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Rendezvous mit einem Vampir (German Edition)

Rendezvous mit einem Vampir (German Edition)

Titel: Rendezvous mit einem Vampir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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auch weiser und erfahrener. Eben ein guter Mann. Zum Glück hielt er mich für einen guten Kapitän, also gab er mir das Versprechen, den Mund zu halten. Das Ganze hatte aber auch sein Gutes, weil er dadurch völlig vergaß, sich Gedanken über meine eigentlich tödliche Wunde zu machen«, sagte sie, trank einen Schluck Wein und fuhr fort: »Von da an achtete Einauge darauf, dass er mir bei Kämpfen Rückendeckung gab. Und wenn der seltene Fall eintrat, dass ich in einer Schlacht verletzt wurde, sorgte er dafür, dass niemand sonst mich versorgte. Außerdem ließ ich mir immer nur dann von ihm helfen, wenn ich den Verband nicht selbst anlegen konnte – und dann auch nur unmittelbar, nachdem mir die Verletzung zugefügt worden war. Ich musste sicherstellen, dass er nicht merkte, wie schnell meine Heilung vonstatten ging. Er dachte zwar, ich würde mich so verhalten, weil ich ihn nicht meinen Körper sehen lassen wollte, also ließ ich ihn in dem Glauben. Anfangs hatte er solche Angst, einen Frauenkörper zu berühren, dass er mir praktisch mit geschlossenen Augen einen Verband anlegte.«
    Drina lachte leise und schüttelte ungläubig den Kopf. »Für einen Piraten war er bemerkenswert empfindlich. Aber ich glaube, das hing nur damit zusammen, dass ich sein Kapitän war. Nach einer Weile gewöhnte er sich allerdings daran, bis ich irgendwann erneut eine Stichwunde erlitt, die auf jeden Fall tödlich hätte sein müssen. Und dieses Mal fiel es ihm auf.«
    »Wie hast du es ihm erklärt?«
    »Gar nicht. Was hätte ich auch sagen sollen? Ich murmelte etwas davon, dass ich schon immer gutes Heilfleisch gehabt hätte, und dabei beließ ich es dann. Aber von da an beobachtete er mich genauer, und er begann Dinge zu kombinieren.«
    »Was für Dinge?«
    »Zum Beispiel die Tatsache, dass ich den ganzen Tag über in meiner Kabine blieb und meinem Ersten Offizier das Steuer überließ. Dass ich ihn erst nach Sonnenuntergang ablöste, wobei ich eine so untrügliche Orientierung an den Tag legte, als könnte ich durch die Dunkelheit hindurchsehen«, antwortete sie. »Dass ich andere Schiffe nur in der Nacht angriff. Dass ich auffallend stark war, vor allem für eine Frau. Dass ich mich in der Finsternis so flink in der Takelage bewegen konnte, wie es ihnen allen nur am Tag möglich war, während sie sich in der Nacht ihren Weg ertasten mussten.«
    »Ah, verstehe«, sagte Harper.
    Sie nickte. »Dann eines Nachts folgte er mir unter Deck zu der Arrestzelle, in der die Gefangenen festgehalten wurden. Ich wollte mir bei ihnen das Blut zurückholen, das ich durch meine Wunden verloren hatte.«
    Diese Enthüllung kam für Harper nicht überraschend, denn bis zur Erfindung der Blutbank waren sie alle gezwungen gewesen, sich von Sterblichen zu ernähren. Dennoch verspürte sie das Bedürfnis, es ihm zu erklären. »Ich habe immer versucht, nicht von meiner eigenen Besatzung zu trinken, und selbst bei den Gefangenen habe ich darauf geachtet, nicht zu viel von ihnen zu trinken. Also habe ich mehrere von ihnen jeweils um ein wenig Blut erleichtert. Danach habe ich ihre Erinnerung daran gelöscht, dass ich sie aufgesucht hatte. Alle Gefangenen wurden stets gut behandelt, darauf habe ich immer großen Wert gelegt.«
    »Aber er ist dir gefolgt und hat dich beobachtet«, warf Harper ein.
    »Ja«, bestätigte sie betrübt. »Was er sah, war für ihn noch schlimmer als die Tatsache, dass ich mich als Frau entpuppt hatte. Daraufhin musste ich seine Erinnerung löschen. Wir waren bereits auf dem Weg zu einem Hafen, um die Gefangenen abzuliefern, und bei der Gelegenheit ließ ich ihn mit an Land gehen. Ich gab ihm genug Geld mit, dass er nie wieder arbeiten musste, und dann schickte ich ihn weg. Danach hatte die Freibeuterei ihren Reiz für mich verloren. Und wie gesagt, ich war es leid, dauernd meine Männer zu verlieren.«
    »Also hast du dich vom Piratendasein verabschiedet«, folgerte Harper leise.
    »Richtig.« Sie trank wieder einen Schluck Wein. »Es wurde Zeit für eine Veränderung. Zum Glück war das Vermögen, das ich bis dahin angehäuft hatte, groß genug, um sich ein paar Jahrhunderte über Wasser zu halten.«
    Harper wollte gerade zum Reden ansetzen, als der Ober zu ihnen an den Tisch kam, um ihnen das Essen zu servieren. Beide bedankten sich und sahen erwartungsvoll auf ihre Teller.
    Drinas Magen begann zu knurren, als ihr das köstliche Aroma des Gerichts in die Nase stieg, das sich Fettuccine mit Huhn nannte. Sie hatte sich dafür

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