Reiterhof Birkenhain 05 - Strumnacht am Meer
Luisa und sie selbst mussten sich ja mit Tricks zurückhalten. Die Drillinge auch, weil sie sich mit den Hamburgern angefreundet hatten. Viel zu verdächtig. Anna dagegen und Jasmin - von denen nahm niemand an, dass sie Ankums Verkauf verhindern wollten.
»Ihr seid dabei«, sagte Conny.
Die »Ankum-muss-bleiben-Bande« kauerte eng beieinander auf dem weißen Holzzaun am Ende des Parkplatzes.
Die acht redeten sich die Köpfe heiß. Sie ließen sich nicht einmal dadurch stören, dass ihnen hin und wieder vom Wind abgerissene, halbreife Mirabellen in den Nacken fielen.
Man musste etwas finden, was Ulrike Mühlberg den Spaß an Ankum verdarb. Gar nicht leicht, denn der Friese war ein Ausbund an Freundlichkeit.
Die Vorschläge wurden immer abenteuerlicher, bis schließlich eine Idee für gut befunden wurde. Mit sechs Stimmen zu zwei Gegenstimmen (die von Luisa und Ronja).
»Ich finde es nicht richtig, Ankum so etwas in die Schuhe zu schieben«, moserte Ronja, das Gesetz. »Was ihr vorhabt, ist ja die Vorspiegelung einer Straftat.«
Das meinte auch Luisa.
»Aber nur in minderschwerem Fall, Schwesterchen«, wurde sie von Rita beruhigt. Rita, das Buch, war Expertin für Kriminalromane.
Zwischendurch wurde Jasmin von Antje Harms ans Telefon gerufen. Ihre Mutter war dran, die sie abholen wollte! Mit der Unterstützung von Frau Harms gelang es, einen weiteren Tag herauszuschinden. Wegen des Wals. »Aber Donnerstag komme ich endgültig. Das ist mein letztes Wort«, sagte Jasmins Mutter.
Dass auch daraus nichts wurde, konnte zu diesem Zeitpunkt noch niemand ahnen.
Im Moment verschwendete man sowieso keinen Gedanken an morgen. Dazu stand das Ankum-Problem zu deutlich im Vordergrund. Mehr als zuvor, denn Jasmin brachte von drinnen die Bestätigung mit, dass die Besucherin Mühlberg hieß.
Ankums »Straftat« wurde nun genau geplant.
Rita verschwand und kehrte mit einem Hufeisen und einem Glas Heidelbeermarmelade zurück.
Anna zog die Hosenbeine ihrer Bermudas hoch. Sie hielt das Eisen auf ihren Oberschenkel und drückte das kalte Metall kräftig auf die Haut. Zufrieden begutachtete sie den Abdruck.
»Schwachsinn.« Rike, das Pferd, nahm ihr das Eisen aus der Hand. »Das muss andersherum sein. Die offene Seite nach oben. Wenn Ankum so eine Macke hinterlassen würde, müsste er beim Ausschlagen auf dem Kopf stehen.«
Das Hufeisen wurde richtig herum auf Annas Bein gedrückt, dann blaue Marmelade auf die Stelle gerieben.
»Brutal gut«, stellte Anna fest, rollte das Hosenbein herunter und biss sich augenzwinkernd in den Oberarm. »Doppelt hält besser. Dieser Friese ist wirklich gefährlich...«
Bis zum Abendessen mussten sie ihr Vorhaben streng geheim halten. Es gab Schwarzbrot mit Krabben, die sie vom Kutter mitgebracht hatten. Conny aß nichts davon, sondern strich sich ein Käsebrötchen. Jasmin aus Bewunderung für »Mücke« ebenfalls.
Nach dem Abräumen drückten sich die Mädchen in der Nähe von Jensens Tisch herum. Er sollte eine Chance bekommen seine »kriminellen Absichten« zu gestehen. Frau Mühlberg war zwar gegangen, hatte sich aber in Hauke Hansens Pension ein Zimmer gemietet. Also keine Entwarnung!
Kurz nach dem Essen erschien Ulrike Mühlberg plötzlich im Esszimmer. Als sie hereinkam, riss der Wind ihr fast die Tür aus der Hand. Sie schüttelte einige Blätter von ihrem Blazer, grüßte in die Runde und setzte sich zu Herrn Jensen.
Die »Widerstandsbewegung« beriet sich flüsternd und Anna verließ mit Jasmin den Raum.
Endlich rief Kai Jensen seine drei Mädchen zu sich und machte sie mit Frau Mühlberg bekannt.
Höflich, aber kühl - so wollten sie die Frau aus Krefeld behandeln. Darauf hatten sich die drei geeinigt. Offensichtliche Ablehnung würde Jensens Misstrauen wecken. Ohnehin schien er zu vermuten, dass die Mädchen mehr wussten, als sie zugaben. Sie durften sich keine Nachlässigkeiten erlauben.
Im Laufe des Gesprächs stellte es sich als schwierig heraus, die Mühlberg abgrundtief blöd zu finden. Zumal sie gar nicht versuchte mit albernen Ausreden zu vertuschen, was sie im Sinn hatte: Ankum zurückzukaufen. Ja, der schöne Friese hatte ihr tatsächlich gehört. Bis vor einigen Jahren.
Gerade wollte sie erzählen, warum sie Ankum damals weggeben musste, da ertönte draußen ein Mordsgeschrei. Anna!
»Dieses Mördertier! Das tut so weh. Ich sterbe, oh, ich sterbe. Mama ...«
Das mit der Mutter hätte sie sich sparen können. Das machte die Sache fast unglaubwürdig, dass Anna
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