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Rendezvous in Kentucky

Titel: Rendezvous in Kentucky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Kätzchen setzte sich hin, um die Wunde zu lecken. Glücklicherweise waren nur die Haare versengt. Dann wanderte es — in seiner Würde verletzt — mit hocherhobenem Schwanz in Richtung Wald.
    Die Buben rangen noch immer miteinander, als einer von ihnen das Feuer bemerkte.
    »Sieh mal! Die Schule brennt.«
    Der andere Junge starrte auf die Flammen, die deutlich durch ein Seitenfenster des Gebäudes zu sehen waren. »Du warst es«, rief er. »Du hast die Laterne vergessen!«
    »Aber du hast sie mir gegeben!«
    »Egal, was passiert — Dresche beziehen wir auf jeden Fall!«
    »Ach was! Es ist doch nur die Schule! Das ist doch nicht so schlimm wie ein Wohnhaus oder ’ne Scheune! Da ist doch kein Mensch drin. Wenn das Haus niederbrennt, dann haben wir höchstens Ferien — vielleicht sogar für immer!«
    Der andere Junge sah ihn erstaunt an. Dann verklärte sich sein Gesicht und zeigte nur noch Entzücken. »Du hast recht! Wenn die Schule abbrennt, heißt das: Nie mehr Schule! Aber komm jetzt, wir hauen besser ab, bevor jemand vorbeikommt und denkt, wir hätten es absichtlich getan. War doch bloß ein Versehen!«
    Der Richter sah als erster den Feuerschein. Er lief zu der
    Glocke, die am Ende seiner Veranda hing und nur in Notfällen geläutet wurde. Er zog mit aller Macht am Seil.
    »Was ist los? Greifen etwa die Rothäute wieder an?« fragte Butch Gather, als er auf das Haus des Richters zuwabbelte.
    »Das Schulhaus brennt! Komm! Wir müssen eine Eimerkette bilden!«
    »Hmph!« murrte Butch, während er seine Fettmassen hinter dem Richter herrollte. »Warum lassen wir’s nicht einfach abbrennen? Dann gäb’s wenigstens keinen Ärger mehr mit dieser Lehrerin!«
    Die Flammen loderten schon an einer Seite des Gebäudes empor. Gelbe Flammenzungen leckten aus den Fenstern und hatten das Dach beinahe erreicht. Es schien so, als ob viele Leute in Spring Lick ähnlich dachten wie Butch, denn sie halfen nur widerwillig. Sie hatten die Schule nicht gewollt, die ihre Sprößlinge von der Feldarbeit abhielt. Keiner bedauerte es, daß dieses Gebäude ein Raub der Flammen wurde. Nur die barschen Befehle des Richters bewirkten, daß sie überhaupt ihre Eimer holten und versuchten zu löschen.
    Die Vordertür der Schule brach krachend auf, und man konnte erkennen, daß der Innenraum ein einziges Flammenmeer war. Die Leute lächelten höhnisch, weil sie wußten, daß das Gebäude nicht mehr zu retten war.
    Linnet lief durch die Nachtluft auf den Feuerschein zu. Sie zerrte den Richter am Arm. »Miranda. Ich kann Miranda nirgends finden!« rief sie gellend, um den Lärm zu übertönen.
    Er stieß sie unwirsch fort. »Wir haben jetzt keine Zeit, nach ihr zu suchen! Später! Los, stellen Sie sich in die Reihe, und nehmen Sie einen Eimer!«
    Linnet starrte mit ausdruckslosen Augen auf das verheerende Feuer. Die Schule bedeutete ihr nichts — aber Miranda war ihr ein und alles! Sie drehte sich um und entfernte sich von den Leuten, die versuchten, das Feuer zu löschen.
    Nettie und ihre beiden Töchter rannten ihr über das Feld entgegen. »Oh, Linnet«, rief Nettie mitfühlend. »Mir tut es leid um die Schule. Ich weiß, wie stolz du darauf warst. Jetzt sieht es so aus, als ob es zu spät wäre, noch irgend etwas zu retten.«
    »Ja«, erwiderte Linnet gedankenverloren und richtete ihren dumpfen Blick auf das wild flackernde Licht.
    »Zumindest ist Miranda noch rausgekommen«, flüsterte Rebecca leise.
    Sofort drehten sich die beiden Frauen zu ihr um.
    »Ich habe doch gar nichts gesagt!« Die Zehnjährige zuckte unter den forschenden Blicken der Frauen zusammen.
    Linnet krallte ihre Finger in die Schultern des Mädchens. »Was hast du da eben über Miranda erzählt?« wollte sie wissen.
    »Ist Sie denn nicht bei Ihnen?« fragte Rebecca erschrocken. »Ich hab’ sie nämlich vor einer Weile ins Schulhaus gehen sehen.«
    Nettie löste Linnets Finger von Rebeccas Arm. »Jetzt erzählst du uns alles ganz genau, mein Kind.«
    »Ich ging eben zur Quelle, und da habe ich Miranda gesehen, wie sie ins Schulhaus ging. Die Tür war offen, deshalb dachte ich, daß Mrs. Tyler drin wäre.«
    Linnet drehte sich um, hob ihre Röcke und rannte, so schnell sie konnte, zum Feuer zurück. Die Leute hatten das Löschen aufgegeben, doch noch immer standen ein paar Menschen vor dem Gebäude. Sie sollten auf Funkenflug achten. Es schien nur noch die Rückseite der Schule zu stehen.
    Linnet lief geradewegs in das Feuer hinein, ohne auf die sengende Hitze zu

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