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Rendezvous mit einem Mörder

Rendezvous mit einem Mörder

Titel: Rendezvous mit einem Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.D. Robb
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er ist unser Mann.« Feeney setzte ein dünnes Lächeln auf. »John Smith.«
    »Das Pseudonym ist ja noch älter als die Mordwaffe.« Sie fuhr sich mit den Händen durch das müde Gesicht. »Warum spuckt das IRCCA nicht endlich irgendetwas über dieses Ungeheuer aus?«
    »Du hast noch nicht alle Dateien überprüft«, murmelte Feeney. Ihn verband eine geradezu zärtliche Liebe mit dem IRCCA.
    »Ich bin sicher, dass ich dort nichts finde. Offenbar haben wir es mit einem Zeitreisenden zu tun, Feeney.«
    Er schnaubte beinahe verächtlich. »Ja, ein echter Jules Verne.«
    »Wir haben ein Verbrechen aus dem zwanzigsten Jahrhundert«, sagte sie. »Die Waffen, die exzessive Gewalt, die handgeschriebenen Nachrichten, die er an den Tatorten zurücklässt. Vielleicht ist unser Killer also irgendeine Art Historiker oder zumindest ein Geschichtsfan. Jemand, der sich wünscht, die Dinge wären noch wie früher.«
    »Viele Leute denken, die Welt wäre anders besser. Das ist der Grund, warum so viele grauenhafte Themenparks angelegt werden.«
    Stirnrunzelnd ließ sie ihre Hände sinken. »IRCCA wird uns nicht dabei helfen, uns in diesen Typen hineinzuversetzen. Man braucht immer noch das menschliche Hirn, um dieses Spiel zu spielen. Was tut er nur, Feeney? Und weshalb tut er es?«
    »Er tötet Prostituierte.«
    »Nutten waren von jeher ein besonders leichtes Ziel, schon zu Zeiten von Jack the Ripper, stimmt’s? Es ist ein gefährlicher Job. Selbst heute noch, trotz aller Vorsichtsmaßnahmen haben wir es immer wieder mit Kerlen zu tun, die Prostituierte zusammenschlagen oder sogar umbringen.«
    »Aber es passiert nicht mehr so oft«, widersprach ihr Feeney. »Im Sado-Maso-Bereich gibt es manchmal irgendwelche Partys, die aus dem Ruder laufen, aber im Allgemeinen leben Prostituierte heute sicherer als Lehrer.«
    »Trotzdem ist ihre Arbeit nach wie vor mit einem gewissen Risiko verbunden. Scheint, als wäre das älteste Gewerbe der Welt einfach unlösbar mit dem ältesten Verbrechen der Welt verbunden. Aber ein paar Dinge haben sich wirklich geändert. Für gewöhnlich bringen die Menschen einander nicht mehr mit Pistolen um. Die Dinger sind einfach zu teuer und zu schwer zu bekommen. Und Sex ist inzwischen zu billig und zu einfach zu haben, als dass man deshalb töten müsste. Wir haben inzwischen andere Ermittlungsmethoden und ein völlig neues Spektrum von Motiven. Aber wenn man all das außer Acht lässt, bleibt die Tatsache bestehen, dass Menschen einander unverdrossen umbringen. So, und jetzt gehst du am besten weiter die Dateien unseres neuesten Opfers durch. Ich muss noch mit ein paar Leuten reden.«
    »Was du musst, ist schlafen, Kleine.«
    »Lass lieber ihn schlafen«, murmelte Eve. »Lass lieber diesen Bastard schlafen.« Sie atmete tief ein und wandte sich entschieden an ihr Tele-Link. Irgendjemand musste schließlich die Eltern des Mädchens kontaktieren.
    Als Eve schließlich das luxuriöse Foyer von Roarkes New Yorker Firmensitz betrat, war sie seit über zweiunddreißig Stunden auf den Beinen. Sie hatte das Elend überstanden, zwei schockierten, schluchzenden Eltern erklären zu müssen, dass ihre einzige Tochter nicht mehr lebte, sie hatte auf ihren Monitor gestarrt, bis die Daten vor ihren Augen verschwammen, und dann hatte sie noch ein temperamentvolles Gespräch mit Lolas Vermieter hinter sich gebracht. Da der Mann inzwischen Zeit gehabt hatte, sich halbwegs zu erholen, hatte er geschlagene dreißig Minuten damit zugebracht, die negative Publicity und mögliche daraus resultierende Mietverluste zu beklagen.
    So viel zum menschlichen Mitgefühl, sagte sich Eve.
    Roarke Industries, New York, entsprach genau ihren Erwartungen. Strahlend, schimmernd und beinahe geschmeidig ragte das einhundertfünfzig Stockwerke hohe, von Transportröhren und diamanthellen Hochwegen umringte Gebäude ähnlich einer glänzenden elfenbeinernen Lanze in den Himmel über Manhattan.
    Es gab keine stinkenden, rußenden Schwebegrillstationen und keine Straßenhändler, die heiße Taschencomputer feilboten und auf ihren farbenfrohen Luftbrettern den Bullen entwischten, denn in diesem Abschnitt der Fünften Straße war der Straßenverkauf untersagt. Die Gegend war ruhiger, wenn auch etwas weniger abenteuerlich als viele andere Teile der Stadt.
    Im Inneren des einen vollen Häuserblock umfassenden Foyers gab es drei elegante Restaurants, eine exklusive Boutique, eine Hand voll Spezialitätengeschäfte und ein kleines, auf Kunstfilme

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