Reizimpuls Todesschläfer
in der er sein Vorgehen bedauert, jedoch darum bittet, seine Handlung zu würdigen. Er wollte sich den Behörden von Whurola stellen und den Tod im Kampf suchen.«
»Narr! Überlebte er das?«
»Nein. Oberst Maykoft vernichtete das Boot mit einer ferngesteuerten Rakete.«
Maykoft, natürlich! Wer sonst hätte so schnell schalten können. Folrogh, der marsianische Admiral, den wir bei unserer ersten Er Rif-Reise als Verräter entlarvt und gefangengenommen hatten, war unwürdig gestorben. Maykoft hatte gar nicht anders handeln können. Damit war aber auch ein Mann gestorben, der uns in der Realzeit mit den Geheimnissen des marsianischen Erbes hätte vertraut machen können.
Kiny erklärte noch viele Dinge im Detail. Dann unterbrachen wir die Verbindung.
Hannibal stand bereits vor dem Visiphon meines Wohnraums. Von hier aus konnte ich Hedschenin erreichen.
Wir verloren kein Wort mehr. Ich wählte sein Rufsymbol. Der Bildschirm leuchtete auf.
Als ich sein maskenstarres Gesicht sah, wußte ich, daß er den Anruf erwartet hatte.
»Gruß Euch, Metranon«, ergriff er sofort das Wort. »Habt Ihr Sorgen?«
»Noch nicht«, entgegnete ich zweideutig. »Meine Experimente können vermutlich in neunundfünfzig Stunden und zwei Minuten abgeschlossen werden.«
Ich sah, wie seine Hände die Tischkante umklammerten.
»So schnell?« fragte er mit spröde klingender Stimme an. »Ist ein Irrtum denkbar?«
»Auf keinen Fall. Ich habe soeben meine Berechnungen beendet.«
»Danke. Ihr hört von mir.«
Er war vernünftig genug, das Gespräch sofort zu unterbrechen. Wie es in dem Atlanter jetzt aussah, konnte ich mir gut vorstellen.
Wir hatten ursprünglich mit einer Galgenfrist von über vier Wochen gerechnet. Die waren jetzt auf knapp zweieinhalb Tage zusammengeschrumpft.
Als Hannibal einige Mikrowaffen aus dem Gepäck nahm, um sie in den Geheimtaschen seiner Uniform zu verbergen, explodierte die nächste Überraschungsbombe.
Draußen begannen die marsianischen Lärmpfeifen zu schrillen. Gleichzeitig vernahmen wir ein seltsames Geräusch, das unmittelbar darauf zu einem machtvollen Donnern anschwoll. Unter meinen Füßen erbebte der Felsboden.
»Die fahren sämtliche Leistungsreaktoren hoch«, meinte Hannibal mit einem schwachen Grinsen. »Großer, die Energie wird für den Materietransmitter gebraucht. Wir werden die Ehre haben, den obersten Flottenbefehlshaber des Planeten Mars, Admiral Saghon, höchstpersönlich begrüßen zu dürfen. Wenn er mich zu durchdringend ansieht, ist er reif, ehe er den Verhaftungsbefehl aussprechen kann. Jede Wette, daß ich schneller bin als sämtliche Spezialisten der hiesigen Spionageabwehr. Der Zwerg mit dem riesigen Kopf fällt nicht wie eine reife Pflaume. Nein, nein, mein Bester, jetzt hörst du gefälligst mit dem Befehlen auf, klar? Ab sofort ist das meine Sache, aber ich werde warten, bis die letzte Chance eindeutig vertan ist. Dann fällt der hohe Herr.«
Es war 5:49 am 24. April 2011, Realzeitbewertung.
8.
»Auch das noch! Sie stirbt ab«, stieß Hannibal schwer atmend hervor. »Los, Langer, hinlegen, Hals frei machen.«
Er schubste mich zu einer flachen Liege typisch atlantischer Bauweise hinüber.
Ich wußte, daß die kritischste Phase unseres Einsatzes angebrochen war. Wenn allerdings meine Folienmaske noch vor dem Katastrophenzeitpunkt zur Zersetzung neigte, war alles verloren.
Ich legte mich hin und ließ mir von dem Kleinen die beiden Injektionen verabreichen. Sie wurden direkt in die Blutleiter der Kopfhülle gegeben und hatten die Aufgabe, das langsam absterbende Biogewebe noch einmal aufzufrischen.
Das konnte man
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