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Rendezvous in Kentucky

Titel: Rendezvous in Kentucky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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achten.
    »Linnet!« schrie der Richter schrill und packte sie um die Taille. Sie kratzte und trat nach ihm. Ihre Kräfte schienen ins Unermeßliche zu wachsen, während sie all ihre Energie einsetzte, um sich von seinem festen Griff zu befreien.
    »Du meine Güte, Linnet! Was ist los mit Ihnen?« Der Richter konnte einfach nicht glauben, daß eine so kleine Person solche Kräfte besaß. Er hielt sie mit beiden Armen fest. Sie waren der sengenden Glut des Feuers zu nah, deshalb vergrößerte er seine Anstrengungen noch, obwohl ihm der Schmerz, den ihre Tritte ihm bereiteten, fast die Tränen in die Augen trieb.
    »Miranda! Es geht um Miranda!« überschrie Nettie das Inferno. »Linnet glaubt, daß Miranda da drinnen ist!«
    Er verstand und runzelte die Stirn. Wenn das Kind sich wirklich in dieser Flammenhölle befand, dann war es nicht mehr zu retten... »Linnet!« Er versuchte ihre Aufmerksamkeit zu erregen, doch es fruchtete nichts. Sie trat ihn immer noch, und die Kratzwunden, die sie ihm zugefügt hatte, bluteten. »Linnet! Sie können sie nicht mehr retten! Hören Sie mir doch zu! Sie ruht jetzt in Gottes Schoß!«
    Später erzählten die Leute, die dabeigewesen waren, daß Linnets Schrei, den sie nach den Worten des Richters ausstieß, das Schrecklichste gewesen wäre, was sie je in ihrem Leben gehört hätten. Es war ein langgezogenes Heulen voller Hilflosigkeit, Schmerz und Hoffnungslosigkeit. Es war kilometerweit zu hören und jedem, der es vernahm, lief ein Schauer den Rücken hinunter.
    Devon tauchte plötzlich aus dem Nichts auf. »Was ist hier los?« wollte er vom Richter wissen.
    »Miranda«, seufzte der Mann nur. Er hielt eine schlaffe, bewußtlose Linnet in den Armen und wies müde auf das Flammenmeer.
    Devon verlor keine Sekunde. Er riß sich das Hemd vom Leib, tauchte es in einen gefüllten Wassereimer und hielt es vor sein Gesicht. Dann rannte er direkt in die Flammen. Alle standen wie gelähmt da, nur Nettie schrie laut: »Nein!« Aber Devon konnte sie schon nicht mehr hören.
    Miranda lag zusammengekauert auf dem Fußboden. Ihr Gesicht wurde von ihren Röcken bedeckt, der Tisch über
    ihrem Kopf hatte ihr das Leben gerettet. Der Rauch hatte sie jedoch bereits bewußtlos gemacht. Devon nahm den kleinen Körper in die Arme und wickelte das nasse Hemd um seine Tochter.
    Suchend schaute er sich um. Es gab keinen Ausweg. Die Rückfront des Hauses stand zwar noch unversehrt, aber die aus massiven Bohlen gefertigte Hauswand bot keine Fluchtmöglichkeit. Die Fenster an den Seiten waren ebenfalls von Flammen umgeben und außerdem zu klein, um Miranda ins Freie zu bringen. Die einzige Möglichkeit bestand in dem Weg durch die Vorderfront, die in hellen Flammen stand. Obwohl Devon fühlte, daß sein Rücken bereits versengt war, wählte er diesen Weg.
    Er preßte das bewußtlose Kind an seine Brust, schützte es mit seinem eigenen Körper und rannte los. Seine Füße steckten nur in ledernen Mokassins. Die Sohlen wurden durch die Glut verbrannt. Doch das kümmerte ihn nicht.
    Der Richter schüttelte Linnet und deutete auf Devon, der ihr ein kleines Bündel entgegenhielt.
    »Ich glaube, sie ist in Ordnung«, sagte Devon heiser.
    Linnet sah ihn nicht an, sondern griff sofort dankbar nach dem kleinen Bündel in seinen Armen. Mit zitternden Händen entfernte sie das nasse Hemd und die Röcke von dem kleinen Körper. Einen Moment lang lag Miranda wie leblos da, dann hustete sie, öffnete für eine Sekunde die Augen und schlief gleich wieder ein.
    Große Tränen der Erleichterung rollten über Linnets Wangen, das Weinen schüttelte ihren Körper und schwemmte die Angst der letzten Minuten weg. Linnet preßte Miranda an sich, wiegte sie, hielt sie fest. In ihrem Kopf hatte nur ein Gedanke Platz: Sie lebt, sie ist wieder bei mir!
    Nettie und der Richter schwirrten wild um sie herum. Beide waren sehr froh, daß Miranda unverletzt war. Niemand beachtete den großen, dunkelhaarigen Mann. So konnte sich Devon davonstehlen — er wollte nur weg. Weg von dem Feuer, weg von der Menge, weg von dem Lärm. Er ging ruhig und aufrecht zu seinem Pferd — doch seine Haltung täuschte. Nur die schiere Willenskraft ließ ihn durchhalten. Er schaffte es bis zu seinem Pferd. Doch dann brach er wie ein gefällter Baum zusammen.
    »Ma!« Rebecca zupfte ihre Mutter am Rock.
    »Nicht jetzt, Becky«, murmelte Nettie. »Komm hilf uns lieber. Mrs. Tyler und ich wollen Miranda nach Hause bringen.«
    »Aber Ma — es geht um den

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