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Rendezvous mit einem Vampir (German Edition)

Rendezvous mit einem Vampir (German Edition)

Titel: Rendezvous mit einem Vampir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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eine füllige, wohlgenährte alte Frau gewesen, diese Kreatur hingegen war ein verdrecktes, ausgemergeltes Geschöpf. Doch ich bemerkte das Leuchten in ihren Augen und ließ den Kutscher sofort anhalten. Erst als ich ausstieg und sie sich mir an den Hals warf, um wirr von der kopflosen Mary und den anderen zu reden, wurde mir klar, wer sie war.«
    Abermals hielt sie kurz inne. »Ich begriff noch immer nicht, was vorgefallen war. Der Blutdurst hatte sie halb wahnsinnig werden lassen, und was sie von sich gab, ergab für mich keinerlei Sinn. Ich versuchte, sie in die Kutsche einsteigen zu lassen, um mit ihr zum neuen Haus zu fahren, doch als sie das hörte, spielte sie völlig verrückt. Sie beruhigte sich erst wieder, als ich ihr versprach, nicht zum Haus zu fahren. Stattdessen brachte ich sie ins alte Bordell und kümmerte mich darum, Blut für sie zu beschaffen. Es war eine Qual. Der Gedanke, von einem Sterblichen zu trinken, rief bei ihr Ekel und Entsetzen hervor. Ich musste sowohl sie als auch die Spender kontrollieren, damit sie endlich etwas zu sich nahm. Es dauerte eine Ewigkeit, da sie unglaublich viel Blut benötigte. Ich musste immer wieder losziehen und neue Spender besorgen. Dabei musste ich dafür sorgen, dass die Spender keine Schmerzen hatten und nichts von dem mitbekamen, was mit ihnen geschah. Gleichzeitig musste ich Beth kontrollieren, um ihre Abscheu in den Hintergrund treten zu lassen, und darauf achten, dass sie nicht zu viel trank. Und die ganze Zeit über war ich in Panik, dass ich sie vielleicht doch würde töten müssen, weil der noch verbliebene Verstand nicht reichte, um sie vor dem völligen Abgleiten in den Wahnsinn zu bewahren.«
    »Und? Musstest du sie töten?«
    Drina lächelte ironisch. »Ist schon witzig, was die Menschen angeht. Die, die am stärksten erscheinen, die immer die Klappe weit aufreißen und die anderen schikanieren, sind meistens die, die innerlich am schwächsten sind und sich am schnellsten in Angst und Schrecken versetzen lassen. Die Zurückhaltenden dagegen, die ihre Ängste nicht verbergen, sind innerlich dagegen oft die Stärkeren.«
    »Ja, das habe ich auch festgestellt«, stimmte Harper ihr zu. »Also hat unsere Beth es gut überstanden?«
    Als sie ihn »unsere Beth« sagen hörte, musste sie einen Moment lang grinsen. »Ja. Ich brachte ihr die ganze Nacht über einen Spender nach dem anderen. Am nächsten Tag ließ ich sie ausruhen, und bei Anbruch der Nacht ging ich wieder auf die Suche nach Spendern. Als der zweite Morgen dämmerte, hatte sie sich allmählich wieder gefangen. Ich bestand darauf, dass sie sich weiter erholte, erst danach würden wir uns unterhalten. Sie schlief den Tag über bis zum frühen Abend fest durch. Ich blieb bei ihr und passte auf sie auf. Als sie aufwachte, war sie ganz ruhig und fühlte sich deutlich besser. Dann erzählte sie mir alles.« Drina atmete seufzend aus. »Natürlich machte ich mich sofort auf den Weg zum neuen Haus. Ich versuchte Beth dazu zu überreden, im Bordell auf mich zu warten, doch sie wollte mich unbedingt begleiten. Ich hätte hartnäckiger bleiben sollen, allerdings ging ich auch davon aus, dass ich mich nur mit dem Abtrünnigen auseinandersetzen musste. Doch in den zwei Wochen seit Beths Flucht hatte er die anderen Frauen mit seinem Wahnsinn angesteckt. Einige Dinge, die sie den Männern antun mussten, die sie ins Haus gelockt hatten, waren …« Ihre Stimme versagte bei der Erinnerung an das, was sie in den Gedanken der anderen Frauen gelesen hatte, als sie das Haus betrat – ein Haus, das gemütlich und einladend gewesen war, als sie es verlassen hatte. In nur kurzer Zeit war es in einen blutgetränkten Albtraum verwandelt worden, überall lagen Leichen, einige von ihnen in Stücke gerissen.
    »Sie konnten nicht mehr gerettet werden«, sprach sie leise weiter. »Sie griffen uns an, als wir hereinkamen, womit ich natürlich nicht gerechnet hatte. Ich musste an die Frauen denken, wie ich sie in Erinnerung hatte, doch das waren nicht mehr dieselben. Er befahl ihnen anzugreifen, und sie gingen auf uns los wie auf Fremde, die ihnen nichts bedeuteten. Beth und ich waren in der Unterzahl, und wir befanden uns im Nachteil, weil wir nicht dem Wahnsinn anheimgefallen waren, sondern diese Frauen kannten, die einmal so etwas wie unsere Familie gewesen waren. Ich glaube, Beth und ich wären an diesem Tag gestorben, wenn nicht im gleichen Moment Vollstrecker des Rats aufgetaucht wären, um dem Treiben ein Ende zu

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