Remote Island - Folge 1: Der Schwertfischer (German Edition)
„Los, verschwinden Sie hier, bevor Sie noch wichtige Spuren zertreten!“
Jake zog elegant seinen Presseausweis hervor. „Gestatten, Jake Bennett vom Island Observer. Frisch eingetroffen!“
Alicia sah sich den Ausweis kurz an. Diese aufgesetzt witzige Art konnte sie noch nie leiden. „Für gewöhnlich warten die Schreiberlinge auf unseren Polizeibericht und kreuzen nicht einfach unangemeldet am Tatort auf“, gab sie unbeeindruckt zurück.
„ Tja, Zeiten ändern sich auf Remote, Miss...“, fragend sah Jake die Polizistin an, die er wirklich nicht unattraktiv fand, wie er sich eingestehen musste.
„ Stone. Und da sie hier neu zu sein scheinen, will ich es Ihnen noch einmal deutlich machen. Dies hier ist ein Tatort. Hier ist ein Mensch ermordet worden und wir leisten hier wichtige Aufklärungsarbeit. Sie verstehen doch sicher, dass ich da wenig Sinn für die Sensationlust Ihrer Leser habe, oder?!“
„ Informationsbedürfnis“, korrigierte Jake. „Unzensierte Information ist eine der wichtigsten Errungenschaften in der Geschichte der Menschheit!“
Nachdem er Alicias giftigen Blick auf diese Bemerkung sah, hob er allerdings ergeben die Hände. „Schon gut, Miss Stone. Ihr Tatort, Ihre Regeln“. Grinsend zog er sich wieder hinter die Absperrung zurück. Einen Blick auf die Leiche hinter dem Sichtschutz hatte er immerhin ergattern können. „Aber Sie werden sehen, eines Tages werden Sie mich zu schätzen wissen!“
'Dieser Tag wird sicher nicht kommen, du Playboy', dachte sich Alicia nur und ging zu Philipp Brenson zurück.
„ Diese Presseleute werden immer unverschämter“, bestätigte Brenson ihre Gedanken. „Und da wir es hier offensichtlich mit einem Mitglied der Regierung zu tun haben, sollten wir versuchen, den Ball erst einmal flach zu halten und nichts nach außen dringen zu lassen, bevor wir keine sicheren Fakten darüber haben, was hier genau passiert ist, verstanden?“
„ Natürlich, Boss!“
Alicia war diesem Journalisten offengestanden dankbar für die kleine Ablenkung und froh, dass Brenson sie nicht noch einmal wegen der Kugel fragte. Alles was damals in Alicias Spezialeinheit passiert war, unterlag strengster Geheimhaltung. Auch die Munition. Nicht einmal ihrem neuen Vorgesetzten dürfte sie davon erzählen.
Sie musste erst einmal selbst herausfinden, ob ihre Vermutung wirklich stimmte und wenn ja, wer ihres alten Teams es war, der sich hier auf Remote befand und was er hier wollte. Er war ja bestimmt unter einem Decknamen hier, dessen war sich Alicia sicher, also würde eine Überprüfung der Namen, die sie kannte, nichts bringen. Sie musste herausbekommen, aus welchem Grund dieser Regierungsbeamte sterben musste. So wie Alicia ihre ehemaligen Kollegen in Erinnerung hatte, bedeutete das nichts Gutes.
*
Jake belauschte zwei Agents, die mit einer Nachbarin in deren Vorgarten sprachen.
„ Vielen Dank, Mrs. Sullivan. Wenn Ihnen noch etwas einfällt, rufen Sie uns bitte an, ja?“ Der eine Agent reichte der Dame eine Karte.
„ Haben Sie schon jemanden angerufen, damit sie jetzt nicht allein sind?“, fragte der andere Agent, eine hübsche Latina mit wunderschönen schwarzen Locken, die jedoch streng zu einem Pferdeschwanz gebunden waren und sich erst von dort aus über die Schultern ergossen.
„ Ja, ja, meine Tochter ist schon unterwegs“, antwortete die Nachbarin. „Sie müsste jeden Moment hier sein.“
„ Gut, dann legen Sie sich am Besten etwas hin und trinken eine Tasse Tee“, empfahl die Latina und strich der Dame nochmals mitfühlend über die Schulter.
„ Ja, keine Sorge, mir geht’s schon wieder gut. Man findet eben nicht täglich eine Leiche, nicht wahr?“
Mit einem leichten Lächeln verabschiedete die Dame die beiden Agents, woraufhin die wieder vom Grundstück verschwanden.
Jake ergriff seine Chance.
„ Mrs. Sullivan!“ Mit wenigen Schritten war er bei der älteren Dame. Die drehte sich überrascht um.
„ Ja?“
„ Mein Name ist Jake Bennett vom Island Observer. Ich habe gehört, dass Sie Ihren Nachbarn heute Morgen gefunden haben. Würden Sie mir vielleicht nur ein paar Fragen beantworten?“
„ Aber ich habe doch gerade der Polizei schon alles gesagt, was ich weiß.“ Mrs. Sullivan blickte Jake unwillig an.
„ Ich weiß. Ich werde Sie auch bestimmt nicht lange belästigen; ich sehe Sie brauchen jetzt erst einmal Ruhe.“
Jake blickte die Dame sorgenvoll an. „Darf ich Ihnen vielleicht ein wenig Gesellschaft leisten bis Ihre Tochter
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