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Rendezvous im Hyde Park

Rendezvous im Hyde Park

Titel: Rendezvous im Hyde Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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fruchtbar, dass die Vögel zu singen anfangen, wenn sie kommt."
    Das öffnete ihm dann doch die Augen. Alle beide. „Die Vögel", wiederholte Sebastian ausdruckslos. „Tatsächlich."
    „Ich fand die Formulierung geistreich", erklärte Edward eine Spur defensiv.
    Mit leisem Stöhnen richtete Sebastian sich auf. Beinahe hätte er eine sitzende Position erreicht. „Wenn die junge Dame von so blütenreiner Unschuld ist, wie Newbury es sicher fordert, wie will er dann ihre Fruchtbarkeit beurteilen?"
    Edward zuckte mit den Schultern. „Man sieht es einfach. Ihre Hüften ..." Seine Hände beschrieben eine merkwürdige Bahn in der Luft, sein Blick wurde glasig. „Und ihre Brüste ..." Bei dieser Bemerkung begann er förmlich zu zittern. Sebastian wäre nicht überrascht gewesen, wenn der arme Kerl angefangen hätte zu sabbern.
    „Reiß dich zusammen, Edward", mahnte Sebastian. „Du sitzt auf Olivias frisch gepolstertem Sofa, wenn ich dich daran erinnern dürfte."
    Edward warf ihm einen gereizten Blick zu und widmete sich wieder dem Essen auf seinem Teller. Sie saßen in Sir Harrys und Lady Olivia Valentines Salon. Die beiden Herren waren oft dort anzutreffen. Edward war Harrys Bruder und lebte im Haus. Sebastian hatte zum Frühstück vorbeigeschaut. Harrys Köchin hatte kürzlich ihr Rezept für pochierte Eier verändert, und das Ergebnis war einfach köstlich. (Vermutlich mehr Butter, glaubte Sebastian; alles schmeckte besser, wenn man mehr Butter verwendete.) In der letzten Woche hatte er in der Casa de Valentine kein einziges Frühstück ausgelassen.
    Außerdem mochte er die Gesellschaft dort.
    Harry und Olivia - die im Übrigen keineswegs Spanier waren, Sebastian sagte einfach gern „La Casa de Valentine" - waren für vierzehn Tage aufs Land gefahren, vermutlich ein Versuch, Sebastian und Edward aus dem Weg zu gehen. Die beiden Männer waren sofort wieder in ihren Junggesellenschlendrian verfallen, schliefen bis mittags, ließen sich den Lunch im Salon servieren und hängten im zweitbesten Gästezimmer eine Wurfscheibe an die Tür.
    Sebastian lag augenblicklich vorn, es stand vierzehn zu drei Runden.
    Eigentlich sogar sechzehn zu eins. Doch im Verlauf ihres Turniers hatte er Mitleid mit Edward bekommen, und außerdem hatte es die Sache interessanter gestaltet. Es war schwieriger, überzeugend zu verlieren, als einfach nur zu gewinnen. Aber es war ihm gelungen. Edward hatte keinen Verdacht geschöpft.
    Die achtzehnte Runde sollte an diesem Abend stattfinden.
    Sebastian würde natürlich kommen. Eigentlich fühlte es sich fast schon so an, als wäre er dort eingezogen. Er sagte sich, dass irgendwer den jungen Edward ja wohl im Auge behalten müsse, aber in Wahrheit...
    Sebastian schüttelte den Kopf. Das war genug an Wahrheit.
    Er gähnte. Himmel, war er müde. Er wusste nicht, warum er am Abend davor so viel getrunken hatte. Das hatte er schon seit Ewigkeiten nicht mehr getan. Aber er war früh zu Bett gegangen, und dann hatte er nicht einschlafen können, worauf er wieder aufgestanden war, doch dann hatte er nicht schreiben können, weil ...
    Es gab keinen Grund. Das hatte ihn ziemlich irritiert. Er hatte einfach nicht schreiben können. Die Worte hatten sich nicht einstellen wollen, obwohl er seine arme Heldin versteckt unter einem Bett zurückgelassen hatte. Während der Held im Bett lag. Das war seine bisher gewagteste Szene.
    Man hätte eigentlich meinen sollen, dass es ihm leichtfallen würde, schon allein deswegen, weil es etwas Neues war.
    Aber nein. Miss Spencer lag immer noch unter dem Bett, ihr Schotte immer noch darauf, und Sebastian war dem Ende des zwölften Kapitels nicht näher gekommen, als er schon letzte Woche war.
    Nachdem er zwei Stunden an seinem Schreibtisch gesessen und auf ein leeres Stück Papier gestarrt hatte, musste er schließlich aufgeben. Er konnte nicht schlafen, er konnte nicht schreiben, und so war er, hauptsächlich aus reinem Trotz, aufgestanden, hatte sich angezogen und war in seinen Klub gegangen.
    Dort war der Champagner in Strömen geflossen. Irgendwer hatte irgendetwas gefeiert, es wäre unhöflich gewesen, nicht mitzuhalten. Ein paar hübsche Mädchen waren auch da gewesen, obwohl Sebastian nicht recht wusste, wie sie in den Klub hineingekommen waren.
    Vielleicht war er ja gar nicht im Klub gewesen. War er hinterher vielleicht noch irgendwo anders hingegangen? Lieber Himmel, er wurde allmählich zu alt für diesen Unsinn.
    „Vielleicht sagt sie ja Nein", meint Edward.

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