber nur in der Fußgängerzone bleiben, hört ihr?« Das war jetzt Antje Harms. »Denkt daran - wir haben die Verantwortung für euch!«
    Conny winkte beruhigend zum Schiff hinüber.
    »Kann ich jetzt endlich ablegen?«, fragte Käpt'n Seebär schmunzelnd. »Oder wollen wir warten, bis alle Krabben Reißaus genommen haben?«
    »Schiff ahoi«, brüllte Jule von Deck und schwenkte ihren Rucksack über dem Kopf. »Wenn wir den Wal sehen, schicken wir ihn zu euch hinüber.«
    Während das Schiff langsam aus dem Hafenbecken tuckerte, rannten Conny und Jasmin durch die Fußgängerzone den Weg zum Deich hoch. Eine kleine Menschenmenge, die schnell größer wurde, versammelte sich oben.
    »Warum sagt er Mücke zu dir?«, erkundigte Jasmin sich keuchend.
    Conny erzählte ihr in wenigen Worten, wie sie sich zu Hause für den Naturschutz stark machte. Dass Herr Jensen ihr den Spitznamen »Mücke« verpasst hatte, weil sie nicht einmal einer Mücke etwas zu Leide tun konnte.
    Behände schoben sich Conny und Jasmin durch das Publikum hindurch, um einen besseren Blick auf das Meer zu haben. »Jetzt sehe ich das Polizeiboot«,, hörten sie einen der Umstehenden sagen. »Und ganz links kommen zwei, nein drei Schlauchboote von Greenpeace.« Endlich hatten sich die beiden Mädchen nach vorn durchgedrängelt und konnten den Rettungseinsatz mit eigenen Augen verfolgen. Hier oben, auf dem höchsten Punkt des Deiches, pfiff ein anderer Wind als unten. Sofort fasste er in die Haare und zauste sie kreuz und quer durcheinander.
    Auf der Deichkrone bildeten sich rasch drei Gruppen. Gruppe 1 bezeichnete den Wal als Fisch. Wo doch jedes Baby weiß, dass Wale zu den Säugetieren gehören, dachte Conny abfällig. In Gedanken nannte sie die Leute der Gruppe 1 »Fischköpfe«.
    Gruppe 2 sah die Sache als Happening an, veranstaltet vom Tourismus-Verein. Als Highlight zum Mittwoch. Viele aus der zweiten Gruppe hätten es nicht ungern gesehen, wenn der Wal tot antreiben und am Strand explodieren würde. Das hatten sie mal im Fernsehen gesehen. Jasmin schob ihre Hand in Connys, als sie das hörte.
    Die Gruppe 3, zu der sich Conny und Jasmin stellten, hatte Ahnung von Walen und bewies das durch die Verwendung von Fachbegriffen. Wegen Jasmins Ahnungslosigkeit gehörten die Mädchen eigentlich halb zur Fischklasse. Aber das fand Conny unter ihrer Würde.
    Einer von Abteilung 3 wusste, dass ein Walexperte von Greenpeace im Polizeiboot mitfuhr. Und dass im letzten Januar sechs Wale vor dem Nachbarort St. Peter-Ording gestrandet waren, von denen drei gerettet wurden. Conny versuchte herauszubekommen, was heute genau passiert war. Bereitwillig erzählte jeder Zuschauer, was er mitbekommen hatte.
    Ein einzelner Pottwal war es, der sich vor der Büsumer Küste verschwommen hatte. Groß und gewaltig musste er sein - er wurde allgemein auf 15 oder 16 Meter geschätzt.
    »Achtmal Felix hintereinander«, rechnete Jasmin aus. Seit sie auf dem Reiterhof war, gab es für sie nur noch eine Maßeinheit - die »Ponylänge«, die knapp zwei Meter betrug.
    Mehrere Urlauber hatten die Schwanzflosse und einen Teil des mächtigen Körpers gesehen. Ebenso die fast drei Meter hohe Wasserfontäne beim Auftauchen. Ein Wichtigtuer aus der Fisch-Runde berichtete lautstark darüber.
    »Blas heißt das«, korrigierte Conny. »Nicht Fontäne.« Erstaunt drehte der Fischkopf sich um. Verdrossen musterte er das zwölfjährige Mädchen und entfernte sich dann auf einen Stehplatz der Gruppe 2, wo er nicht mit solchen peinlichen Zurechtweisungen rechnen musste.
    »Was machen die denn mit dem Wal?«, fragte Jasmin gespannt. »Fangen sie den?«
    Conny lachte.
    »Ach was. Die Boote kreisen ihn ein.« So viel wusste sie aus ihren Büchern. »Und lotsen ihn in tieferes Wasser.«
    »Wieso darf er denn nicht an den Strand schwimmen?«, wollte Jasmin noch wissen. »Beißt der? Wie ein Hai?«
    »Quatsch, ein Wal beißt doch nicht.« Conny schüttelte den Kopf. »Aber der stirbt an Land. Wenn der nicht schwimmt, wird er von seinem Körpergewicht erdrückt. Und es stimmt wirklich - ein toter Wal kann richtig explodieren. Ist das nicht schrecklich?«
    Jasmin erinnerte sich auf einmal, dass sie vor einem Jahr Bilder von gestrandeten Walen gesehen hatte. In der Tagesschau. Flüsternd erzählte sie - leise, um die Sache für sie weniger bedrohlich zu machen -, dass Menschen auf die massigen Körper gestiegen waren. Und auf den toten Walen

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