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Rendezvous im Hyde Park

Rendezvous im Hyde Park

Titel: Rendezvous im Hyde Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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bitte?"
    „Man könnte ihn auch umbenennen in offensichtlicher Erbe, weil das Rechtmäßige offensichtlich ist", brummte Sebastian in sich hinein.
    „Gibst du immer Vokabelunterricht, wenn du zu viel getrunken hast?"

    „Frechdachs." Das war Sebastians Lieblingsname für Edward, und solange es innerhalb der Familie blieb, schien es Edward nichts auszumachen.
    Edward lachte.
    „Ich sage nichts mehr", sagte Sebastian und fuhr dann fort: „Beim mutmaßlichen Erben kann man eben nur mutmaßen."
    „Erzählst du mir etwas, was ich noch nicht weiß?", fragte Edward, was offenbar nicht ironisch gemeint war. Er schien eher nachzufragen, ob sich das Zuhören lohnte.
    Sebastian ignorierte ihn. „Man gilt als Erbe, es sei denn, et cetera pp., wie in meinem Fall, Newbury gelingt es, sich irgendeiner bedauernswerten jungen Frau mit gebärfreudigen Hüften und großen Brüsten an den Hals zu werfen."
    Edward seufzte noch einmal.
    „Sei bloß ruhig", sagte Sebastian. „Wenn du sie gesehen hättest, wüsstest du, was ich meine."
    Er klang so lüstern, dass Sebastian die Augen öffnen und ihn ansehen musste. „Du brauchst eine Frau."
    Edward zuckte mit den Schultern. „Schick mir eine vorbei. Ich hab nichts dagegen, eine deiner abgelegten Geliebten zu übernehmen."
    Er hätte Besseres verdient, doch Sebastian hatte keine Lust, das Thema zu vertiefen, zumindest nicht ohne ausreichende Stärkung. „Ich brauche jetzt diesen Tee."
    „Ich könnte mir denken, dass du mehr brauchst als das."
    Sebastian hob eine Braue.
    „Du scheinst doch recht verärgert über die Unsicherheit deiner Lage", erklärte Edward.
    Sebastian ließ sich das durch den Kopf gehen. „Nein, verärgert nicht. Ich würde sagen, nicht mehr als leicht verstimmt."
    Edward nahm die Zeitung auf, und dann herrschte einvernehmliches Schweigen. Sebastian ließ den Blick durch den Raum und aus dem Fenster schweifen. Er hatte schon immer hervorragende Augen gehabt, und so konnte er die hübschen Damen sehen, die auf der anderen Straßenseite promenierten. Eine Weile sah er ihnen zu und dachte dabei heiter an nichtige Dinge. Himmelblau schien die Modefarbe dieser Saison zu sein. Eine gute Wahl; dieser spezielle Blauton stand den meisten Menschen. Bei den Röcken war er sich nicht so sicher; sie wirkten etwas steifer und kegelförmiger als in den letzten Jahren. Schön waren sie ja, aber sehr viel schwieriger für einen Mann, der mit dem Gedanken spielte, sie hochzuschieben.
    „Tee", vermeldete Edward und riss ihn aus seinen Überlegungen. Ein Dienstmädchen stellte das Tablett auf dem Tisch zwischen ihnen ab, und einen Augenblick starrten sie es nur an, zwei große Männer mit großen Händen, vor sich eine zarte kleine Teekanne.
    „Wo ist unsere liebe Olivia, wenn wir sie brauchen?", fragte Sebastian.
    Edward grinste. „Ich werde ihr erzählen, dass du sie wegen ihrer Einschenkqualitäten schätzt."
    „Möglich, dass dies der vernünftigste Grund ist, sich eine Frau zuzulegen." Sebastian richtete sich auf und betrachtete das Tablett. „Möchtest du auch eine Tasse?"
    Edward schüttelte den Kopf.
    Sebastian goss sich etwas Milch in die Tasse, befand dann, dass er nicht abwarten konnte, bis der Tee ordentlich gezogen hatte, und goss sich ein. Genießerisch atmete er den Duft ein, der dampfend aus der Tasse aufstieg. Erstaunlicherweise reichte schon der Geruch, seinen Magen zu beruhigen.
    Vielleicht sollte er nach Indien gehen. Ein Land voll Verheißungen. Ein Land voll Tee.
    Er nahm einen Schluck, und die heiße Flüssigkeit rann ihm die Kehle hinab bis in den Bauch. Es war wunderbar, einfach wunderbar. „Hast du je daran gedacht, nach Indien zu gehen?", fragte er Edward.
    Sein Vetter sah ihn nur mit leicht gehobenen Brauen an.
    Es war ein abrupter Themenwechsel, aber derlei war er von Sebastian bereits so gewöhnt, dass er nicht weiter erstaunt war. „Nein", entgegnete er. „Da ist es zu heiß."
    Sebastian überlegte. „Vermutlich hast du recht."
    „Und dann die Malaria", fügte Edward hinzu. „Ich habe mal einen Mann getroffen, der Malaria hatte." Er schauderte. „So etwas möchte man lieber nicht bekommen."
    Sebastian hatte genug Malariakranke gesehen, als er mit dem 18. Husarenregiment in Spanien und Portugal gekämpft hatte. So etwas möchte man lieber nicht bekommen schien ihm eine spektakuläre Untertreibung.
    Außerdem wäre es schwierig, seine geheime Schreibkarriere auch unterwegs zu verfolgen. Sein erster Roman, Miss Sainsbury und der

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