Rendezvous mit einem Mörder
gehen. Wegen Ihrer Waffe und Ihrer Munition werden wir uns bei Ihnen melden.«
»Du machst das wirklich gut«, murmelte Roarke. »Du schaffst es, innerhalb von Sekunden wieder in die Haut des Cops zu schlüpfen. Und sie passt dir wie angegossen.«
»Das will ich doch wohl hoffen. Machen Sie sich nicht die Mühe, mich an die Tür zu begleiten. Ich finde schon hinaus.«
»Eve.«
In der Tür blieb sie noch einmal stehen und blickte ihn an. Dort stand er, eine Gestalt in schwarzen Kleidern, umgeben von Zeitaltern der Gewalt. In der Haut der Polizistin schlug bebend das Herz der Frau.
»Wir sehen uns wieder.«
Sie nickte. »Darauf können Sie sich verlassen.«
In dem Wissen, dass Summerset lautlos aus irgendeinem Schatten treten würde, um ihr ihre Lederjacke zu geben und sie zu verabschieden, ließ er sie gehen, blieb allein zurück und zog aus seiner Tasche den grauen Knopf, den er auf dem Boden seiner Limousine gefunden hatte. Den Knopf, der von der Jacke ihres langweiligen grauen Anzugs gefallen war, den sie bei ihrer ersten Begegnung getragen hatte.
Er betrachtete ihn und fühlte sich in dem Bewusstsein, dass er nicht die Absicht hatte, ihn ihr zurückzugeben, wie ein hoffnungsloser Narr.
6
E in Neuling bewachte die Tür von Lola Starrs Apartment. Eve stufte ihn als Neuling ein, weil er kaum alt genug wirkte, um sich ein Bier bestellen zu dürfen, weil seine Uniform aussah, als hätte er sie gerade erst aus der Kleiderkammer zugeteilt bekommen und weil er im Gesicht ein wenig grün war.
Ein paar Monate in dieser Umgebung, und ein Bulle musste sich beim Anblick einer Leiche nicht mehr übergeben. Junkies, Nutten und schlichte miese Typen schlugen sich in dieser widerlichen Gegend entweder aus Spaß oder aus Habgier regelmäßig gegenseitig die Schädel ein. Nach dem Geruch zu urteilen, der sie, als sie aus ihrem Wagen stieg, empfing, war entweder vor kurzem jemand hier gestorben oder aber die Müllabfuhr war in der letzten Woche nicht gekommen.
»Officer.« Sie blieb stehen und zückte ihre Dienstmarke. Er war furchtsam zusammengezuckt, als sie aus dem jämmerlichen Abklatsch eines Lifts getreten war, und sie war sich sicher gewesen, dass sie ohne das sofortige Vorzeigen ihres Ausweises nähere Bekanntschaft mit dem von ihm mit zitternden Händen auf sie gerichteten Stunner gemacht hätte.
»Sir.« In seinen Augen lag ein nervöses Flackern.
»Geben Sie mir einen kurzen Lagebericht.«
»Sir«, sagte er noch einmal und atmete vorsichtig ein. »Der Vermieter hat meine Einheit herangewinkt und erklärt, in der Wohnung liege eine tote Frau.«
»Und…« Ihr Blick fiel auf das Namensschild auf seiner Brusttasche. »Officer Prosky?«
»Ja, Sir, sie… « Eve hörte sein schweres Schlucken und sah das Entsetzen, das sich bei der Erinnerung auf seinem Gesicht abmalte.
»Und wie haben Sie ermittelt, dass sie tot war, Prosky? Haben Sie den Puls gefühlt?«
Die plötzlich seine Wangen überziehende Röte wirkte keinesfalls gesünder als die grünliche Verfärbung seiner Haut. »Nein, Sir. Ich habe die vorgeschriebene Verfahrensweise angewandt, habe den Tatort gesichert und meine Dienststelle verständigt. Der Tod des Opfers wurde durch Ansicht festgestellt, und in der Wohnung wurde nichts verändert.«
»War der Vermieter in der Wohnung?« All das könnte sie auch später noch erfragen, aber sie konnte sehen, dass die von ihr erzwungenen Erklärungen dem Jungen halfen, sich etwas zu beruhigen.
»Nein, Sir, er sagt, er habe sie nicht betreten. Nach einer Beschwerde von einem der Kunden des Opfers, der um neun Uhr einen Termin hatte, hat der Vermieter die Wohnung überprüft. Er hat die Tür aufgeschlossen und sie sofort gesehen. Es ist ein Ein-Zimmer-Apartment, Lieutenant Dallas, und sie – Sie können sie sehen, sobald Sie die Tür aufmachen. Nach der Entdeckung der Leiche ist der Vermieter vollkommen panisch auf die Straße gelaufen und hat meine Einheit angehalten. Ich habe ihn sofort in die Wohnung begleitet, habe den Tod durch Augenscheinnahme bestätigt und Meldung gemacht.«
»Haben Sie Ihren Posten seither irgendwann verlassen, Officer? Vielleicht nur für ein paar Minuten?«
Endlich wurde sein Blick ein wenig ruhiger, endlich sah er ihr in die Augen. »Nein, Sir, Lieutenant. Obwohl ich dachte, ich müsste es. Das ist meine erste Tote, und ich hatte einige Schwierigkeiten, die Fassung zu bewahren.«
»So, wie es für mich aussieht, haben Sie sogar hervorragend die Fassung bewahrt, Prosky.« Sie
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