Remember
grenzt es an ein Wunder, dass das Geheimnis bis zum Schluss gewahrt werden konnte.«
HILL: »Wenn ich jetzt darüber nachdenke… glaube ich, wir hatten einfach Glück. Natürlich gab es Gerüchte. Aber wir taten einiges dafür, damit die Sache geheim blieb. Wir brachten sogar absichtlich falsche Informationen in Umlauf, um unsere eigentlichen Forschungsabsichten zu verschleiern.«
FINNAGAN: »Klingt wie in einem Spionagefilm.«
HILL: »Das ist in der Wissenschaft nicht unüblich. Schließlich geht es hier um Ruhm und nicht zu vergessen – auch um sehr viel Geld.«
FINNAGAN: »War es ein Vor- oder Nachteil, dass es schon zu Beginn kritische Stimmen gegeben hat, die die Realisierbarkeit anzweifelten?«
HILL: »Nun, es hat uns geholfen, was die Geheimhaltung angeht. Wenn dich die Leute nicht ernst nehmen, lassen sie dich in Ruhe. Doch als es in der Anfangsphase darum ging, die letzten Plätze in unserem Team zu besetzen…«
FINNAGAN: »Dem, soweit ich informiert bin, bereits zwei Nobelpreisträger angehörten.«
HILL: »Ja. Aber Nathan hatte noch fünf Wunschkandidaten auf der Liste. Und es war gar nicht so einfach, sie zu überzeugen. Niemand zweifelte an der Genialität meines Bruders, doch nach dem Tod unseres Vaters dachten viele seiner Kollegen, Nathan hätte den Verstand verloren. Um es kurz zu machen: Vier nahmen das Angebot an. Einer lehnte ab.«
FINNAGAN: »Würden Sie uns verraten, wer der fünfte Kandidat war?«
HILL: »Nein. Aber ich habe gestern erst mit ihm telefoniert. Er sagte, er käme sich inzwischen vor wie der fünfte Beatle.«
FINNAGAN: »Ein passender Vergleich. Immerhin werden die Leute Ihres Teams schon jetzt in einer Reihe genannt mit Größen wie Einstein, Darwin oder Newton. Vom finanziellen Aspekt ganz zu schweigen. Aber dazu später mehr.«
Gefährten
7
Um 7 Uhr 15 saßen Annabel, Michael, Eric und George im Aufenthaltsraum und zumindest drei von ihnen starrten fassungslos auf den grauen Haferschleim, der ihr Frühstück sein sollte. Gnädigerweise hatte man dem Grauen einen Apfel beigelegt.
Ein paar Tische weiter hatte ein Patient bereits damit begonnen, Tisch und Sitznachbar mit dem Inhalt seiner Schale zu dekorieren. Er wurde von einem Pfleger nach draußen geführt, bevor sein Verhalten die anderen ansteckte und eine Schlammschlacht auslöste.
»Das Frühstück der Champions«, kommentierte Eric. Die anderen schwiegen.
Nur George hatte an dem Essen nichts auszusetzen. Er stopfte das Zeug in sich hinein, als wartete am Boden der Schale ein Klumpen Gold auf ihn.
Annabel hatte eine schreckliche Nacht hinter sich. Der Schlaf, der sie schließlich doch eingeholt hatte, war nur leicht gewesen. Immer wieder war sie vom Schlagen einer Tür, lauten Schritten auf dem Gang und dem wiederholten Schreien eines Patienten hochgeschreckt. Sie war froh gewesen, als eine junge Pflegerin sie um sechs geweckt und ihre Qualen beendet hatte.
Die Schwester hatte ihr angekündigt, dass für heute Vormittag ein Gespräch mit dem Chefarzt der Klinik anstand. Danach sollten noch einige gründliche Untersuchungen gemacht werden. Man wollte alle organischen Ursachen ausschließen. Die Aussicht, die Untersuchungen könnten tatsächlich eine geistige oder körperliche Ursache für ihre Situation ans Licht bringen, machte Annabel nervös. Doch das war immer noch besser als die quälende Ungewissheit.
»Ich habe mir etwas überlegt«, brach Michael endlich das Schweigen und legte seinen Löffel beiseite. »Es geht um das Gespräch mit dem Psychiater. Ich schlage vor, dass wir alle…«
Bevor er den Satz beenden konnte, trat eine Frau an ihren Tisch. Sie war auf einmal da und legte George die Hand auf die Schulter. Georges stoische Art verflog urplötzlich und ein Anflug von Panik zeichnete sich auf seinem Gesicht ab.
»Bleib locker, Georgie. Die will bestimmt nur spielen«, sagte Eric.
Die Frau trug ein graues Nachthemd und braunes Haar fiel in fettigen Strähnen über ihr markantes, eigentlich ganz hübsches Gesicht. Sie mochte um die dreißig sein, wirkte aber um einiges älter. Sie hatte nicht diesen medikamentenverklärten Blick vieler anderer Patienten. Ihre Augen waren klar und weit aufgerissen. Ein wenig zu weit aufgerissen vielleicht.
Jetzt beugte sie sich vor, tastend, schnüffelnd. Annabel hielt unwillkürlich den Atem an. Der Körpergeruch der Frau war beißend und ihr Atem erinnerte an den Gestank einer Sickergrube.
»Hat mal jemand Seife und ’n Tic Tac?«, fragte Eric
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