Renate Hoffmann
wäre schön.“
Herbert nickte. „Gut, dann pass gut auf dich auf...“
„Pass du auch auf dich auf...“ Frau Hoffmann legte die Hand auf seine Schulter, dann bückte sie sich nach ihrer Tasche und stieg in den Zug.
„Ach ja und Renate...“ Sie drehte sich noch einmal zu ihm um. „Viel Glück heute Abend.“ Frau Hoffmann lächelte und seufzte. „Meld dich, wie es gelaufen ist.“
„Mach ich“, sagte Frau Hoffmann. „Bis bald, Herbert.“
Kapitel 103
„Komm doch rein...“ Robert trat einen Schritt zur Seite und nahm ihr die Jacke ab. „Wo warst du eigentlich, ich habe versucht dich zu erreichen...“
Frau Hoffmann schaute Robert lange an. Ihm in die Augen zu sehen, war, wie zu Hause anzukommen. „Ich war bei meiner Schwester...“
„Du warst bei deiner Schwester?“, fragte Robert erstaunt. „Und war es gut?“
Frau Hoffmann nickte. „Ja, das war es...“
„Ich schulde dir eine Erklärung...“, sagte Frau Hoffmann und spielte nervös mit ihren Fingern.
„Nein, das tust du nicht...“, sagte Robert. „Es war meine Schuld, ich habe dich überrumpelt.“
„Ja, das hast du, aber ich schulde dir trotzdem eine Erklärung.“ Frau Hoffmann versuchte all die Gedanken zu ordnen, sie versuchte ihre Gefühle so zu sortieren, dass alles Sinn ergäbe, und obwohl sie sich wirklich bemühte, schien es ihr unmöglich ihre Empfindungen so auszudrücken, dass man es verstehen konnte. „Könntest du vielleicht kurz weggehen?“
Robert schaute sie verstört an. „Ich soll was?“, fragte Robert verwirrt, „Gerade wolltest du mir noch etwas erklären und jetzt soll ich weggehen?“
„Ja, genau...“ Robert schüttelte den Kopf und stand auf. Frau Hoffmann betrachtete ihn. Er trug noch immer seinen schwarzen Anzug und die rote Krawatte.
„Und könntest du dir vielleicht etwas Anderes anziehen?“ Robert schaute an sich hinunter, dann verließ er sprachlos die Küche.
Frau Hoffmann stützte ihren Kopf in die Hände und dachte angestrengt nach. Und weil sie nervös war und nicht wusste, wie sie ihre Gedanken ordnen sollte, solange sie hörte, wie Robert sich nebenan umzog, stand sie auf und suchte nach dem Vodka. Sie schüttete etwas in ein Glas und setzte sich wieder hin. Wie sagte man jemandem, das man ihn liebte und gleichzeitig noch jemand anderen?
Frau Hoffmann ging auf und ab. In Gedanken studierte sie ihre Ansprache, während sie zwischendurch an ihrem Vodka nippte. Sie war so konzentriert, dass sie nicht bemerkte, dass Robert sie im Türrahmen stehend amüsiert beobachtete. Sie nahm einen weiteren Schluck und verzog das Gesicht. So würde es gehen. Zumindest gab es Sinn.
Als sie ihr Glas abstellte, bemerkte sie ihn schließlich. Die Art, wie er lächelte, ließ sie ahnen, dass er sie über einen längeren Zeitraum hinweg beobachtet haben musste. „Darf ich mich wieder setzen?“, fragte er grinsend. Frau Hoffmann starrte ihn an. Sie war wie gelähmt, es fühlte sich an, als hätte jemand auf Pause gedrückt, nur dass sie noch mitbekam, was um sie herum passierte. Robert kam langsam auf sie zu. „Ist alles in Ordnung?“, fragte er und legte seine Hand auf ihre Schulter. „Renate?“
Die Luft zwischen ihnen schien zu brennen. Robert stand in einer hellgrauen Jogginghose, einem weißen Unterhemd und barfuß vor ihr. Seine dunklen Haare waren zerzaust. Sie setzten sich einander gegenüber an den Esstisch. Und während Frau Hoffmann angestrengt versuchte ihre immer wiederkehrenden Schweißausbrüche zu verbergen, spürte sie Roberts Blicke auf sich. Er lehnte sich über den Tisch und griff nach Frau Hoffmanns Glas. „Wasser?“, fragte Robert. „Vodka...“, antwortete Frau Hoffmann. Robert lächelte und nahm einen großen Schluck. Als er aufstand, um etwas nachzuschenken, tanzte der Duft seines Körpers durch den Raum. Mit geschlossenen Augen inhalierte Frau Hoffmann diesen Geruch. Es war eine Mischung aus Schweiß, Parfum und seinem Körper. Es duftete herrlich, es duftete betörend. Ihr Herz drohte ihren Brustkorb zu sprengen, ihr Blut schien zu kochen.
Kapitel 104
„Was wolltest du mir sagen?“, fragte Robert, nachdem er einen weiteren Schluck genommen hatte. Frau Hoffmann stand auf. Und auf einmal schien es völlig klar zu sein. Es war als wäre die brennende Flüssigkeit eine Art Treibstoff für ihren Mut. Was es auch war, das ihr die Klarheit gab, es füllte sie vollkommen aus.
Sie ging auf ihn zu. Robert starrte sie fragend an und stand ebenfalls auf. Sie hatte
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