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Rendezvous mit einem Vampir (German Edition)

Rendezvous mit einem Vampir (German Edition)

Titel: Rendezvous mit einem Vampir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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Prostitution herauszuholen, aber daran waren sie nicht interessiert. Sie konnten sich gar kein anderes Leben vorstellen.« Ein Seufzer kam ihr über die Lippen, als sie sich diese Rat- und Hilflosigkeit noch einmal vergegenwärtigte. »Nicht eine einzige von diesen Frauen hatte je in die Prostitution geraten wollen. Jede von ihnen hatte einmal von einem Ehemann und einer Familie geträumt, von einem glücklichen Leben. Alle waren sie zu dieser Existenz gezwungen worden, ein paar durch Zufall, aber die meisten von dem Mann, den sie als ihren ›Beschützer‹ bezeichnet hatten. Einmal in dieser Ecke gelandet, wurden sie von der Gesellschaft als Abfall angesehen, als hätten sie eine Entscheidung getroffen, durch die sie mit einem Mal weniger wert waren als andere Menschen.«
    »So ist es dir ergangen, als die Römer in Ägypten einfielen und du nicht länger Geschäftsfrau sein durftest«, machte er ihr klar. »So als wärst du mit einem Mal nicht mehr intelligent genug, um ein Geschäft zu führen. Als wärst du plötzlich ein Kleinkind, das jemanden braucht, der auf es aufpasst.«
    »Könnte man so sagen«, stimmte sie ihm zu. »Aber wie schon erwähnt: Diesen Zusammenhang habe ich damals nicht erkannt. Und ich fühlte mich nach der Invasion auch nicht minderwertig, während diese Frauen alle den Eindruck erweckten, als seien sie weniger wert. Als Beth mich ins Gebet nahm, da konnte ich nur beteuern, dass ich wirklich nichts von ihnen wollte und dass ich auch nicht vorhatte, sie im Stich zu lassen. Aber ihre Erfahrungen sahen anders aus, und deshalb wollte sie mir das nicht abnehmen. Und das galt auch für die anderen Frauen. Sie alle waren der Ansicht, dass mich nichts davon abhalten würde, von heute auf morgen meine Zelte abzubrechen und sie sich selbst zu überlassen. Sie konnten sich einfach nicht vorstellen, dass ich das nicht tun würde. Deshalb lebten sie in ständiger Angst. Als mir das klar wurde, beschloss ich, mich mit ihrem Angebot einverstanden zu erklären.«
    »Von ihnen zu trinken?«
    Sie nickte. »Es entpuppte sich als eine rundum gute Sache.«
    »Wieso das?«, fragte er neugierig.
    »Die Frauen hatten sich immer auf einer Gratwanderung befunden, indem sie entweder übermäßig nett zu mir waren oder sich untereinander und auch mich anherrschten«, erklärte sie, stockte dann und zog die Nase kraus. »Es war wie ein Haus voller Katzen, die umeinander herumschlichen und sich belauerten und die jeden Moment aufeinander losgehen konnten. Erst als ich mich einverstanden erklärte, von ihnen zu trinken, wurde das Gleichgewicht wiederhergestellt. Sie waren der Ansicht, dass nun jeder profitierte, und damit war alles in Ordnung. Die Spannungen ließen nach, eine viel lockerere Atmosphäre machte sich breit, und es entstand so etwas wie eine große Familie. Es war sehr schön. Und ich war nicht mehr gezwungen, jede Nacht auf die Jagd zu gehen. Alle waren glücklich und zufrieden.«
    »Alle?«, hakte Harper auf eine Weise nach, die sie leise lachen ließ.
    »Fast alle. Meine Familie natürlich ausgenommen.«
    »Ich hätte mir auch nicht vorstellen können, dass dein Bruder begeistert darüber war, dass seine Schwester ein Bordell führte.« Grinsend legte er den Kopf schräg. »Hat er sich wieder an Lucian gewandt?«
    »Natürlich«, bestätigte sie missmutig. »Als Stephanos zahlreiche Briefe und sogar ein persönlicher Besuch nicht halfen, mich dazu zu zwingen, das Bordell zu verkaufen, schaltete er als Nächstes Lucian ein. Und dieser machte sich per Schiff von Amerika aus auf den Weg nach England, um sich der Sache persönlich anzunehmen.«
    »Und?« Harper beugte sich nach vorn, weil er unbedingt erfahren wollte, wie die Sache weiterging.
    »Er las mich, er las die Mädchen, dann wandte er sich an Stephano und überraschte uns alle, indem er verkündete, ich sei alt genug, um meine eigenen Entscheidungen zu treffen. Er war stolz auf das, was ich für diese Frauen getan hatte, und das sollte Stephano gefälligst auch sein. Auf jeden Fall sei der Moment gekommen, an dem er aufhören solle, sich in mein Leben einzumischen.« Drina ließ den Kopf sinken, um die Tränen zu verbergen, die ihr bei der Erinnerung daran in die Augen gestiegen waren.
    Verdammt noch mal, dachte sie und fragte sich, warum allein der Gedanke an Lucians Zuspruch sie in Tränen ausbrechen ließ. Als Harper seine Hand auf ihre legte und sie sanft drückte, blickte sie wieder auf.
    »Er hatte völlig recht.«
    Drina lächelte

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