Reizimpuls Todesschläfer
einige Male machen, aber dann war es vorbei mit der Maskerade.
Die Einstiche waren schmerzhaft. Bei der Suche nach dem unteren Ende der Biopolplast-Leiter berührte die Nadel nicht nur die beiden angezapften Halsschlagadern. Hannibal mußte auch die darüberliegende Haut und Muskelschicht perforieren.
Er machte seine Sache geschickt und routiniert. Für einen Augenblick brannte es auf meiner Zunge. Ein Bruchteil des zellauffrischenden Depot-Medikaments war in meinen Körperkreislauf eingedrungen.
»Übelkeit?« fragte er besorgt.
»Nein. Nur der übliche Ammoniakgeschmack. Es ist schon vorbei.«
»Mann, das hätte uns noch gefehlt. Die Narbe war schon weiß und innen gelblich. Und gerade die wirst du gleich vorzeigen müssen.«
Ich antwortete nicht. Seitdem wir in der Basis waren, hatten wir unsere Gespräche mit den normalakustischen Stimmen geführt. Jede Telepathieverbindung konnte tödlich werden.
Die kurzen Fragen an Kiny waren offenbar nicht bemerkt worden, obwohl ich vor einer Stunde – es war gegen sieben Uhr früh gewesen – nochmals eine Nachricht an Kiny hatte absetzen müssen.
Hedschenin hatte einen derart großartigen Vorschlag gemacht, daß wir die Gefahr einer Ortung auf uns genommen hatten.
Er wollte Hannibal und mich auf dem Transmitterweg zu unserem marokkanischen Zeitstützpunkt abstrahlen. Voraussetzung dafür war, daß unsere Experten den dort vorhandenen Transmitter haargenau auf die Sendefrequenz des Basisgeräts abstimmten. Das war nicht einfach, weil unser Stützpunkttransmitter ein denebisches Erzeugnis war. Immerhin, so hatte mir Hedschenin versichert, mußte es zu schaffen sein. Ein Transmitter war nun einmal ein Transmitter.
Ob wir vor dem entscheidenden Zeitpunkt zu einer Testsendung kommen würden, war fraglich. Aber wir waren bereit, diesen blitzschnellen Weg einzuschlagen, wenn wir nur eine gute Aussicht hatten, heil aus dem Empfänger zu klettern.
Zur Zeit waren unsere GWA-Spezialisten damit beschäftigt, die denebische Konstruktion abzustimmen. Kiny hatte sich noch nicht gemeldet. Also arbeitete man noch daran. Hedschenins Justierungsdaten waren aber so eindeutig genau, daß es an sich nicht zu einem Fehler kommen konnte. Dafür würde schon Allison sorgen; das heißt – erst mußte er einmal den Stützpunkt erreicht haben! Zur Zeit brauste er mit der HURON noch durch die Tiefsee gen Norden.
Hedschenin hatte noch eine zweite Nachricht für uns gehabt, die mich tief betrübt hatte.
Narpha, der phorosische Raumjagd-Kommandeur, war bei der Abwehr der denebischen Schiffe gefallen. Wieder hatte ein wertvoller Mensch sein Leben für die marsianischen Interessen opfern müssen.
Vor einer Viertelstunde, kurz vor acht Uhr, waren alle menschlichen Mitarbeiter der Andenbasis angerufen worden. Saghon wollte sie sehen!
Er war um 5:49 Uhr aus dem Transmitter gekommen. Das große Spektakulum des Empfangs hatten wir nur am Rand miterlebt. Hedschenin war als einziger Mensch dabei gewesen. Seitdem hatte er sich gewandelt.
Die Nervosität war von ihm gewichen. Er war zu einem roboterhaft wirkenden Mann mit unbewegter Miene und verstecktem Haß in den Augen geworden. Uns gegenüber verhielt er sich nahezu herzlich. Ohne ihn wären wir längst verloren gewesen, besonders wenn er noch unser Gegner gewesen wäre.
Und nun, als wir gerade losfahren wollten, um Saghons Befehl zu befolgen, zeigte meine Biomaske Zerfallserscheinungen. Ich mußte noch einige Minuten warten.
Hannibal schritt unruhig auf und ab. Ich blieb still liegen, damit das Medikament zielsicher seine Dienste verrichten
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