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Rendezvous mit Rama

Rendezvous mit Rama

Titel: Rendezvous mit Rama Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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einem Museum auf der Erde.«
    Ja, das war offensichtlich die Erklärung. Und aus eben- diesem Grund kam sie Norton verdächtig vor. Seine Zweifel wuchsen, als er die anderen Säulen untersuchte und die Bildnisse heraufbeschwor, die sie enthielten.
    Werkzeuge (allerdings für riesige und seltsam geformte
    Hände bestimmt), Behältnisse, kleine Maschinen mit Schalttafeln, die für mehr als fünf Finger gemacht zu sein schienen, wissenschaftliche Instrumente, verblüffend konventionelle Haushaltsgeräte, darunter Messer und Teller, die, abgesehen von ihrer Größe, auf der Erde keinen zweiten Blick auf sich gezogen hätten - alles war da, und dazu noch Hunderte weniger leicht zu identifizierende Gegenstände, die oftmals alle zusammen in ein und derselben Säule zusammengedrängt waren. Ein Museum muss doch sicherlich irgendwie logisch angeordnet sein, musste irgendeine Trennung nach Sachgebieten und zueinander gehörigen Themen aufweisen. Doch dies hier schien eine völlig zufällige Ansammlung von Eisenkurzwaren zu sein.
    Sie hatten die schwer fixierbaren Bilder in einer großen Zahl von Säulen fotografiert, als Norton plötzlich einfach aufgrund der Vielfältigkeit der Gegenstände eine Idee hatte, worum es sich handeln könnte. Vielleicht war dies ja gar keine Sammlung, sondern ein Katalog, der nach einem willkürlichen, aber vollkommen logischen System zusammengestellt war. Er dachte an die verrückten Zusammenstellungen, die jedes Wörterbuch oder jede alphabetische Liste darstellt, und er probierte diese Vorstellung an seinen Gefährten aus.
    »Ja, ich verstehe, was Sie meinen«, sagte Mercer. »Andersrum würden die Ramaner wahrscheinlich ebenso erstaunt sein, wenn sie feststellen müssten, dass wir - äh, Kamera neben Kameradschaftsehe oder Tellur neben Teakholz stellen.«
    »Oder Buch neben Bucharateppich«, ergänzte Calvert, nachdem er mehrere Sekunden lang tief nachgedacht hatte. Dieses Spielchen könnte man stundenlang fortsetzen, entschied er, und mit wachsender Irrtumsmarge.
    »Genau das ist es«, antwortete Norton. »Vielleicht ist das ja ein alphabetischer Katalog von 3-D-Bildern - Schablonen körperliche Blaupausen, falls man es so nennen will.«
    »Zu welchem Zweck?«
    »Nun, Sie wissen über die Biotentheorie Bescheid ... die Vorstellung, dass diese Bioten nicht existieren, bis sie benötigt werden, und dass sie erst dann erschaffen werden - dass sie synthetisiert werden - nach Mustern, die irgendwo aufbewahrt sind?«
    »Ich verstehe«, sagte Mercer langsam und nachdenklich. »Wenn also ein Ramaner einen linkshändigen Knüppel braucht, dann drückt er die entsprechende Kodenummer, und von den Schablonen hier drin wird eine Kopie angefertigt.«
    »Ja, etwa in der Art. Aber fragt mich bitte nicht nach den praktischen Einzelheiten.«
    Die Säulenreihen, durch die sie vorgedrungen waren, hatten an Größe ständig zugenommen. Jetzt waren sie fast zwei Meter dick. Und auch die eingeschlossenen Bildwerke waren gewachsen. Es war klar, dass die Ramaner aus zweifellos exzellenten Gründen sich auf Lebensgröße in der Reproduktion festgelegt hatten. Norton fragte sich, wie sie etwas wirklichGro ßes aufbewahrten, wenn das überhaupt der Fall sein sollte.
    Um ein möglichst großes Terrain zu erfassen, hatten sich die vier Kundschafter nun getrennt und wanderten einzeln durch den kristallenen Säulenwald, wo sie versuchten, so viele Fotos von den flüchtigen Erscheinungen zu machen, wie es bei der Einstellungsgeschwindigkeit ihrer Kameras nur möglich war. Es war wirklich ein erstaunlich glücklicher Zufall, dachte Norton. Allerdings hatte er auch das Gefühl, es verdient zu haben, dass er jetzt Glück hatte. Zweifellos hätten sie bei ihrer letzten Exkursion gar nichts Besseres auswählen können als diesen >illustrierten Katalog Ramanischer Artefakten Und doch, von einem anderen Standpunkt aus betrachtet, konnte es auch wieder nichts Enttäuschenderes geben. Denn hier war ja wirklich nichts außer ungreifbaren Mustern von Licht und Nichtlicht; alle diese scheinbar festen Gegenstände hatten keine Wirklichkeit.
    Selbst in der Erkenntnis dieser Tatsache fühlte sich Norton mehr als einmal versucht, eine der Säulen mit seinem Laser zu öffnen, um etwas Stoffliches, Materielles, Handfestes mit zur Erde zurückzubringen. Es war genau der gleiche Trieb, sagte er sich mit einem schiefen Grinsen, der einen Affen dazu veranlassen würde, nach dem Spiegelbild einer Banane in einem Spiegel zu grapschen.
    Er

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