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Rembrandts Vermächtnis (German Edition)

Rembrandts Vermächtnis (German Edition)

Titel: Rembrandts Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Guggenheim
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Ihr werdet keine Schwierigkeiten mit ihm haben. Er soll recht viel lernen, damit aus ihm ein ordentlicher Bildermaler wird. Schließlich wird er irgendwann eine Familie ernähren müssen. Wo er doch am Schneiderhandwerk keinen Gefallen finden konnte“, fügte mein Vater mit einem unüberhörbaren Seufzen hinzu.
    „Somit wären wir uns also einig, Mijnheer Bol. Euer Sohn und ich werden uns schon aneinander gewöhnen. Was meinst du, Samuel?“
    Ich nickte stumm und drehte verlegen die Kappe in meinen Händen.
    „Bitte entschuldigt mich, Meister Rembrandt“, sagte mein Vater, „aber die Zeit drängt. Ich muss noch einige dringende Geschäfte in der Stadt erledigen, bevor ich wieder nach Hause zurückkehre.“
    Er zog den schäbigen Leinenbeutel hervor, den er am Gürtel trug, und zahlte dem Meister das Lehrgeld für zwölf Monate im Voraus. Gerade so viel, wie er hatte zusammentragen können. Ich spürte eine tiefe Dankbarkeit in mir, denn ich wusste, mit wie viel Fleiß mein Vater dieses Geld erarbeitet hatte.
    „Auch ich muss wieder an meine Arbeit. Lebt wohl Mijnheer Bol. Ihr wollt Euch sicherlich noch von Eurem Sohn verabschieden. Nun also, ich wünsche Euch ein gutes Geschäft und eine ebensolche Reise.“
    Mit diesen Worten drehte der Meister sich um und wandte sich wieder der Staffelei zu.

    Als wir vor die Tür traten, spürte ich, wie meine Knie weich und mein Hals eng wurden. Mein Vater nahm meine Hand und blickte mich eindringlich an.
    „Hör gut zu, mein Junge, beherzige das, was der Meister dich lehrt, sei fleißig und strebsam. Halte dich fern von den Verlockungen der großen Stadt. Und vergiss nicht das Abendgebet und den Kirchgang am Sonntag.“
    Einen Moment stand er unschlüssig herum. Dann tat er etwas, was er noch nie zuvor getan hatte. Er umarmte mich. Mehrere Male musste ich schlucken.
    „Vater, ich verspreche dir, dass ich unserer Familie keine Schande bereiten werde. Ich will hart arbeiten und jeden Tag für euch alle beten. Sag Mutter lieber nichts von den Bettlern und den seltsamen Menschen, die uns vorhin in der Stadt begegnet sind. Sie soll sich nicht unnötig ängstigen.“
    Mein Vater zog einen Stofflappen aus der Jacke und wischte sich die Augen. Mit einem Ruck wendete er sich von mir ab und trat hinaus auf die Straße. In diesem Augenblick hörte ich in der Ferne die große Glocke der Westerkerk dreimal schlagen. Ich ahnte, dass von nun an nichts mehr in meinem Leben so sein würde, wie es zuvor gewesen war.

    Am nächsten Morgen führte mich der Meister durch das Haus. Es war viel kleiner, als ich mir das Haus eines berühmten Malers vorgestellt hatte, und auch überhaupt nicht prunkvoll. Die Möbel waren alt und von einfacher Ausstattung. Aber überall herrschten Reinlichkeit und Ordnung.
    Von der Diele aus führte ein Gang in den hinteren Teil des Hauses. Linker Hand lag die Stube, in der gegessen wurde und wo auch der Meister seine Schlafstätte hatte. Das Bett stand erhöht auf einem Podest. Ringsherum bauschten sich grüne, schon verblichene Samtvorhänge, die an einem Baldachin befestigt waren. Geradeaus, am Ende des Flurs, war die Küche, hinter der sich ein kleiner, mit Liebe und Sorgfalt angelegter Garten anschloss.
    „Hier schläft meine Tochter“.
    Der Meister deutete auf einen Bettkasten mit dunkelblauen Vorhängen. Genau solche Schlafschränke hatten wir zu Hause in Muiderkamp auch.
    „Cornelia ist für ein paar Tage bei meiner Schwiegertochter. Magdalena ist guter Hoffnung, aber sie fühlt sich nicht wohl, und meine Tochter will ihr ein wenig bei der Hausarbeit helfen.“
    Für einen kleinen Moment schloss der Meister die Augen und seufzte leise. Er schien besorgt.
    Unterhalb der Treppe ging es zu einer Kammer, in der Rebekka, die alte Magd, wohnte. Im oberen Stockwerk lag die Werkstatt, die ich bei meinem Kommen vor Aufregung gar nicht genau in Augenschein genommen hatte. Sie hatte zwei Fenster, von denen man aus auf die Rozengracht sehen konnte. Gleich davor war eine Staffelei derartig aufgestellt, dass das Tageslicht seitlich von links auf die Leinwand fallen konnte. Ich sah auf ein noch unfertiges Porträt, es stellte den Meister persönlich dar. Daneben befand sich ein Tischchen mit allerlei Farben, Pinsel und Tiegeln.
    An der Seite ragte ein Regal bis dicht unter die Decke. Es war gefüllt mit dunklen Flaschen und Gefäßen in unterschiedlicher Größe. An den Wänden hingen neben- und übereinander Schilde, Pfeile, Bogen und Speere, Wandteppiche und

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