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Rendezvous mit einem Mörder

Rendezvous mit einem Mörder

Titel: Rendezvous mit einem Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.D. Robb
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während sie sich auf ihrem Stuhl zurücklehnte, verschwand bereits sein Bild. Code Five bedeutete, dass sie ihrem Commander direkt Bericht erstatten, dass es keine unversiegelten Bericht für die anderen Abteilungen und keine Zusammenarbeit mit der Presse geben würde.
    Kurz gesagt, sie war auf sich allein gestellt.
    Am Broadway herrschten Höllenlärm und furchtbares Gedränge. Es war wie auf einer Riesenparty, deren rüpelhafte Gäste niemals wieder gingen. Sowohl auf den Straßen als auch in der Luft herrschte ein so reger Verkehr, dass man inmitten der dicht gedrängten Leiber und Transportmittel nur noch mit Mühe Luft bekam. Sie erinnerte sich daran, dass die Gegend bereits in ihren alten Tagen als uniformierte Polizistin als Hot Spot, als gefährlicher Fleck, sowohl für menschliche Wracks als auch für Touristen gegolten hatte, die zu sehr damit beschäftigt waren, mit großen Augen das allgemeine Treiben zu verfolgen, um auf den Verkehr zu achten.
    Selbst um diese frühe Uhrzeit lockten die Gerüche der fest installierten und der fahrbaren Essensstände, an denen von Reisnudeln bis hin zu Sojabohnen alles angeboten wurde, die zahllosen Besucher dieses Viertels an. Eve musste einen großen Schlenker machen, um nicht mit einem eifrigen Verkäufer und seinem qualmenden Schwebegrill zusammenzustoßen, und nahm seinen zornig ausgestreckten Mittelfinger eher gelassen hin.
    Schließlich parkte sie in zweiter Reihe, wich einem Mann aus, der schlimmer stank als das Gebräu in seiner Flasche, und trat auf den Bürgersteig. Zuerst sah sie sich das Gebäude an – fünfzig Geschosse glitzernden Metalls, die von ihrem Betonsockel wie ein Messer in den Himmel aufragten – und bekam, ehe sie sich schließlich durch die Tür schob, zwei unsittliche Anträge. Doch da der fünf Häuserblöcke umfassende Broadway im Volksmund liebevoll Nuttenlaufsteg genannt wurde, war sie darüber nicht weiter überrascht.
    Sie zeigte dem uniformierten Polizisten am Eingang des Gebäudes ihre Dienstmarke »Lieutenant Dallas.«
    »Zu Befehl, Sir.« Er strich über das offizielle Computersiegel, das das Gebäude gegen die Schaulustigen abschirmte und führte sie in Richtung der Fahrstühle. »Achtzehnter Stock«, erklärte er, als sich die Türen lautlos hinter ihnen schlossen.
    »Setzen Sie mich ins Bild, Officer.« Eve stellte den Rekorder an und wartete.
    »Ich war nicht als Erster am Tatort, Lieutenant. Was auch immer dort oben vorgefallen ist, ist bisher nicht bis hier unten durchgedrungen. Aber Sie werden schon erwartet. Ich weiß nur, dass es in der Wohnung Nummer 1803 einen Todesfall gegeben hat, der nach Code Five behandelt werden soll.«
    »Wer hat die Sache gemeldet?«
    »Das kann ich nicht sagen.«
    Als sich die Türen öffneten, blieb er im Fahrstuhl zurück, sodass Eve alleine einen schmalen Korridor betrat. Sicherheitskameras blickten auf sie herab, und ihre Füße bewegten sich beinahe lautlos auf dem abgewetzten Teppich, als sie sich in Richtung des Apartments 1803 begab. Ohne erst zu läuten, hielt sie ihre Dienstmarke in Augenhöhe des Spions, bis jemand ihr aufmachte.
    »Dallas.«
    »Feeney.« Froh, ein vertrautes Gesicht zu sehen, verzog sie ihren Mund zu einem Lächeln. Ryan Feeney war ein alter Freund und ehemaliger Partner, der die Arbeit auf der Straße gegen einen Schreibtisch und einen Superposten in der Abteilung für elektronische Ermittlungen eingetauscht hatte. »Dann schicken Sie also heutzutage sofort die Computerheinis an die Tatorte.«
    »Sie wollten hohe Tiere, und zwar möglichst die Besten.« Trotz der lächelnden Lippen in seinem breiten, zerknitterten Gesicht blieben seine Augen ernst. Er war ein kleiner, untersetzter Mann mit kleinen, kräftigen Händen und rostfarbenem Haar. »Du siehst geschafft aus.«
    »Ich hatte eine ziemlich harte Nacht.«
    »Das habe ich gehört.« Er bot ihr eine der gezuckerten Nüsse aus der Tüte an, die er für gewöhnlich mit sich herumtrug, und versuchte zu erkennen, ob sie bereit war für das, was sie in dem Schlafzimmer erwartete.
    Mit ihren knapp dreißig Jahren war sie jung für einen Menschen ihres Ranges, doch ihre großen braunen Augen hatten nie Gelegenheit gehabt, kindlich-naiv zu blicken. Ihr rehbraunes Haar war kurz geschnitten, weniger schick als vielmehr praktisch, doch es passte zu ihrem dreieckigen Gesicht mit den rasiermesserscharfen Wangenknochen und dem von einem kleinen Grübchen verzierten, stolz gereckten Kinn.
    Sie war groß, drahtig, versteckte

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