Rendezvous in Kentucky
Ihr Haus bringen und alles. Schließlich sind Sie nicht mit ihm verheiratet.« Seine Schweinsäuglein funkelten listig, und sein anzügliches Lächeln verschönerte sein wabbelndes Gesicht keineswegs. »Schließlich wissen wir ja alle, daß er Ihnen mal sehr viel bedeutet hat, nicht?« Der fette Mann sah von einem zum anderen, um sicherzugehen, daß alle den Klatsch über Linnet kannten. »In anderen Städten mag das ja gang und gäbe sein, aber wir hier in Spring Lick sind anständige, gottesfürchtige Leute. Wir wollen mit so etwas nichts zu tun haben!«
Aus Linnets Augen schossen Blitze, die bewirkten, daß die Männer sich etwas duckten. »Anstand ist etwas, von dem ich in dieser Stadt bisher nichts gemerkt habe! Was immer Sie auch glauben zu wissen oder über was Sie auch richten mögen — jetzt ist nicht die Zeit für solche Spekulationen! Entweder Sie helfen ihm, oder ich trage ihn allein.«
Butch lächelte herablassend. »Sie wollen uns wohl Angst einjagen, was? Das gelingt Ihnen nicht! Ich zum Beispiel überlege gerade, warum die Schule ausgerechnet heute abgebrannt ist. Vielleicht habt ihr zwei sogar das Feuer gelegt, damit ihr mehr Zeit füreinander habt und öfter zusammen —« seine Augen wanderten lüstern über Linnets wohlgeformten Körper, »— das tun könnt, was ihr offensichtlich schon oft miteinander getan habt.«
»Genau. Das denke ich auch!« Mooner trat mutig einen Schritt vor. »Ich halte sowieso nichts von einer Lehrerin, die ihren Liebhaber offen zur Schau stellt. Seht sie euch doch an, wie sie uns auffordert, ihn in ihr Haus zu tragen! Wahrscheinlich will sie da weitermachen, wo sie aufgehört hat!«
Im Wald war es dunkel, nur der Feuerschein des brennenden Gebäudes leuchtete zu ihnen herüber. Linnet fühlte die Bedrohung, die von den Männern ausging. Aber Devon brauchte dringend Hilfe, und diese Männer wollten sie ihr nicht geben.
Mooner kam noch einen Schritt näher. »Ich glaube, Butch, daß das ’ne ganz heiße, läufige Hündin ist! Die ist doch schon scharf auf uns, seit sie in die Stadt gekommen ist.« Linnet blieb stocksteif stehen und bemühte sich krampfhaft, die Angst zu unterdrücken, die sich langsam in ihr ausbreitete. Devons Wohlergehen lag ihr mehr am Herzen als ein paar erregte Männer.
»Jaah«, meinte Butch genüßlich und trat dicht vor sie. »So was in der Art denke ich mir auch.«
»Was ist denn hier los?« unterbrach Netties scharfe Stimme die unerfreuliche Szene. Sie hatte die Arme voller Decken und blickte haßerfüllt auf die Männer. »Ich habe euch hergeschickt, damit ihr helft! Aber es sieht eher danach aus, daß ihr nur Schwierigkeiten macht!«
Weder Butch noch Mooner rührten sich von der Stelle, und die beiden anderen Männer setzten unbeteiligte Gesichter auf.
»Warum sollten wir der da helfen?« begehrte Butch auf. »Das ist doch ’ne ganz miese Sorte Frau! Ich frage mich, was sie unseren Kindern eigentlich beibringt? Etwa: Wie werde ich am besten ein käufliches Weibsstück? Weißt du denn überhaupt, wer dieser Kerl da ist?« Er wies mit seinem Kopf auf den bewußtlosen Devon.
»Ich weiß sehr gut, wer das ist«, gab Nettie zurück. »Und ich weiß auch noch einiges, was nicht Linnet betrifft! Ich kenne nämlich die Frau, die unten bei der Schlucht wohnt!«
Diese Bemerkung schien ins Schwarze getroffen zu haben, denn die vier Männer starrten Nettie an und sahen dann verlegen zur Seite.
»Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein!« zitierte Nettie. »Kommt jetzt, wir packen ihn in diese Decken und tragen ihn zu Linnets Blockhaus!«
Butch ging zu Devon und zischte: »Dem werde ich nicht helfen. Nach allem, was ich weiß, hat der die Schule in Brand gesetzt.«
»Ach! Wenn seine eigene Tochter drin ist?« rief Linnet empört.
Butch schnalzte mit der Zunge. »Na, sie gibt es endlich zu! Bis jetzt haben wir’s ja nur vermutet... Na gut. Also, ich für mein Teil verschwende meine Kraft nicht an ’nen Kerl, der sowieso bald stirbt.«
Nettie gab ihm die passende Antwort: »So weit ist es noch nicht! Und was die Brandstiftung am Schulhaus betrifft — ich würde dir mal empfehlen, daß du zu Hause deine Laternen nachzählst und herausfindest, wo deine Gören waren, als es anfing zu brennen...«
»Du willst doch nicht sagen, daß meine Kinder das Feuer gelegt haben?« höhnte Butch.
»Vielleicht haben sie es getan. Ich will ja nicht behaupten, daß es Absicht war... Aber möglich wäre es schon. So, jetzt haben wir
Weitere Kostenlose Bücher