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Rendezvous in Kentucky

Titel: Rendezvous in Kentucky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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hinein. Linnets Gegenwart schien sie nicht zu interessieren.
    Linnet kniete nieder und wusch Devons Rücken. Die Blasen platzten immer noch auf, und die gelbliche Flüssigkeit floß über den wunden Rücken.
    »Ist er Ihr Mann?« fragte Phetna kauend.
    »Er ist... er ist nicht mein Ehemann. Aber ich kenne ihn schon lange.«
    »Was sagt denn Ihr Mann dazu, wenn er zurückkommt und einen nackten Kerl auf Ihrem Bett findet?«
    »Ich bin nicht verheiratet.«
    Phetna gackerte amüsiert. »So, so. Die Welt hat sich also in den letzten Jahren doch nicht so sehr verändert, wie ich angenommen habe. Dabei hat mir der Richter gesagt, daß Sie die Lehrerin von Spring Lick sind!«
    »Das war ich. Ja.« Linnet wollte nicht länger über sich sprechen — Phetna würde früher oder später auch ohne ihre Mithilfe alles herausfinden.
    »Wie heißt denn unser Kranker?« fragte die Alte und schob den leergegessenen Teller weg.
    Linnet berührte liebevoll Devons Ohr. »Devon Slade Macalister«, erwiderte sie.
    »Slade Macalister?« rief Phetna ungläubig.
    Linnet lächelte und spielte mit einer schwarzen Locke, die sich an Devons Schläfe ringelte. »Er heißt Slade nach seinem Vater. Ich kann mich noch gut an den Tag erinnern, an dem er entdeckt hat, daß er nach seinem Vater benannt wurde... Man hat mir erzählt, wie sehr er an seinem Vater gehangen hat. Als er getötet wurde, muß Devon völlig außer sich gewesen sein.« Sie nahm den Lappen und begann von neuem die Blasen zu kühlen.
    »Ach... Slade ist tot?« fragte Phetna leise.
    »Ja. Er wurde von einem Bären umgebracht.« Linnet konnte nicht sehen, wie sich Phetnas Gesicht schmerzvoll verzerrte. »Agnes sagte mir, daß Devon seinem Vater sehr gleicht.«
    »Beide Jungs waren ihrem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten«, murmelte Phetna.
    Linnet sah die Alte erstaunt an. Was hatte sie da eben gesagt? »Sie kannten Devons Vater und die Zwillinge?«
    »Ja.« Phetna stand auf und setzte sich auf einen Stuhl neben Mirandas Bett. »Ich bin doch mit Slade und den anderen in die Wildnis gezogen. Die Mutter der Jungs war auch dabei.«
    »Georgina.« Linnet tunkte den Lappen erneut in das Wasser.
    »Ach ja, so hieß sie wohl. Für mich war sie immer nur Mrs. Macalister. Wir haben uns nie so recht verstanden«, bekannte Phetna geringschätzig. »Wo ist eigentlich der Bruder von ihm? Ich meine den, der seiner Mutter ähnlich war. Ich habe gehört, daß Georgina zu ihren feinen Verwandten in den Osten zurückgegangen ist. Einen Jungen soll sie ja mitgenommen haben.«
    »Genauso ist es. Devon blieb hier. Den Bruder habe ich nie kennengelernt.«
    Phetna schwieg für einen Augenblick, dann fragte sie: »Ist etwa Slades Sohn der Vater von diesem Baby?«
    Linnet drehte sich lächelnd um. Die Stimme der alten Frau hatte freundlich und interessiert geklungen. Linnet war so dankbar für ihre Anteilnahme, daß sie der Anblick des entstellten Gesichts gar nicht mehr störte. »Ja, so ist es.«
    »Wenn er auch nur ein bißchen seinem Vater ähnlich ist, dann verstehe ich sehr gut, daß Sie ihn genommen haben, ohne den Segen der Kirche abzuwarten.«
    »Agnes sagte —«
    »Agnes Emerson?« unterbrach Phetna sie.
    »Ja. Kennen Sie sie auch?«
    »Ach, Kind! Ich kenn’ sie alle! Ich war ihnen etwas im Alter voraus — so etwa Slades Jahrgang —, aber wir lebten zusammen in North Carolina, kamen zusammen in den Westen, und dann haben wir unsere Häuser gemeinsam errichtet.«
    »Aber wenn es Ihnen so gut in Sweetbriar gefallen hat, warum sind Sie dann hierher gezogen?« fragte Linnet und runzelte die Stirn.
    Phetna verstand sofort den Sinn der Frage und erwiderte fröhlich: »Ich bin eine alte häßliche Person geworden, und Slade ist ja leider tot... Also kann ich Ihnen die Wahrheit erzählen, ohne befürchten zu müssen, daß ich jemanden wehtue. Ich war einmal vor langer Zeit fürchterlich verliebt in Slade Macalister. Als er damals in den Norden reiste und diese, diese Frau heiratete, wurde ich fast verrückt! Ich ging nur deshalb mit in den Westen, weil mir niemand einreden konnte, daß diese Ehe gutgehen würde. Und ich hatte recht behalten. Als sie in den Osten zurückging und
    Slade mit seinem Sohn allein dastand, habe ich gehofft und gebetet, daß er sich mir zuwendet. Er tat es nicht, und ich fürchte, ich war ein verdammt schlechter Verlierer. Mit dem erstbesten Mann ging ich auf und davon. Tja, und seit der Zeit lebe ich hier.«
    »Lebt Ihr Mann noch?«
    Phetna drehte sich abrupt um. Linnet

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