Rendezvous mit einem Mörder
dick gepolsterten Sofas, war es der Mann hinter dem elfenbeinfarbenen Schreibtisch, der das Zimmer dominierte.
Was zum Teufel hatte er, was sie so faszinierte, fragte sich Eve zum x-ten Male, als er sich erhob und sie anlächelte.
»Lieutenant Dallas«, sagte er mit seinem leichten, betörenden irischen Akzent. »Wie immer ist es mir ein großes Vergnügen, Sie zu sehen.«
»Der Meinung sind Sie vielleicht nicht mehr, wenn ich fertig bin.«
Er zog eine seiner Brauen in die Höhe. »Warum kommen Sie nicht ganz rein und sagen mir, weshalb Sie hier sind? Dann werden wir ja sehen. Kaffee?«
»Versuchen Sie nicht, mich abzulenken, Roarke.« Trotzdem trat sie näher und sah sich, um ihre Neugier zu befriedigen, in dem Zimmer um. Es war groß wie ein Hubschrauberlandeplatz und verfügte über sämtliche Annehmlichkeiten eines Hotels der ersten Klasse: eine automatische Service-Bar, einen gepolsterten Entspannungssessel, komplett mit Virtual-Reality-Einheit und Stimulierungsanlage sowie einem überdimensionalen, momentan schwarzen Wandschirm. Linker Hand befand sich ein vollständiges Bad einschließlich Whirlpool und Trockenröhre, und natürlich waren sämtliche eingebauten Standard-Büro-Einrichtungsgegenstände technisch auf dem neuesten Stand.
Roarke verfolgte reglos ihre Blicke. Er bewunderte die Art, in der sie sich bewegte, die Art, in der ihre kühlen, wachen Augen alles in sich aufnahmen.
»Hätten Sie Interesse an einer Führung?«
»Nein. Wie können Sie bloß arbeiten in einer solchen…« Sie wedelte mit beiden Händen in Richtung der verglasten Wände. »Offenheit?«
»Ich bin nicht gerne eingeschlossen. Wollen Sie sich vielleicht setzen oder tigern Sie lieber weiter durch den Raum?«
»Ich bleibe lieber stehen. Ich muss Ihnen ein paar Fragen stellen, Roarke. Sie dürfen selbstverständlich einen Anwalt zu dem Gespräch hinzuziehen.«
»Wollen Sie mich verhaften?«
»Im Augenblick noch nicht.«
»Dann sparen wir uns die Anwälte, bis es so weit ist. Schießen Sie also einfach los.«
Obwohl sie ihm ins Gesicht sah, wusste sie, dass er seine Hände in die Taschen seiner Hose gesteckt hatte. Wirklich clever, denn Hände verrieten häufig die Gefühle eines Menschen.
»Wo waren Sie vorgestern Abend zwischen acht und zehn? Und können Sie Ihre Angaben belegen?«
»Ich glaube, bis kurz nach acht war ich hier in meinem Büro.« Er drückte auf einen Knopf auf seinem Schreibtisch. »Ich habe den Monitor um genau siebzehn Minuten nach acht heruntergefahren. Dann habe ich das Gebäude verlassen und bin nach Hause gefahren.«
»Sind Sie selbst gefahren, oder wurden Sie gefahren?«, unterbrach sie die Erklärung.
»Ich bin selbst gefahren. Ich habe immer einen Wagen hier. Ich halte nicht besonders viel davon, meine Angestellten ständig nach meiner Pfeife tanzen zu lassen.«
»Verdammt demokratisch von Ihnen.« Und verdammt unpraktisch, denn sie wollte, dass er ein Alibi hatte. »Und dann?«
»Dann habe ich mir einen Brandy eingeschenkt, habe geduscht, mich umgezogen und später mit einer Freundin zu Abend gegessen.«
»Wie spät und mit welcher Freundin?«
»Ich bin gerne pünktlich, also kam ich sicher gegen zehn dort an. Im Stadthaus von Madeline Montmart.«
Vor Eves geistigem Auge tauchte eine üppige Blondine mit mandelförmigen Augen und einem vollen Schmollmund auf. »Madeline Montmart, die Schauspielerin?«
»Ja. Ich glaube, es gab gebratene Taube, falls Ihnen das hilft.«
Sie ignorierte den Sarkasmus. »Dann kann also niemand bestätigen, was Sie zwischen acht Uhr siebzehn und zehn Uhr gemacht haben?«
»Vielleicht hat einer meiner Angestellten mich bemerkt, aber ich bezahle meine Leute gut, und deshalb würden sie sowieso immer das sagen, was ich von ihnen hören möchte.« Seine Stimme wurde schärfer. »Dann hat es also einen zweiten Mord gegeben.«
»Lola Starr, lizensierte Gesellschafterin. Bestimmte Details werden noch in dieser Stunde an die Presse weitergegeben.«
»Andere Details hingegen nicht.«
»Besitzen Sie einen Schalldämpfer, Roarke?«
Seine Miene blieb vollkommen reglos. »Mehrere. Sie sehen erschöpft aus, Eve. Waren Sie etwa die ganze Nacht auf den Beinen?«
»Das ist Teil meines Jobs. Besitzen Sie eine Schweizer SIG zweihundertzehn, Baujahr circa 1980?«
»Ich habe vor ungefähr sechs Wochen eine gekauft. Setzen Sie sich doch.«
»Waren Sie mit Lola Starr bekannt?« Sie zog ein Foto, das sie in Lolas Wohnung gefunden hatte, aus der Tasche. Das hübsche,
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