Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rendezvous mit einem Vampir (German Edition)

Rendezvous mit einem Vampir (German Edition)

Titel: Rendezvous mit einem Vampir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
Vom Netzwerk:
immerhin hätte ich meinen Vorgänger ja auf dem Gewissen.« Die Erinnerung daran ließ Drina flüchtig lächeln. Es hatte ihr zwar ganz und gar nicht gefallen, aber da sie sich für die Frauen verantwortlich fühlte, war sie Puffmutter geworden.
    »Laut Mary war ich nicht mal eine gute Puffmutter«, räumte sie belustigt ein. »Ich war zwar auf die Sicherheit der Frauen bedacht und darauf, dass ihre Kunden sie nicht schlecht behandelten, aber ich nahm nichts von ihrem Geld an. Eigentlich kostete mich das Ganze sogar noch Geld. Und das genügte, um mich nach Marys Maßstäben als Versagerin abzustempeln.«
    Harper kommentierte das mit einem Lacher, dann aber fragte er interessiert: »Mit anderen Worten, du hast dich die ganze Zeit über nur im Bordell aufgehalten und auf die Frauen aufgepasst, ohne einen Cent zu verdienen?«
    »Anfangs ja«, antwortete sie leise, dann gab sie seufzend zu: »Aber nach einer äußerst hässlichen Auseinandersetzung mit drei betrunkenen Freiern, die über eine der Frauen herfallen wollten, wurde ich verletzt … und dann heilte meine Verletzung.«
    »Und dadurch kamen sie dahinter, was du bist«, mutmaßte er.
    »Das ist eben eines der Risiken, wenn man zu viel Zeit mit Sterblichen verbringt«, bemerkte sie trocken. »Zum Glück kamen die Frauen damit wesentlich besser klar als Einauge. Sie akzeptierten es, und die meisten von ihnen waren richtiggehend erleichtert.«
    »Erleichtert?«, wiederholte Harper erstaunt.
    Drina nickte und erklärte ihm: »Na ja, ich passte auf sie auf, ohne ihnen Geld abzunehmen. Wie sich herausstellte, fühlten sie sich mir gegenüber verpflichtet, und das gefiel ihnen überhaupt nicht. Aber nachdem sie die Wahrheit über mich wussten, konnten sie mir etwas als Gegenleistung anbieten.«
    »Ihr Blut«, flüsterte Harper und setzte sich auf.
    Drina nickte bedrückt. »Zuerst lehnte ich es ab. Aber Beth erklärte mir, es sei schrecklich egoistisch von mir, ihr großzügiges Angebot abzulehnen.«
    »Das war aber sehr direkt.«
    »Ja, aber es ging weniger um das, was sie sagte, als vielmehr um das, was sie nicht sagte. Mir wurde bewusst, dass die Frauen Angst hatten. Ich war der beste Beschützer, den sie je gehabt hatten. Sie wurden von mir weder geschlagen noch vergewaltigt, ich behielt nicht einfach einen Teil von ihrem Geld ein, und ich hatte sogar die ein oder andere Verletzung davongetragen bei meinem Versuch, sie zu beschützen, und trotz allem wollte ich dafür keine Gegenleistung verlangen. Es verwirrte sie, weil sie nicht verstehen konnten, warum ich mich so verhielt.«
    »Und wieso hast du dich so verhalten?«, wollte Harper wissen.
    Drina musste einen Moment lang über diese Frage nachdenken. »Weil ich dazu in der Lage war, und weil niemand sonst es tun wollte.«
    »Ich glaube, du hattest noch einen anderen Grund«, sagte Harper. »In Ägypten hast du auf eigenen Beinen gestanden, bis die Römer einfielen. Ich habe das Gefühl, du hast einen Großteil deines Lebens damit zugebracht, diese Eigenständigkeit und Freiheit zurückzuerlangen. Als Gladiatorin war dir das ansatzweise gelungen, und als Konkubine, die in Wahrheit über ein Land geherrscht hat, warst du schon wieder ein Stück eigenständiger. Du wurdest eine Herzogin, um dich dem Diktat deines Bruders zu entziehen, und dann hast du dich als Mann ausgegeben, um dein eigenes Schiff zu befehligen.« Er nickte bedächtig. »Ich glaube, du hast mit diesen Frauen mitgefühlt. Du hast versucht, sie von der Tyrannei einer von Männern beherrschten Welt zu befreien, indem du ihnen erlaubt hast, ihr eigenes Geld zu verdienen und auch zu behalten. Gleichzeitig hast du sie vor allen beschützt, die sie ausnutzen oder missbrauchen wollten. Du hast dich selbst in ihnen wiedererkannt, und du hast versucht, ihnen das zu geben, wofür du immer gekämpft hast.«
    Unbehaglich rutschte sie auf ihrem Platz hin und her. Er hatte sie so treffsicher durchschaut, dass sie sich regelrecht entblößt vorkam. »Oder ich hatte insgeheim schon immer eine Prostituierte sein wollen«, scherzte sie, um die Stimmung ein wenig aufzulockern.
    »Meinst du?«, fragte er, da ihre Worte ihn zu überraschen schienen.
    »Nein. Ich hatte da schon längst genug vom Sex mit Sterblichen«, erwiderte sie lachend. »Aber vermutlich hast du recht, was meine Motive angeht. Damals war mir aber selbst das überhaupt nicht klar.« Sie spielte wieder mit ihrem Weinglas, als sie zugab: »Ursprünglich hatte ich versucht, diese Frauen aus der

Weitere Kostenlose Bücher