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Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog

Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog

Titel: Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Begeisterung für die Rennstrecke entfacht war, wollte er schneller fahren als die anderen. In den zurückliegenden fünf Jahren hatte er das größtmögliche Ziel verfolgt. Und jetzt, endlich, schien es erstmals absolut realistisch zu sein, es tatsächlich in die Formel 1 zu schaffen. Allein der Gedanke, dass Roni sich davon verabschieden sollte, war ganz und gar unmöglich. Es ging nicht um ein Jahresgehalt von mehreren Millionen Euro, sondern um etwas wesentlich Substanzielleres. Mit keinem Geld der Welt konnte man messen, was Roni in seine Karriere investiert hatte, all die Anstrengung, Hartnäckigkeit, Opferbereitschaft.
    Aber ebenso unmöglich wäre es, seinem eigenen Sohn zu suggerieren, man könne nach einem schlimmen Verbrechen ohne Strafe davonkommen. Bei diesem Thema war Tero Experte.
    »Die Polizei wird bald vor unserer Haustür stehen«, hörte er sich unsicher sagen. »Es ist besser, wenn wir uns zuerst melden ...«
    »Warum sollte die Polizei bei uns auftauchen? Sie wird gar nicht auf die Idee kommen. Ich hatte Handschuhe an. Niemand hat Julia und mich gesehen. Sie kriegen mich nicht dran, wenn ich nicht selbst hingehe.«
    Tero musste sich eingestehen, dass es ihn erleichterte, Roni so reden zu hören. Zwar erschrak er über seine Erleichterung, aber er konnte nichts dafür. Zumal das Verbrechen - so unbeschreiblich grausam es auch war - zumindest teilweise eben auf das Konto der Hormone ging.
    Roni schaute seinen Vater an, dessen Gesicht im Schein der Innenbeleuchtung allmählich wieder normale Farbe annahm. Der Ausdruck war jedoch ernster als je zuvor.
    »Und die Person, die Julia gefunden hat?«, fragte Tero mit schmalen Lippen. »Vielleicht war sie schon vorher in der Nähe und hat dich gesehen?« »Nein. Sie kam erst, als ich weg war.«
    »Wo sind deine Handschuhe? Die müssen wir vernichten.«
    Bei diesem Satz stiegen Roni Tränen der Erleichterung in die Augen. Er hatte gewusst, dass es richtig war, die Hormone anzusprechen.
    Sein Vater legte den ersten Gang ein, trat aufs Gas und wendete. Da war es mit Ronis Selbstbeherrschung vorbei. Er schluchzte haltlos. Durch das Reden war ihm etwas von seiner Last genommen worden, und die Nähe und das Mitgefühl seines Vaters ließen schließlich alle Dämme brechen. Sein Vater legte ihm die Hand auf die Schulter. »Du hast in Notwehr gehandelt. Aber das können wir der Polizei nicht beweisen.«
    Sie bogen wieder auf das Grundstück ihres Hauses ein. »Wo sind die Handschuhe?« »Im Auto.«
    »Jemand kann dein Auto gesehen haben. Ein Audi TT mit spanischem Nummernschild wirkt hier wie ein Ausrufezeichen.«
    »Mir ist niemand entgegengekommen, als ich wegfuhr.«
    »Der Unbekannte, der Julia gefunden hat, kann den Wagen auf dem Parkplatz gesehen haben.«
    »Jenni hat gesagt, der Mann, der Julia fand, hätte auf dem Heimweg von einer Fete die Abkürzung durch den Wald genommen. Er ist also nicht am Parkplatz vorbeigekommen.«
    »Gut«, sagte der Vater und stieg aus.
    Roni folgte ihm.
    »Ist der Parkplatz asphaltiert?«, flüsterte Tero, obwohl niemand in der Nähe war.
    »Natürlich nicht. Wieso?«
    »Überleg doch mal«, erwiderte der Vater und blieb neben Ronis Audi stehen. »Was bleibt da im Sand und in den Pfützen zurück? Und wie viele in Finnland fahren solche Reifen?«
    Er deutete auf die Bridgestone Tornados auf den Felgen des Audi TT. »Wir müssen die Reifen wechseln«, sagte Tero, noch immer flüsternd. »Sofort.«
5
    Der blonde, braun gebrannte Mann zog zuerst die kugelsichere Weste und anschließend Hemd und Sakko an. Dann nahm er die DVD aus dem Tresor, steckte sie in die Innentasche seiner Jacke und ging die breite Marmortreppe in den Keller hinunter.
    Marcus Grotenfelt schaute kurz auf das Schlüsselbrett. Die Schlüsselanhänger aus Leder und Metall zeigten bunte Symbole: ein Pferd, das sich auf die Hinterbeine stellte, einen dreizackigen Stern in einem Kreis, ein stilisiertes B und die nüchterne Buchstabenfolge SAAB.
    Er griff nach dem Saab-Schlüssel, denn das schwarze Auto, Baujahr 1996, war das älteste und erregte am wenigsten Aufsehen. Es war sorgfältig gewachst, aber sein Alter machte sich trotzdem in der schon etwas matten Lackierung bemerkbar. Die wenigsten Leute ahnten allerdings, dass dieses Sondermodell von Saab hinsichtlich seines Leistungsvermögens durchaus die Hülle eines Sportwagens verdient hätte.
    Mit einem tiefen Brummen sprang der Motor an, und der Qualm aus zwei Auspuffrohren färbte die Luft in der Garage

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