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Rendezvous mit Übermorgen

Rendezvous mit Übermorgen

Titel: Rendezvous mit Übermorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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Stimmt ihr mir da zu?«
    General O'Toole nickte. Er war sichtlich beeindruckt, wie rasch und präzise Richard das Dilemma strukturiert hatte. »Das Ergebnis der zweiten Reihe ist immer gleich«, brachte Nicole dann vor, »egal ob wir sie warnen oder nicht. Wenn Rama wirklich feindliche Absichten hegt, dann bedeutet es bei derart uns überlegener Technologie keinen Unterschied, ob wir sie warnen oder nicht. Dann würden sie früher oder später mit diesem Schiff da oder mit einem anderen in späterer Zukunft die menschliche Rasse entweder unterjochen oder vernichten.«
    Richard wartete ein wenig, um zu garantieren, dass auch O'Toole ihnen folgte. Dann sprach er langsam weiter. »Ähnlich verhält es sich, wenn Rama überhaupt nicht feindlich ist - dann kann es gar nicht falsch sein, sie zu warnen. Denn in diesem Fall ist die Erde nicht in Gefahr, ob wir die Ramaner warnen oder nicht. Aber wenn unsere Warnung vor den Atomraketen zum erwünschten Ziel führt, dann wäre ein außerordentliches Wunderwerk vor der Zerstörung bewahrt worden.«
    Der General lächelte. »Also taucht das einzig mögliche Problem - wenn ihr wollt, könnt ihr es die >O'Toolsche Angstneurose< nennen - auf, wenn Rama ursprünglich keine feindlichen Absichten hegte, aber sich anders entscheidet und die Erde angreift, sobald es weiß, dass Atomraketen im Zielanflug sind.«
    »Ganz genau«, sagte Richard. »Und ich möchte noch das Argument hinzufügen, dass die Tatsache, dass wir sie gewarnt haben, sich in diesem Fall der potentiellen feindlichen Aktion möglicherweise als strafmildernder >Faktor< auswirken könnte. Immerhin ...«
    »Schon gut, schon gut«, warf O'Toole ein. »Ich verstehe, worauf Sie hinauswollen. Außer man setzt für den möglichen Fall, der mir Sorgen macht, eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit an, bietet einfach die Gesamtanalyse ein günstigeres potentielles Resultat, wenn die Ramaner gewarnt werden.-« Auf einmal begann OToole zu lachen. »Es ist aber gut, dass Sie nicht für das Militäroberkommando von COG arbeiten, Richard. Sonst hätten Sie mich mit Ihrer Logik möglicherweise überredet, meinen Aktivierungscode einzusetzen ...«
    »Das bezweifle ich«, sagte Nicole trocken. »Niemand könnte für einen solchen paranoischen Irrsinn logische Argumente entwickeln!«
    »Ich danke euch beiden.« Der General lächelte. »Jetzt bin ich beruhigt. Ihr wart sehr überzeugend. Und jetzt - zurück ans Werk!«
    Gepeitscht von der Bedrohung durch die unerbittlich herankommenden Raketen arbeitete das Triadenteam unermüdlich über Stunden hinweg. Nicole und Michael OToole bauten die Warn-Botschaft in zwei getrennten Abteilungen auf. Das erste Informationssegment bestand großenteils aus Background-Info, um eine Basis für die Kommunikationstechnik zu bauen, und zeigte technische Bahndetails, so den Rama-Orbit beim Eintritt in das Sonnensystem, die beiden Newton-Schiffe beim Start von der Erde und beim Andocken kurz vor der Begegnung mit dem fremden Raumschiff, die beiden Kursänderungsmanöver Ramas und schließlich die sechzehn von der Erde abgeschossenen Raketen auf Rama-Abfangkurs. Richard, dessen lange Arbeitsstunden am Keyboard und mit dem schwarzen Bildschirm sich jetzt auszahlten, wandelte diese Bahndaten in graphische Kurven um, während die beiden anderen Kosmonauten sich mit den vielschichtigen Problemen der restlichen, eigentlichen Botschaft abplagten.
    Deren zweiter Teil nämlich war außerordentlich schwierig. Darin wollten die Vertreter der Menschheit erklären, dass die heranfliegenden Raketen mit Atomsprengköpfen ausgerüstet seien, dass die Explosionsenergie dieser Bomben durch eine Kettenreaktion entstehe, und dass die aus der Explosion resultierende Hitze, die Wucht und die Strahlung enorm groß sein würden. Dies in Grundzügen darzustellen, war keine übermäßige Herausforderung; aber eine Terminologie zu entwickeln, mittels derer einer extraterrestrischen Intelligenz begreifbare quantitative Angaben über die Vernichtungsstärke gegeben werden konnten, das erwies sich als beträchtliche Hürde.
    »Das ist nicht möglich!«, rief Richard verzweifelt, als sowohl O'Toole wie auch Nicole darauf beharrten, die Warnung sei unvollständig ohne Angaben über die bei der Explosion entstehende Hitze und die Größenordnung der Schock- und Strahlungsfelder. »Warum geben wir ihnen nicht einfach die Menge des spaltbaren Materials bei dem Prozess an? Sie müssen doch exzellente Physiker sein und könnten sich den

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