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Remember

Remember

Titel: Remember Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Jungbluth
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die aussahen wie vom Sperrmüll. Selbst der reich verzierte Kamin an der linken Wand konnte diesen Eindruck nicht mildern. Ebenso wenig wie der alte Kronleuchter, den man bis unter die Decke gezogen hatte. Die Zeit hatte ihm ein Netz aus Staub gewebt. Nun hing er da wie eine riesige Spinne, die auf Beute lauerte.
    Dennoch besaß der Raum etwas, das Annabel magisch anzog. Es war das Sonnenlicht, das sich aus einer breiten Fensterfront auf das stumpfe, zerkratzte Parkett ergoss. Es flutete in den Raum wie Wassermassen aus einem geöffneten Staudamm.
    Die Fenster waren das einzig Schöne an diesem Raum. Einige der Scheiben waren aus buntem Glas und es waren Menschen, Landschaften und Häuser darauf zu erkennen. Annabel kannte solche Fenster aus Kirchen und wusste, dass sie manchmal eine Geschichte erzählten.
    Langsam ging sie in den Raum hinein. Eins, zwei…
    Die sanft schwingenden Äste einer großen Eiche vor dem Fenster warfen bizarre Schatten auf den Boden. Ein junger, schlaksiger Mann kniete dort, während sein Kopf den hypnotischen Bewegungen folgte. Die meisten saßen an Tischen und spielten Brettspiele oder Karten. Andere wanderten ziellos umher. Einige redeten, mit anderen oder mit sich selbst.
    Auf der rechten Seite des Raumes spielten ein Mann und eine Frau mit einem überdimensionalen Damespiel. Ein Junge mit verfilztem Haar und wahrscheinlich nicht älter als zehn stand neben ihnen auf einem Stuhl und spendete bei jedem Zug euphorisch Beifall. Sein Lächeln schien wie eingemeißelt.
    ... sechsunddreißig, siebenunddreißig.
    Vor den Fenstern blieb Annabel stehen. Ihr Kopf fühlte sich wieder klarer an und auch die Müdigkeit fiel von ihr ab.
    Für einen kurzen Moment schloss sie die Augen und genoss die Wärme der hereinfallenden Sonne.
    »Annabel!«
    Annabel zuckte beim Klang ihres Namens zusammen und riss die Augen auf. Gleichzeitig wurde sie am Arm gepackt und zu einem der Tische am Fenster gezerrt. »Hey? Was soll das?« Sie blinzelte gegen das Sonnenlicht und erkannte einen kräftig gebauten Jungen mit schwarzen Haaren. Er drückte sie wortlos in einen Stuhl. Verwirrt schaute sich Annabel um. Zwei weitere Jungs saßen am Tisch. »Ich… wieso…«, stammelte Annabel, als sie versuchte, ihre Gedanken zu ordnen.
    »Bitte, Annabel, stell jetzt keine Fragen!«, zischte der schwarzhaarige Junge und beugte sich zu ihr vor. »Wir haben keine Zeit. Hör einfach zu.« Er schaute sich nervös zur Tür um. »Es ist wichtig, dass du genau das tust, was wir dir sagen. Du wirst gleich Besuch von ein paar Leuten bekommen, die behaupten, sie seien deine Eltern.«
    Annabel starrte den Jungen an und ihr Verstand spuckte einen Namen aus. Michael. Aber wie kam er hierher? Was wollte er von ihr?
    »Ich weiß, es hört sich verrückt an. Aber du musst so tun, als wären diese Leute deine Eltern. Tu so, als würdest du sie erkennen. Vielleicht kommst du auf diese Weise hier raus.«
    Das konnte doch alles nur ein Albtraum sein. Annabel zwickte sich fest in den Oberschenkel und fühlte den Schmerz. Nein, sie schlief nicht.
    »Wir wollen dir nur helfen«, sagte ein schwarzer Junge mit sanfter Stimme.
    Eric! Natürlich! Annabel wunderte sich, warum sie ihn nicht sofort erkannt hatte. Der Junge neben Michael war eindeutig Eric, er war einen Jahrgang unter ihr. Nur den dritten Jungen am Tisch konnte Annabel nicht zuordnen, obwohl er ihr ebenfalls bekannt vorkam. Er saß still auf seinem Stuhl und beobachtete sie mit gerunzelter Stirn.
    »Annabel, bitte, wenn du’s nicht tust, geben sie dir Medikamente. Dies ist kein gewöhnliches Krankenhaus. Oder findest du es etwa normal, dass alle die gleichen Sachen tragen?«
    Annabel strich über den groben Leinenstoff, der ihren Körper bedeckte. Sie erinnerte sich nicht, die Sachen angezogen zu haben.
    »Rotlöckchen, was glaubst du, wo du bist?«, fragte Eric. »Das hier ist eine Irrenanstalt.«
    Irrenanstalt. Es war nur ein Wort, aber es hallte wie ein immer lauter werdendes Echo in Annabels Kopf. Sie versuchte, es an der Oberfläche zu halten, damit es nicht in sie eindringen, damit sie sich vor seiner Bedeutung verstecken konnte. Aber ganz egal, wo sie war… weshalb war sie hier? Und was hatten Michael, Eric und – nun fiel es ihr wieder ein – George hier verloren?
    Sie stand auf und drehte sich zur Tür. Doch Michael packte sie am Handgelenk. »Du musst uns einfach vertrauen. Hier geschieht etwas Merkwürdiges. Jeder von uns hatte bereits Besuch von…«
    Annabel versuchte, sich

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