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Remember

Remember

Titel: Remember Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Jungbluth
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Annabels Gesicht.
    »Hab gehört, wie Schwester Frankenstein dich Annabel genannt hat. Schöner Name. Passt zu dir. Ich nehme an, sie haben dir was zur Beruhigung gegeben. Wenn ich dir zu schnell gehe oder dir schwindelig wird, sag einfach Bescheid.«
    Der Hausmeister brachte Annabel in den ersten Stock. Er ging sehr langsam und achtete darauf, dass sie nicht stolperte oder irgendwo anstieß. Vor der offenen Tür des Aufenthaltsraumes blieben sie stehen.
    »So, da wären wir. Ich denke, von hier aus schaffst du es allein. Soll niemand denken, du wärst ein Schwächling. Und hab keine Angst, Annabel. Ich bin sicher, alles wird gut.«
    Annabel schwieg. Doch als der Hausmeister sich zum Gehen wandte, griff sie nach seiner Hand, drückte sie fest und schaute ihm dabei in die Augen.
    »Schon gut, Kleine. War mir ein Vergnügen.«
    Annabel schlurfte quälend langsam in den Raum. Speichel rann aus ihrem Mundwinkel, der Blick war leer und unstet. Sie summte leise, als sie auf den Tisch zuwankte, an dem Michael, Eric und George noch immer saßen.
    »Oh Gott, nein!« Michael sprang auf und ging Annabel entgegen.
    »Das war’s dann wohl mit ihr, Leute. Der Verstand unserer Süßen hat soeben winke, winke gemacht«, sagte Eric.
    Annabel fühlte, wie Michael sie stützte. Gemeinsam gingen sie die letzten Schritte bis zum Tisch. Dann platzierte er sie vorsichtig auf einen Stuhl und setzte sich ebenfalls wieder.
    Alle am Tisch sahen Annabel schweigend an. Doch von einem Moment auf den anderen verstummte Annabels Summen. Ihr Blick wurde klar und sie verzog den Mund zu einem frechen Grinsen. Dann spuckte sie die Pille in einem eleganten Bogen an Michaels Kopf.
    5
    »Hey, was zum Teufel …?«
    Michael starrte erst Annabel an, dann die Pille, die von seiner Stirn abgeprallt und auf dem Tisch gelandet war. Geistesgegenwärtig legte er seine Hand darauf und ließ sie verschwinden.
    Annabel wischte sich den Sabber vom Kinn. Es war höchste Zeit gewesen, die Tablette loszuwerden. Die Oberfläche hatte bereits begonnen, sich aufzulösen. Sie hatte schon vorher versucht, sie auszuspucken, doch Igor hatte sie ständig angegafft. Und ob sie dem Hausmeister trauen konnte, hatte sie nicht einschätzen können.
    Die Jungs schienen für einen Moment sprachlos zu sein. Selbst in Georges ansonsten emotionslosen Gesichtsausdruck hatte sich so etwas wie echte Überraschung geschlichen.
    Doch nun breitete sich ein erleichtertes Grinsen auf Michaels Gesicht aus. »Bleib in deiner Rolle«, flüsterte er gleichzeitig. »Die dürfen nichts merken.«
    Annabel nickte. Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, ließ den Kopf ein wenig hängen und setzte wieder diesen leeren Blick auf, den sie sich bei den anderen Patienten abgeschaut hatte.
    »Geborenes Schauspieltalent.« Eric hob anerkennend eine Augenbraue.
    Michael sah sich zur Tür um. »Ich weiß, du hast Fragen. Am besten du bleibst so sitzen und wir erzählen dir, was wir wissen.«
    Annabel deutete ein Nicken an.
    Die Jungs gaben sich alle Mühe, doch es waren nicht viele Informationen, die sie anzubieten hatten. Demnach befanden sie sich in einer psychiatrischen Anstalt, in der Nähe des Marble Hill Parks, direkt an der Themse. Keiner von ihnen hatte je von dieser Anstalt gehört. Was merkwürdig war, da sie sich in Richmond befanden, dem Londoner Bezirk, in dem sie wohnten und zur Schule gingen. Sie waren gestern zur Beobachtung in die Psychiatrie eingeliefert worden, weil sie alle vier der Überzeugung waren, dass völlig Fremde den Platz ihrer Eltern eingenommen hätten. Die Ärzte hatten erst vermutet, dass es sich um einen dummen Streich handelte, schließlich gingen sie auf dieselbe Schule. Aber als sie unabhängig voneinander bei ihrer Meinung geblieben waren, hatte man sie für ein paar Tage einweisen lassen.
    »Verdammt!«, entfuhr es Annabel.
    »Du sagst es«, pflichtete Eric ihr bei.
    Annabel blickte sich vorsichtig um. Der Aufenthaltsraum hatte sich geleert, außer ihnen waren nur noch eine Handvoll Patienten hier. Keiner von ihnen schien auf sie zu achten. Und von den Pflegern oder Schwestern war nichts zu sehen. Annabel nutzte die Gelegenheit, sich etwas von der Seele zu reden.
    »Wisst ihr, was mich wirklich erschreckt hat?«, fragte sie. »Die Reaktion meiner… meiner angeblichen Eltern. Die waren ziemlich überzeugend. Die Frau, die meine Mutter sein soll, hat sogar geweint. Aber ich habe dabei nichts gefühlt. Und hätte ich nicht etwas fühlen müssen, wenn das wirklich meine

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