Reiterhof Birkenhain 05 - Strumnacht am Meer
blass.
»U . . . M«, flüsterte sie. »Ulrike Mühlberg . . . Krefeld. Sie hat uns gefunden.«
Stürmisch wurde die Tür aufgerissen und Jule fegte mit Rike und Ronja herein.
»Wollt ihr wissen, wer draußen gerade vorgefahren ist? Ich wette, das ist...« »Nicht so laut«, mahnte Conny. »Haben wir auch gesehen. Das muss die von Ankum sein, diese Ulrike Mühlberg.« Jule nickte. »Genau. Die wird hier wohl kaum einen Ferienkursus gebucht haben. Und nun?«
Connys Gehirn arbeitete fieberhaft.
Woher wusste diese Frau, dass Ankum in Westerdeich Urlaub machte? Von Axel Rakete? Hatte sie Herrn Jensen angekündigt, dass sie kam? Gesagt hatte er nichts. Würde er ihr seinen Friesen verkaufen?
Aber diese Fragen waren im Moment unwichtig. Nur nicht verzetteln. Sie mussten jetzt das Pferd im Auge behalten. Wenn diese Frau tatsächlich Ulrike Mühlberg war, würde sie als Erstes zu Ankum auf die Weide gehen, das stand fest.
»Los, ans andere Fenster, Jule!«, sagte Conny im Kommandoton.
Jule nickte und ging auf die Südost-Seite. »Behalte die Wiese im Blick.«
»Melde, dass Ankum frisst«, rief Jule zackig von ihrem Beobachtungsposten herüber.
Luisa blieb am Nordwest-Fenster stehen, von dem man Deich und Parkplatz überblicken konnte.
Endlose fünf Minuten lang passierte gar nichts.
Dann...
»Sie kommen aus dem Stiefelraum«, flüsterte Jule aufgeregt.
»Kai Jensen und diese Frau. Sie gehen direkt zur Wiese. Mist.«
Alle Mädchen drängten sich hinter Jule und reckten sich, um einen besseren Blick zu haben. Tatsächlich! Herr Jensen ging angeregt plaudernd mit Ulrike Mühlberg zur Wiese.
Ohnmächtig mussten die Mädchen mit ansehen, wie die Besucherin Ankums Kopf tätschelte und das Pferd immer wieder umarmte. Als ob es schon ihr gehörte! Dann ließ sie sich neben Kai Jensen auf einen Holm des Zauns nieder. Ankum in seiner freundlichen Friesenart legte mal ihr, mal ihm den Kopf auf die Schulter. Er wollte wohl seine Zuneigung gleichmäßig verteilen.
Sie saßen da eine ganze Zeit, tranken Tee oder Kaffee aus einer mitgebrachten Thermoskanne und Frau Mühlberg strich dem Friesen zwischendurch über die Nase.
Von weitem sah es richtig gemütlich aus. Gar nicht wie eine gefährliche Verhandlung über die Zukunft eines Schulpferdes. Doch jedes der Mädchen wusste, dass der Schein trog. Da unten ging es um den Verkauf von Ankum. Spätestens als Frau Mühlberg ein Fotoalbum aus ihrer Tasche zog und sich mit Herrn Jensen darüber beugte, war die Sache eindeutig.
»Alte Bilder von Ankum«, fürchtete Luisa.
»Wenn Ankum doch ein Wal wäre ...« Conny seufzte schwer. »Dann könnte Greenpeace ihn einfach wegtreiben.«
Da es aber unwahrscheinlich war, dass der Friese sich in den nächsten Minuten in einen Pottwal verwandelte, war eins klar: Sie mussten sich beeilen, wenn sie Ankums Verkauf verhindern wollten. Die Mühlberg sollte auf Granit beißen!
»Los, nach unten«, ordnete Conny an.
Auf ihr Kommando hin stürzten sich die Mädchen aus dem Zimmer, sausten die Treppe hinunter und rannten Richtung Weidezaun.
Aber ein Stück vor der Wiese, von wo ihnen die beiden Erwachsenen und Ankum erstaunt entgegensahen, wurde Conny plötzlich langsamer und die anderen auch.
Wie sollten sie Frau Mühlberg eigentlich einschüchtem? Vielleicht mit »Verlassen Sie auf der Stelle das Grundstück, das ist Hausfriedensbruch«? Und mit welchen Argumenten wollten sie Herrn Jensen verbieten Ankum zu verkaufen?
»Weiterlaufen«, zischte Conny, übernahm die Spitze und rannte an einem völlig verdutzten Kai Jensen vorbei. Erst als sie das Haus umrundet hatten, kamen die Mädchen außer Atem unterm Mirabellenbaum auf dem Parkplatz zum Stehen.
»Soweit ich weiß«, keuchte Conny, »gibt es kein Gesetz, das es einem Stallbesitzer verbietet seine Pferde zu verkaufen.«
Ja, das Gesetzbuch wies eindeutig Lücken auf. Darin war man sich einig.
»Wir brauchen einen anständigen Plan«, sagte Luisa.
Neugierig trabten Anna und Jasmin heran, die vor dem Haus Longenstunden gespielt hatten. Jasmin knotete das Zaumzeug auseinander, das sie sich um den Bauch gebunden hatte. Sie war das Pferd gewesen.
»Dürfen wir mitmachen?«, fragte Anna. »Ich bin ein brutal guter Plänemacher.«
Die Mädchen sahen sich an. Jetzt war es fast schon egal, wenn die beiden von dem Geheimnis erfuhren. Die Sache ließ sich nicht länger unter der Decke halten. Conny fiel noch etwas anderes ein: Vielleicht konnten sie Anna als Wunderwaffe einsetzen? Jule,
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